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TEILDOKUMENT:


[Seite der Druckausg.: 207]



Anhang
Deutsche Wissenschaftler im Ausland plädieren für stärkere Internationalisierung der deutschen Universität[Fn_*]


Die auf dem Kolloquium der Friedrich-Ebert-Stiftung über die "Deutsche wissenschaftliche Migration der Gegenwart" versammelten deutschen Hochschullehrer und Hochschullehrerinnen aus dem Ausland unterstützen nachdrücklich die von der Bundesministerin für Bildung und Wissenschaft, Frau Edelgard Bulmahn, eingeleiteten Schritte zur Reform und Internationalisierung der deutschen Universität und zur Rückgewinnung deutscher Wissenschaftler aus dem Ausland.

  1. Wir begrüßen insbesondere die Einrichtung der Juniorprofessur mit "tenure-track", die ausgezeichneten jungen Nachwuchswissenschaftlern und Nachwuchswissenschaftlerinnen eine unabhängige Forschung ermöglicht und die traditionellen Abhängigkeiten und Lehrer-Schüler-Verhältnisse in der deutschen Universität beseitigt. Allerdings sollte durch eine rigorose externe Evaluierung sichergestellt werden, dass dieses Instrument nicht missbraucht wird, um einen neuen Karriereweg zu einer Lebenszeitprofessur nach sachfremden Kriterien wie Protektion, Anpassung und Schulenbildung zu eröffnen. Wir begrüßen auch die Bestrebungen zur leistungsbezogenen Gehaltsabstufung und regen zusätzlich die Ersetzung der aufwendigen Lehrstuhlausstattung durch bewilligungspflichtige Projektunterstützung an.
  2. Auf Grund unserer langjährigen Erfahrungen im Ausland möchten wir auch auf andere Probleme hinweisen, die die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Universitäten beeinträchtigen. Die überlangen deutschen Studienzeiten sollten durch kontinuierliche Prüfungen nach einem Kreditpunktesystem sowie durch eine Zweiteilung des Studiums in ein dreijähriges Regelstudium mit einem ersten Abschluss und ein Aufbaustudium nach den Richtlinien der Bologna-Deklaration gestrafft werden. Die Doktordissertation sollte nach internationalem Vorbild nur durch interne und externe Gutachter ohne den Betreuer bewertet, das Rigorosum durch eine Verteidigung der Arbeit ersetzt werden.
  3. Um ohne große Zusatzkosten eine langfristige Internationalisierung und die Integration mit ausländischen Universitäten zu fördern, empfehlen wir, nach

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    niederländischem Vorbild die Kombination von Teilzeitprofessuren an einer deutschen und einer ausländischen Universität zu erleichtern und so die internationalen Erfahrungen ausländischer oder deutscher Hochschullehrer und Hochschullehrerinnen aus dem Ausland für die europäische Vernetzung deutscher Universitäten zu nutzen. Generell sollte die Berufung von Ausländern an deutsche Universitäten vom Ministerium gefördert werden, um langfristig den Anteil ausländischer Hochschullehrer und Hochschullehrerinnen von jetzt knapp 5 % auf ca. 20 % zu erhöhen. Eine europäische Harmonisierung wäre auch hier anzustreben.

  4. Wir würden es ebenfalls begrüßen, wenn die deutsche Forschungsförderung durch die DFG vom reinen Territorialprinzip abgehen und nach dem Vorbild der Thyssenstiftung auch Hochschullehrer und Hochschullehrerinnen im europäischen Ausland berücksichtigen könnte, insbesondere bei deutschlandbezogener Forschung, für die außerhalb Deutschlands aus begreiflichen Gründen wenig Unterstützung zu finden ist. Ebenso weisen wir auf fortbestehende Mobilitätshindernisse für Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im Bereich der sozialen Sicherungssysteme hin und regen an, durch europäische Übereinkunft auch im wissenschaftlichen Bereich zu Harmonisierungen zu gelangen.

[Fußnote]

* - Am 13.10.2001 einstimmig verabschiedete Resolution.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | July 2003

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