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Teildokument zu: Zur Lage der Frauen in Osteuropa Die Arbeitslosenrate der Frauen lag 1991/92 in allen Ländern deutlich höher als die der Männer. Arbeitslosenraten nach Geschlechtern 1991/92
Quelle: UN: The World's Women 1995. Trends and Statistics, New York 1995, S. 122 In einzelnen Ländern und Altersgruppen entstand dadurch eine sehr hohe Arbeitslosenrate. So sind z.B. 65,7% der bulgarischen Frauen zwischen 25 und 29 arbeitslos. Teilzeitarbeit mit hohem Frauenanteil ging in Polen zurück, da Teilzeitbeschäftigte zuerst entlassen wurden. In der Slowakei lag 1994 die Frauenarbeitslosigkeit mit 14,3% unter der der Männer (14,7%). Im Durchschnitt verdienen Frauen 20-30% weniger als Männer. Dies liegt vor allem daran, daß Frauen in anderen Sektoren und Einkommensgruppen arbeiten als Männer. In Polen sind nur 20% der Bezieher der höchsten Einkommen (über 900 PLN/Monat = 1530,-- DM/Monat) Frauen, aber 60% bei den niedrigsten Einkommen (unter 220 PLN/Monat = 374,-- DM/Monat). In Ungarn liegen die Löhne der Frauen 38%, die Gehälter sogar 58% unter denen der Männer. Ungarische Frauen sind häufiger Lohn- als Gehaltsempfängerinnen und machen einen geringen Anteil der Führungskräfte von Unternehmen aus (5% der Spitzenpositionen, 15% im mittleren Management). Selbst bei den Renten erhalten fast die Hälfte der Frauen weniger als 1000 Forint (ca. 120,-DM), aber nur ein gutes Viertel der Männer. Frauen dominieren in Dienstleistungsberufen, in denen sie fast drei Viertel der Arbeitskräfte stellen. Auch in technischen und Fachberufen (z.B. Ärzte, Ingenieure) stellen sie in Osteuropa einen relativ hohen, aber seit 1980 leicht gesunkenen Anteil von über 55%. In der Produktion und Verwaltung liegt ihr Anteil zwischen einem Viertel und einem Drittel. Die Frauen arbeiten im Durchschnitt zur Hälfte im Dienstleistungssektor, zu über einem Drittel in der Industrie und zu einem Sechstel in der Landwirtschaft. Aber die Unterschiede zwischen den Ländern sind beträchtlich. Polens Frauen arbeiten mehr in der Landwirtschaft (27%) und in den Balkanländern sind 43 bzw. 46% in der Industrie tätig. Verteilung der weiblichen Arbeitskräfte auf Wirtschaftsbereiche (1994)
Quelle: UN: The World's Women 1995. Trends and Statistics, New York 1995, S. 146 Ungefähr ein Viertel der Frauen waren 1990 selbständig (nur Rumänien lag mit 58% deutlich höher). Knapp die Hälfte waren angestellt bzw. abhängig beschäftigt. Die Zahlen variieren stark je nach dem, ob die Mitgliedschaft in Genossenschaften als selbständige oder angestellte Position bewertet wird. Der Ausbildungsstand der Frauen ist allgemein hoch. Auf 100 Männer kamen in der höheren Ausbildung (nach dem Abitur) 1990 in allen Ländern mehr als 100 Frauen. Besonders stark war der Frauenanteil in Tschechien (123) und Polen (127), womit sie über dem Niveau der meisten westlichen Industrieländer liegen. Unter den Lehrkräften der Universitäten lag der Anteil mit etwa einem Drittel (Polen: 36%; Tschechien: 30%, Slowakei: 33%; Bulgarien: 38%; Rumänien: 29%) dagegen im Vergleich zum Anteil bei den Studierenden sehr niedrig. Die soziale Lage: Doppelbelastung Etwa die Hälfte der Frauen ist verheiratet, ein Drittel ledig, um 12% verwitwet und um 3% geschieden. Die relativ größten Abweichungen vom Durchschnitt ergeben sich bei den Geschiedenen, die in Tschechien 7% und in Ungarn 6,3% ausmachen, im katholischen Polen dagegen nur 2,3%. Familienstand der Frauen
In allen Ländern liegt die Fruchtbarkeitsrate bei durchschnittlich zwei Kindern pro Frau. In Polen wuchsen 1988 1,3 Millionen Kinder in Haushalten mit nur einem Elternteil auf. In der Slowakei sind knapp 3% der Familien ohne beide Elternteile. In ihnen wachsen aber 6,3% aller Kinder auf. In Tschechien haben die verheirateten Frauen insgesamt 1,17 Millionen Kinder, die unverheirateten 158 Tausend. In Ungarn sind 14,3% aller Familien alleinerziehende Mütter (gegenüber 3,4% alleinerziehenden Vätern, 50,4% Paaren mit Kindern und 34,2% kinderlosen Paaren). In Bulgarien gibt es fast 352 Tausend alleinerziehende Frauen, von denen etwa zwei Drittel verwitwet, ein Sechstel ledig, 10% geschieden und 3% verheiratet sind. Ein Informationsdienst der Abteilung Industrieländer © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | März 1998 |