FES HOME MAIL SEARCH HELP NEW
[DIGITALE BIBLIOTHEK DER FES]
TITELINFO / UEBERSICHT



TEILDOKUMENT:




[Seite der Druckausg.: 5 ]


Vorbemerkung
Astrid Ritter-Weil


Seit Jahrhunderten werden in vielen Ländern Afrikas traditionell die äußeren Genitalien von Frauen ganz oder teilweise entfernt. Weltweit sind 130 Millionen Frauen von dieser Praxis betroffen und jährlich fallen ihr zwei Millionen Mädchen neu zum Opfer. Lebenslängliche Beeinträchtigungen der Gesundheit sind fast immer die Folge, oft geht dieser Eingriff für die Betroffenen sogar tödlich aus. Da diese Tradition von der Mehrheit der Beteiligten als Teil ihrer Kultur einerseits akzeptiert und andererseits tabuisiert wurde, spielte das Thema in der internationalen Menschenrechtsdiskussion lange keine große Rolle. Im Gegenteil: Initiativen gegen genitale Verstümmelung aus westlichen Ländern wurden von afrikanischen Frauen oftmals als unzulässige Einmischung in ihre kulturellen Angelegenheiten betrachtet. Erst seit der Weltfrauenkonferenz von Peking, im Jahr 1995 gibt es ein internationales und interkulturelles Bündnis von Frauen gegen genitale Verstümmelung, denn sie ist inzwischen ein globales Problem geworden.

Durch Flucht und Migration wird sie inzwischen auch in den westlichen Ländern praktiziert. Zudem droht sie den Töchtern der Migranten bei Reisen in die Heimatländer. Asylanträge wegen drohender Verstümmelung, aber auch strafrechtliche Verfolgung von in Europa durchgeführten Verstümmlungen belegen dies.

Der internationale Konsens der Frauen in bezug auf die Abschaffung der genitalen Verstümmelung und Arbeitskontakte vor Ort und in Deutschland, veranlaßten die Friedrich-Ebert-Stiftung dazu, am 8. Dezember 1998 einen interkulturellen Dialog zu diesem Thema zu organisieren. Ziel war, mit Expertinnen aus Afrika und Deutschland Erfahrungen darüber auszutauschen, wie man gemeinsam das Recht der Kinder und jungen Frauen auf körperliche Unversehrtheit

[Seite der Druckausg.: 6 ]

durchsetzen kann. Es wurde diskutiert, unter welchen Rahmenbedingungen internationale und interkulturelle Menschenrechtsarbeit erfolgreich sein kann und welche Faktoren diese stören können. Berufsgruppen in Deutschland, die in besonderer Weise mit den Problemen der Betroffenen in Berührung kommen können, z.B. Ärztinnen, Juristinnen, Lehrerinnen und Sozialarbeiterinnen wurden über Möglichkeiten informiert, Kinder und Frauen, die hier leben, zu beraten und zu schützen.

Dem über Erwarten großen Interesse an den Inhalten und Ergebnissen dieses Workshops wollen wir mit dieser Publikation Rechnung tragen. Allen Referentinnen, die ihre Beiträge zu diesem Zweck überarbeitet und uns zum Abdruck zur Verfügung gestellt haben, möchten wir an dieser Stelle nochmals danken.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Mai 2000

Previous Page TOC Next Page