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TEILDOKUMENT:


[Seite der Druckausg.: 212]



6 Anhang


Was ist des Deutschen Vaterland?
Dichter: Ernst Moritz Arndt, 1813
Komponist: Johannes Cotta, 1815

1.Was ist des Deutschen Vaterland?
Ist's Preussenland? Ist's Schwabenland?
Ist's, wo am Rhein die Rebe blüht?
Ist's, wo am Belt die Möve zieht?
O nein, o nein, o nein, o nein!
Sein Vaterland muss größer sein!

6. Was ist des Deutschen Vaterland?
So nenne endlich mir das Land!
So weit die deutsche Zunge klingt
und Gott im Himmel Lieder singt:
das soll es sein, das soll es sein!
Das, wackrer Deutscher, nenne dein!

2.Was ist des Deutschen Vaterland?
Ist's Bayernland? Ist's Steierland?
Ist's, wo des Marsen Rind sich streckt?
Ist's, wo der Märker Eisen reckt?
O nein, o nein, o nein, o nein!
Sein Vaterland muss größer sein!

7. Das ist des Deutschen Vaterland,
wo Eide schwört der Druck der Hand,
wo Treue hell vom Auge blitzt
und Liebe warm im Herzen sitzt:
Das soll es sein, das soll es sein!
Das, wackrer Deutscher, nenne dein!

3.Was ist des Deutschen Vaterland?
Ist's Pommerland? Westfalenland?
Ist's, wo der Sand der Dünen weht?
Ist's, wo die Donau brausend geht?
O nein, o nein, o nein, o nein!
Sein Vaterland muss größer sein!

8. Das ist des Deutschen Vaterland,
wo Zorn vertilgt den welschen Tand,
wo jeder Franzmann heißet Feind,
wo jeder Deutsche heißet Freund:
Das soll es sein, das soll es sein!
Das, wackrer Deutscher, nenne dein!

4.Was ist des Deutschen Vaterland?
So nenne mir das große Land!
Ist's Land der Schweizer? Ist's Tyrol?
Das Land und Volk gefiel mir wohl.
O nein, o nein, o nein, o nein!
Sein Vaterland muss größer sein!

9. Das ganze Deutschland soll es sein!
O Gott vom Himmel, sieh darein
und gib uns rechten deutschen Mut,
daß wir es lieben treu und gut!
Das soll es sein, das soll es sein,
das ganze Deutschland soll es sein!

5.Was ist des Deutschen Vaterland?
So nenne mir das große Land!
Gewiß, es ist das Österreich,
an Ehren und an Siegen reich?
O nein, o nein, o nein, o nein!
Sein Vaterland muss größer sein!

Quelle: Michael Sauer, „Was ist des Deutschen Vaterland?"
Deutscher Nationalismus im 18. und 19. Jahrhundert,
in: Geschichte lernen 9, H. 50 (1996) (= Lieder im Geschichtsunterricht), 43-47, hier: 46.

[Seite der Druckausg.: 213]

Die Wacht am Rhein

Dichter: Max Schneckenburger, 1840
Komponist: Karl Wilhelm, 1854

1

Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
wie Schwertgeklirr und Wogenprall:
zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!
Wer will des Stromes Hüter sein?
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
lieb Vaterland magst ruhig sein;
Fest steht und treu die Wacht, die Wacht am Rhein.

2.

Durch Hunderttausend zuckt es schnell,
und aller Augen blitzen hell:
Der Deutsche, bieder, fromm und stark,
beschützt die heil'ge Landesmark!
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
lieb Vaterland magst ruhig sein;
Fest steht und treu die Wacht, die Wacht am Rhein.

3.

Er blickt hinauf in Himmelsau'n,
wo Heldenväter niederschau'n,
und schwört mit stolzer Kampfeslust:
„Du Rhein, bleibst deutsch wie meine Brust!"
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
lieb Vaterland magst ruhig sein;
Fest steht und treu die Wacht, die Wacht am Rhein.

4.

„Und ob mein Herz im Tode bricht,
wirst du doch drum ein Welscher nicht;
reich wie an Wasser deine Flut
ist Deutschland ja an Heldenblut."
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
lieb Vaterland magst ruhig sein;
Fest steht und treu die Wacht, die Wacht am Rhein.

5.

So lang ein Tropfen Blut noch glüht,
noch eine Faust den Degen zieht,
und noch ein Arm die Büchse spannt,

[Seite der Druckausg.: 214]


betritt kein Feind hier deinen Strand!
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
lieb Vaterland magst ruhig sein;
Fest steht und treu die Wacht, die Wacht am Rhein.

6.

Der Schwur erschallt, die Woge rinnt,
die Fahnen flattern hoch im Wind:
Am Rhein, am Rhein, am deutschen Rhein,
wir alle wollen Hüter sein!
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
lieb Vaterland magst ruhig sein;
Fest steht und treu die Wacht, die Wacht am Rhein.

Quelle:

Michael Sauer, „Was ist des Deutschen Vaterland?" Deutscher Nationalismus im 18. und 19. Jahrhundert, in: Geschichte lernen 9, H. 50 (1996) (= Lieder im Geschichtsunterricht), 43-47, hier: 47.

[Seite der Druckausg.: 215]

Bundeslied (Arbeiterlied)

Dichter: Georg Herwegh, 1864
Komponist: ursprünglich: Hans von Bülow, 1864
dann: Melodie von „Schleswig-Holstein meerumschlungen" (1844)

You are many, they are few.

1. Bet' und arbeit'! ruft die Welt.
Bete kurz, denn Zeit ist Geld.
An die Thüre pocht die Noth -
Bete kurz! Denn Zeit ist Brod.

7. Was Ihr hebt an's Sonnenlicht,
Schätze sind es für den Wicht;
Was Ihr webt, es ist der Fluch
Für Euch selbst - in's bunte Tuch.

2. Und Du ackerst und Du sä'st,
Und Du nietest und Du näh'st,
Und Du hämmerst und Du spinnst -
Sag', o Volk, was Du gewinnst?

8. Was Ihr baut, kein schützend Dach
Hat's für Euch und kein Gemach;
Was Ihr kleidet und beschuht,
Tritt auf Euch voll Uebermuth.

3. Wirkst am Webstuhl Tag und Nacht,
Schürfst im Erz- und Kohlenschacht,
Füllst des Ueberflusses Horn,
Füllst es hoch mit Wein und Korn -

9. Menschenbienen, die Natur,
Gab sie Euch den Honig nur?
Seht die Drohnen um Euch her!
Habt Ihr keinen Stachel mehr?

4. Doch wo ist Dein Mahl bereit?
Doch wo ist Dein Feierkleid?
Doch wo ist Dein warmer Heerd?
Doch wo ist Dein scharfes Schwert?

10. Mann der Arbeit, aufgewacht!
Und erkenne Deine Macht!
Alle Räder stehen still,
Wenn Dein starker Arm es will.

5. Alles ist Dein Werk! O sprich,
Alles, aber Nichts für Dich!
Und von Allem nur allein,
Die Du schmied'st, die Kette, Dein!

11. Deiner Dränger Schaar erblaßt,
Wenn Du, müde Deiner Last,
In die Ecke lehnst den Pflug,
Wenn Du rufst: Es ist genug!

6. Kette, die den Leib umstrickt,
Die dem Geist die Flügel knickt,
Die am Fuß des Kindes schon
Klirrt - o Volk, das ist Dein Lohn.

12. Brecht das Doppeljoch entzwei!
Brecht die Noth der Sklaverei!
Brecht die Sklaverei der Noth!
Brod ist Freiheit, Freiheit Brod!

Quelle: Der Volksstaat, 26.3.1870, Nr. 25.

[Seite der Druckausg.: 216]

Arbeitermarseillaise

Dichter: Jacob Audorf der Jüngere, 1864
Melodie: Marseillaise (1792)

1.

Wohlan, wer Recht und Wahrheit achtet,
Zu uns'rer Fahne steht zu Hauf',
Wenn auch die Lüg' uns noch umnachtet,
:,: Bald steigt der Morgen hell herauf! :,:
Ein schwerer Kampf ist's, den wir wagen,
Zahllos ist uns'rer Feinde Schaar,
Doch ob wie Flammen die Gefahr
Mög' über uns zusammenschlagen,
Nicht zählen wir den Feind, nicht der Gefahren all';
Der kühnen Bahn nur folgen wir,
Die uns geführt L a s s a l l e !

2.

Der Feind, den wir am tiefsten hassen,
Der uns umlagert schwarz und dicht,
Das ist der Unverstand der Massen,
:,: Den nur des Geistes Schwert durchbricht. :,:
Ist erst dies Bollwerk überstiegen,
Wer will uns dann noch widersteh'n?
Dann werden bald auf allen Höh'n
Der wahren Freiheit Banner fliegen!
Nicht zählen …

3.

Das freie Wahlrecht ist das Zeichen,
In dem wir siegen; - nun, wohlan!
Nicht predigen wir Haß den Reichen,
:,: Nur gleiches Recht für Jedermann. :,:
Die Lieb' soll uns zusammen ketten;
Wir strecken aus die Bruderhand,
Aus geist'ger Schmach das Vaterland,
Das Volk vom Elend zu erretten!
Nicht zählen …

4.

Von uns wird einst die Nachwelt zeugen;
Schon blickt auf uns die Gegenwart.
Frisch auf, beginnen wir den Reigen,
:,: Ist auch der Boden rauh und hart! :,:

[Seite der Druckausg.: 217]


Schließt die Phalanx in dichten Reihen,
Je höher uns umrauscht die Fluth,
Je mehr mit der Begeist'rung Gluth
Dem heil'gen Kampfe uns zu weih'n.
Nicht zählen …

5.

Auf denn, Gesinnungskameraden,
Bekräftigt heut' auf's Neu' den Bund,
Daß nicht die grünen Hoffnungssaaten,
:,: Gehn vor dem Erntefest zu Grund.:,:
Ist auch der Säemann gefallen,
In guten Boden fiel die Saat:
Uns aber bleibt die kühne That;
Heil'ges Vermächtnis sei sie Allen!
Nicht zählen …

Quelle: Neuer Social-Demokrat, 8.5.1874, Nr. 53.

[Seite der Druckausg.: 218]

Arbeitertreue

Dichter: Ludwig Würkert, 1865
Melodie: Es zogen drei Burschen

1.

In Breslau ein Kirchhof, - ein Todter im Grab, -
Dort schlummert der Eine, der Schwerter uns gab.

2.

Ganz Deutschland ein Bollwerk mit Mauer und Wall,
Umleuchtet vom Sterne der Arbeit „Lassall'!"

3.

Wir kennen die Schwerter, wir ziehn mit dem Stern,
Schon winken die Kränze des Sieges von fern!

4.

Die Schwerter so schneidig, der Stern so klar:
Das sind seine „Schriften", sein „Bild" fürwahr!

5.

Mehr soll'n sie uns gelten, als Edelgestein,
Sie sollen die Arbeiterbibel ja sein.

6.

Schon liegt diese Bibel auf Schemel und Bank
Und glänzt in der Kirche gar frei und frank!

7.

Und ist diese Kirche die Werkstätte nur -
Drin schwöret doch Jeder den heiligen Schwur:

8-

„Verlassen nie werde ich Schwerter und Stern,
Treu bleib' ich der Bibel, der Kirche, dem Herrn!"

Quelle:

Lieder für die Mitglieder des allgemeinen deutschen Arbeitervereins, gesammelt v. J.M. Hirsch, Erfurt o.J. um 1868, Nr. 12, 19.

[Seite der Druckausg.: 219]

Arbeiter-Feldgeschrei

Dichter: Hermann Greulich, 1871
Melodie: Wacht am Rhein (1840/54)

1.

Es tönt ein Ruf von Land zu Land:
Ihr, Arme, reichet Euch die Hand!
Und ruft ein „Halt" der Tyrannei,
Und brecht das Sklavenjoch entzwei!
Es wirbelt dumpf das Aufgebot,
Es flattert hoch die Fahne roth:
Arbeitend leben oder kämpfend in den Tod!

2.

Wir haben lang genug geharrt,
Man hat uns lang genug genarrt,
Jetzt greifen wir zu uns'rem Recht,
Jetzt stellen wir uns zum Gefecht.
Es wirbelt …

3.

Wir wollen Friede, Freiheit, Recht,
Daß Keiner sei des Andern Knecht,
Daß Arbeit aller Menschen Pflicht,
Daß Keinem es an Brod gebricht.
Es wirbelt …

4.

Steig' an die frische Luft heraus
Aus nied'rer Hütte, dumpfem Haus
Steig' auf das Pflaster, blasse Noth!
Und kämpfe um dein täglich Brod.
Es wirbelt …

5.

Du schaffst für Andere Gut und Geld,
Und bist doch stets auf Nichts gestellt,
Man lacht dir höhnend in's Gesicht
Und fürchtet nicht das Strafgericht.
Es wirbelt …

[Seite der Druckausg.: 220]

6.

Heran, heran! Du kühne Schaar,
Es bläst der Sturm, es fliegt das Haar,
Ein Ruf aus tausend Kehlen braust,
Zum Himmel hoch ballt sich die Faust -
Es wirbelt …

Quelle:

Gedichte und Lieder freisinniger und besonders social-demokratischer Tendenz. Mit einem Anhange, enthaltend Mittheilungen aus den prinzipiellen Beschlüssen der Internationalen Arbeiter-Assoziation, zusammengestellt und mit einer Einleitung versehen von J. Franz, Zürich 1872, Nr. 11, 11.

[Seite der Druckausg.: 221]

Heil dir im Siegerkranz

Dichter: B.G. Schumacher, 1793, nach Heinrich Harries, 1790
Komponist: Henry Carey, 1743, Bearbeitung von Engelbert Humperdinck

1.

Heil dir im Siegerkranz,
Herrscher des Vaterlands!
Heil, Kaiser, dir!
Fühl in des Thrones Glanz,
die hohe Wonne ganz,
Liebling des Volks zu sein! Heil, Kaiser, dir!

2.

Nicht Ross und Reisige
sichern die steile Höh,
wo Fürsten stehn.
Liebe des Vaterlands,
Liebe des freien Manns
gründet den Herrscherthron wie Fels im Meer.

3.

Heilige Flamme, glüh,
glüh und erlösche nie
fürs Vaterland!
Wir alle stehen dann
mutig für einen Mann,
kämpfen und bluten gern für Thron und Reich.

4.

Handlung und Wissenschaft
hebe mit Mut und Kraft
ihr Haupt empor!
Krieger- und Heldentat
finde ihr Lorbeerblatt
treu aufgehoben dort an deinem Thron.

[Seite der Druckausg.: 222]

5.

Sei, Kaiser Wilhelm, hier
lang deines Volkes Zier,
der Menschheit Stolz!
Fühl in des Thrones Glanz
die hohe Wonne ganz,
Liebling des Volks zu sein! Heil, Kaiser, dir!

Quelle:

Volksliederbuch für Männerchor, hrsg. auf Veranlassung seiner Majestät des Deutschen Kaisers Wilhelm II., 1. Band, Leipzig o.J. (1904?), Nr. 117, 263.


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