FES HOME MAIL SEARCH HELP NEW
[DIGITALE BIBLIOTHEK DER FES]
TITELINFO


"Deutsche Freiheitsfreunde" versus "deutsche Jakobiner" : zur Entmythisierung des Forschungsgebietes "Deutscher Jakobinismus" / Anne Cottebrune - [Electronic ed.] - Bonn, 2002 - 64 S. = 150 KB, Text . - (Gesprächskreis Geschichte ; 46) - ISBN 3-89892-093-3
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2002.

© Friedrich-Ebert-Stiftung


INHALT







[Seite der Druckausg.: 1-2 = Titelblatt]
[Seite der Druckausg.: 3]



Anne Cottebrune
"Deutsche Freiheitsfreunde" versus "deutsche Jakobiner".
Zur Entmythisierung des Forschungsgebietes "Deutscher Jakobinismus"


Die französische Revolution eröffnete ein grundlegendes Kapitel in der Geschichte der deutsch-französischen Beziehungen. Sie proklamierte universalistische Prinzipien und weckte das politische Engagement vieler Deutscher, die sich nach einer neuen Gesellschaftsform sehnten und eine Neudefinition der sozialen Verhältnisse anstrebten. Vor der Entstehung europäischer Nationalstaaten löste sie eine aktive Rezeption der revolutionären Prinzipien im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation aus. Diese Rezeption stellte keinen einfachen Prozess der Vermittlung dar, sie bestand vielmehr aus einem komplizierten Kulturtransfer, der im deutschsprachigen Raum viele Umdeutungen und Wandlungen der französischen revolutionären Kultur mit sich brachte.

Dieser Kulturtransfer interessiert heute Historiker, die sich von einer traditionellen Geschichte des Einflusses der französischen Revolution auf die Staaten des Heiligen Römischen Reichs endgültig abwenden. Sie stellen nicht nur die paradigmatischen Repräsentationen eines innovativen revolutionären Frankreich einerseits und eines passiven reformatorischen Deutschland andererseits in Frage, sondern machen diese Repräsentationen auch unkenntlich, indem sie gleichzeitig die reformatorische Dimension der französischen Revolution und den revolutionären Inhalt der deutschen Reformen hervorheben. Nun wird die Geschichte der deutsch-französischen Beziehungen zur Zeit der Revolution als ein großer dialektischer Prozess dargestellt. [Siehe: Helmut Berding, Etienne François, Hans-Peter Ullmann (Hrsg.), Deutschland und Frankreich im Zeitalter der Französischen Revolution, Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M. 1989. Dieser anläßlich der Zweihundertjahrfeier der französischen Revolution konzipierte Sammelband erschien gleichzeitig auf Französisch unter dem Titel: La Révolution, la France et l’Alle magne. Deux modèles opposés de changement social?, Éd. de la Maison des Sciences de l’homme, Paris 1989.]
Und so schleift sich der ursprünglich scharf herausgestell-

[Seite der Druckausg.: 4]

te Gegensatz zwischen den beiden Wegen, die Deutschland und Frankreich in die Moderne führten, ab. Vor mehr als dreißig Jahren war diese Relativierung schon ein Trend in der deutschen Historiographie. Damals suchten deutsche Historiker nach der Existenz eines "deutschen Jakobinismus", allerdings ohne ein Bild von ihm zu entwerfen, das vom Standpunkt der aktuellen Geschichtsschreibung aus unproblematisch bleiben würde.

Letztere beleuchtet zwar die Gemeinsamkeiten der deutschen und französischen Transformationsprozesse im Zeitalter der Revolution sorgfältig und erfasst diese als Teil eines gesamteuropäischen Vorganges, arbeitet aber gleichzeitig ihre politischen Besonderheiten und Unterschiede noch deutlicher heraus. So wird der Transfer der revolutionären Kultur nach Deutschland nun als ein weitreichender Wandlungs- und Ausdifferenzierungsprozess behandelt. Von dieser Warte aus wird die Aufrechterhaltung der Position einer durchgängigen Parallele zwischen dem sog. "deutschen Jakobinismus" und seinem französischen Namensgeber schwierig.

Obwohl die aktuelle Geschichtsschreibung sich darum bemüht, diesen Transfer in seiner ganzen Breite zu untersuchen [Siehe: Hans-Jürgen Lüsebrink, Rolf Reichardt (Hrsg.), Kulturtransfer im Epochenumbruch Frankreich-Deutschland 1770 bis 1815, Deutsch-Französische Kulturbibliothek, Bd. 9.1, Leipziger Universitätsverlag, 1997; Erich Pelzer, Die Wiederkehr der girondistischen Helden, Pariser Historischen Studien, Bd. 43, Bonn 1998.], hat bisher die Frage nach der Wirklichkeit einer deutschen jakobinischen Kultur wenig Beachtung gefunden. Noch liegt die Existenz eines "deutschen Jakobinismus" scheinbar auf der Hand, noch wirkt das Bild deutscher revolutionsfreundlicher Strömungen homogen. Schließlich haben sich die Bezeichnungen "deutscher Jakobiner" und "deutscher Jakobinismus" seit

[Seite der Druckausg.: 5]

ihrer Einführung in den 1970er Jahren so gut eingebürgert, dass sie gang und gäbe sind und zumindest in der historischen Zunft ohne Erklärungsbedarf verwendet werden. Sie bezeichnen ein anerkanntes Phänomen, dessen Existenz historischer Konsens ist. Zu Unrecht, wie ich zu zeigen beabsichtige.

Dieser Konsens steht am Ende einer Reihe von Veröffentlichungen west- und ostdeutscher Historiker, die sich ab Ende der sechziger Jahre der Erforschung deutscher demokratischer Traditionen vor der Revolution von 1848 widmeten. Sie waren um eine Aufwertung dieser Traditionen bemüht, womit sie sich sowohl der konservativen Historiographie des 19. Jahrhunderts als auch der noch vorherrschenden These des "Sonderwegs" entgegensetzten. Die Ergebnisse ihrer Forschungen fanden ein breites Echo und wurden weitgehend kritiklos aufgenommen.

Gegenstand ihrer Arbeiten waren vielfältige Erscheinungsformen der revolutionsfreundlichen Strömungen im deutschsprachigen Raum, wie z.B. lokale Volksaufstände, die infolge der Ereignisse von 1789 aufbrachen, das Experiment der Mainzer Republik und die Gründung von deutschen Jakobinerclubs zur Zeit der ersten französischen Besetzung linksrheinischer Gebiete. Andere bedeutsame Beispiele waren das Engagement der Revolutionsanhänger in Deutschland, die auch nach den ersten revolutionären Ausbrüchen und der Hinrichtung des französischen Königs weiterhin die Sache der Revolution verteidigten; ferner die vielen Propagandaschriften, die einen Import der Revolution nach Deutschland forderten, oder die Bildung von konstitutionellen Clubs im Rahmen des Projekts einer cisrhenanischen Republik ab 1797. All diese Themenbereiche waren bis dahin weitgehend unerforscht geblieben.

Die Tatsache, dass das Hauptinteresse darin bestand, zum ersten Mal die Genese eines demokratischen Deutschland zur Zeit der französischen Revolution zu beleuchten und somit das Bild eines anderen Deutschland zu erzeugen, rückte wichtige Aspekte in den Hintergrund und führte letztendlich zu einer vereinfachten und nicht vollständig zutreffenden Wahrnehmung der deut-

[Seite der Druckausg.: 6]

schen Rezeption der Revolution; hierbei dürfte das damals vorherrschende "Dogma der bürgerlichen Revolution" die Perspektive noch weiter beschränkt haben.

Die Historiker des "deutschen Jakobinismus" orientierten sich einseitig an diesem Dogma, als sie nach deutschen demokratischen Traditionen suchten. Im Zeichen der Aufwertung jener Tradition entwarfen sie ein homogenes Bild des "deutschen Jakobiners", dessen entschlossenen Demokratismus sie ohne nähere Prüfung hervorgehoben haben. Auf diesen Demokratismus führten sie die jakobinische Qualität seines Engagements zurück [Davon zeugen ihre zahlreichen Definitionen des "deutschen Jakobinismus". Siehe: Der Jakobinismusbegriff in der neueren Forschung, in: Inge Stephan, Literarischer Jakobinismus in Deutschland (1789-1806), Sammlung Metzler, Stuttgart 1976, S. 17-26.], ohne sich nah genug mit der Eigentümlichkeit des jakobinischen Phänomens auseinandergesetzt zu haben. Kann der von ihnen hervorgehobene Demokratismus als ein entscheidendes Merkmal einer jakobinischen Kultur gelten? Inwieweit lässt sich der Jakobinismus durch eine demokratische Haltung definieren und worin besteht sie? Ist in dieser Hinsicht die Bezeichnung "deutscher Jakobinismus" überhaupt gerechtfertigt?

Dies sind schwierige Fragen, denn das Wort "Jakobinismus" entzieht sich von vornherein einer einfachen und klaren Definition. Es hat in Frankreich eine sehr lange Entwicklung durchgemacht, die dafür gesorgt hat, dass seine Bedeutung heute sehr diffus ist. So können in Frankreich bis heute Politiker sowohl des linken als auch des rechten Spektrums als Jakobiner bezeichnet werden. [Es sei hier kurz auf die herausragenden Beispiele von Michel Debré (auf dem rechten Flügel) und Jean-Pierre Chevènement (auf dem linken Flügel) hingewiesen, um nur zwei zu nennen. Über die Geschichte des Wortes "Jakobinismus": Mona Ozouf, "Jacobin" fortune et infortunes d’un mot in: Dies., L’École de la France. Essais sur la Révolution, l’utopie et l’enseignement, Éditions Gallimard, Paris 1984, S. 74-90; Michel Vovelle, Jacobins d’aujourd’hui, in: Ders., Les Jacobins de Robespierre à Chevènement, La Découverte, Paris 1999, S. 157-175.]
Es weist nicht auf eine mit scharfen Konturen

[Seite der Druckausg.: 7]

definierte Haltung hin, sondern auf eine Vielzahl von Positionen: Die Unteilbarkeit der nationalen Souveränität und der Republik, die zentralisierte Staatsgewalt, die Gleichheit der Bürger vor dem Gesetz, die "Wiedergeburt" der Menschen durch die republikanische Erziehung, die Laizität, die volontaristischen Befugnisse des Staates usw. Weder auf der linken noch auf der rechten Seite des politischen Spektrums hat der Begriff wirklich greifbare Umrisse, in ihm spiegelt sich das vielfältige und vielseitige Erbe der französischen Revolution wider. Ebenso wie dieser "transhistorische Jakobinismus", so wie Michel Vovelle ihn als "ein immer wieder neu verfasstes und stets vertieftes Leitmotiv" [Aus dem Französischen übersetzt. Originalzitat in: Michel Vovelle, Problèmes du jacobinisme, Sitzungsberichte der Akademie der Wissen schaften in Berlin 8, 1990, Berlin.] definiert, nicht deutlich fassbar ist, entbehrt auch der "historische Jakobinismus" einer präziseren Definition. Michelet beschreibt die sukzessiven Epochen des Jakobinismus, als ob diese voneinander getrennt wären: "Der primitive, parlamentarische und adelige Jakobinismus von Duport, Barnave und Lameth" [Aus dem Französischen übersetzt. Originalzitat in: Jules Michelet, Histoire de la Révolution française, Robert Laffont, Bd. 2, Paris 1979, S. 52.], "der gemischte Jakobinismus der republikanischen und orleanistischen Publizisten, von Brissot oder Laclos" [Aus dem Französischen übersetzt. Originalzitat in: Ebd.] und letztendlich "der Jakobinismus von 93, der Jakobinismus von Couthon, Saint-Just, Dumas usw., der Jakobinismus, der Robespierre abnutzen und sich mit ihm abnutzen sollte" [Aus dem Französischen übersetzt. Originalzitat in: Ebd.]. Wie Patrice Gueniffey unterstreicht, verbindet Barnave, Brissot oder Robespierre nichts, ihren gemeinsamen Hass auf das Ancien Régime einmal ausgenommen. Außer diesem minimalen Konsens triumphieren die Unterschiede. [Patrice Gueniffey, La politique de la Terreur. Essai sur la violence révo lutionnaire 1789-1794, Paris 2000, S. 221.]
Neben dieser weiten Fassung des Begriffes gibt es allerdings noch eine engere.

[Seite der Druckausg.: 8]

Ursprünglich weist das Wort "Jakobiner" auf einen politischen Klub hin, der sich 1789 in einem Jakobinerkloster in der Straße Saint-Honoré niederließ und zu einem politischen Forum wurde, in dem die verschiedenen politischen Gruppierungen und führenden Akteure der französischen Revolution ein- und ausgingen. Infolge ihrer Radikalisierung und der Spaltung des Klubs präzisierte sich die Bedeutung des Wortes und wurde letztlich 1793/94 nur noch mit der Wohlfahrtsdiktatur in Verbindung gebracht. So schreibt z.B. Mona Ozouf: "Eigentlich vermischt sich im engeren Sinn der Jakobinismus weder mit der Geschichte der französischen Revolution, noch mit der einer revolutionären Versammlung, noch mit der des Jakobinerklubs, der anfangs konstitutionell und dann liberal war. Das eigentliche historische Territorium der jakobinischen Macht beschränkt sich auf die 14 Monate der Wohlfahrtsdiktatur". Im 1988 erschienenen Kritischen Wörterbuch der Revolution stützt sich auch François Furet auf diese engere Bedeutung. Er unterstreicht, dass "die Rolle des Jakobinerklubs in der Zeit zwischen Ende 1792 und 1794 so beherrschend war, dass ein Jakobiner einem Anhänger der Wohlfahrtsdiktatur gleichzusetzen ist. [Aus dem Französischen übersetzt. Originalzitat in: François Furet, Mona Ozouf (Hrsg.), Dictionnaire critique de la Révolution française, Idées, Flammarion, Paris 1992, S. 233.]
In der aktuellen Historiographie und Sekundärliteratur wird diese engere Definition oft bevorzugt, der Begriff wird mehr oder weniger stillschweigend mit der Wohlfahrtsdiktatur verknüpft. Somit wird er mit einem radikalen Demokratismus in Verbindung gebracht. Wie lässt sich aus dieser Perspektive heraus der Jakobinismus präziser definieren? Mit welchem radikalen Demokratismus lässt sich die Politik der Wohlfahrtsdiktatur identifizieren?

In den Jahren 1793 und 1794, in der Zeit, als das revolutionäre Frankreich von der Wohlfahrtsdiktatur regiert wurde, übte die jakobinische Elite eine scharfe und systematische Kritik an jeglicher Begrenzung des Gleichheitsprinzips. Sich auf die revolutionäre Gärung stützend, rühmte sie darüber hinaus die Einheit

[Seite der Druckausg.: 9]

des Volkes. Jene ist nicht als eine arithmetische Summe von Individuen, sondern als ein Gesamtkorpus zu verstehen. In dieser Verbindung zwischen egalitärer Utopie und einheitlicher Konzeption der Gesellschaft erhält der Jakobinismus seine Eigentümlichkeit und innere Qualität. So löst er sich radikal vom individualistischen Postulat der Aufklärung. Für Furet ist diese Entwicklung sowohl auf die Philosophie von Rousseau und seinen Begriff der "Volonté générale" (Gemeinwille) als auch auf die revolutionäre Konjunktur zurückzuführen. Der Revolutionsausbruch erzeugte ein Machtvakuum und provozierte so das Zusammenprallen von Machtinteressen der Revolutionsanhänger, was laut Furet schließlich für eine Radikalisierung der Revolution gesorgt hat. [Vor diesem Hintergrund deutete Furet die radikale Kritik der Bergpartei an der Begrenzung des Gleichheitsbegriffes als einen Angriff auf den Einfluss der Gironde, die den Krieg gegen die kontrarevolutionären Mächte als ein Mittel benutzen wollte, den Feind im Inneren Frankreichs zu verraten und eine weitere Radikalisierung der Revolution zu verhindern.]

Wenn die Entfaltung der jakobinischen Kultur in Frankreich mit einem philosophischen Erbe und den Auswirkungen von Konflikten zwischen Anhängern der Revolution verbunden ist, ist es dann legitim, die politische Kultur der treuesten deutschen Anhänger der Revolution als jakobinisch zu bezeichnen? Während in Frankreich die Revolution eine Auseinandersetzung zwischen Anhängern der Revolution eröffnete, definierten die deutschen Anhänger der Revolution ihre Positionen stets in einer Konfrontation mit den überlegenen Gegnern der Revolution, die sie verfolgten und sie nicht politisch aktiv werden ließen. Vor diesem Hintergrund stellt sich zuerst die Frage nach der Entfaltungsmöglichkeit einer jakobinischen Kultur im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation.

Während sich in Frankreich "wirtschaftliche Probleme, soziale Spannungen und politische Konflikte zu kompakten Krisenfeldern verdichteten, deren Zusammentreffen einen revolutionären Prozess auslöste, verschränkten sich im Heiligen Römischen

[Seite der Druckausg.: 10]

Reich die geistigen Auseinandersetzungen, politischen Gegensätze und sozialen Unruhen nicht miteinander, blieben lokal und regional begrenzt, gewannen keine Dauerhaftigkeit und mündeten somit nicht in eine Revolution ein. [H. Berding, Fr. Étienne, H.P. Ullmann (Hrsg.), Deutschland und Frankreich im Zeitalter der Französischen Revolution, Frankfurt/M. 1989, S. 17.]
So gab es im deutschsprachigen Raum eine "gedrängte Evolution", aber keinen scharfen Bruch wie in Frankreich, um Werner K. Blessing zu zitieren. [Werner K. Blessing, Gedrängte Evolution: Bemerkungen zum Erfahrungs- und Verhaltenswandel in Deutschland um 1800, in: Ebd., S. 426-451.] Die vereinzelten Volksaufstände, die infolge der Ereignisse von 1789 ausbrachen, bauten meistens auf alten Konflikten auf und führten nicht zu einer Umwandlung der politischen Strukturen, zu einer Neudefinition der sozialen und rechtlichen Verhältnisse. Für die Proteste waren der alte Erfahrungsbereich und sogar das geltende Reichsrecht noch bestimmend. Vor allem brachten sie keine Forderung nach einer Aufhebung der Leibeigenschaft. [Siehe: Helmut Berding (Hrsg.), Soziale Unruhen in Deutschland während der Französischen Revolution, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1988. Die Studie von Elisabeth Fehrenbach über die sozialen Unruhen im Fürstentum Nassau-Saarbrücken sind in dieser Hinsicht besonders einleuchtend.]
Während der zweiten Besatzung des linksrheinischen Ufers durch die Franzosen blieb die Bildung von konstitutionellen Klubs nur vorübergehend. Ins Leben gerufen, um die Vereinigung der linksrheinischen Gebiete mit dem republikanischen Frankreich zu fördern, waren sie ein Instrument der französischen Politik und kein eigentliches Produkt lokaler Radikalisierung. In Deutschland, wo die Voraussetzungen für die Entstehung einer revolutionären Bewegung nicht vorhanden waren, war also die Entfaltung einer jakobinischen Kultur möglich?

In diesem Zusammenhang besitzt die Geschichte der Mainzer Republik einen außerordentlichen Stellenwert. Als erste Republik auf deutschem Boden ermöglichte sie deutschen Anhängern der Revolution, ihre oppositionellen Tätigkeiten gegen eine konkrete Erfahrung der revolutionären Praxis auszutauschen.

[Seite der Druckausg.: 11]

Kann die Mainzer Republik vor diesem Hintergrund als die Geburtsstunde eines deutschen Jakobinismus angesehen werden?


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | August 2002

Next Page