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[Seite der Druckausg.: 5]

Begrüßungsworte des Vorsitzenden der Friedrich-Ebert-Stiftung
Ministerpräsident a.D. Holger Börner


Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Gäste,

wir begehen heute den 30. Jahrestag der Gründung unseres Archivs und unserer Bibliothek. Das erfüllt uns mit Stolz über die Entwicklung beider Einrichtungen aus kleinsten Anfängen heraus. Ich glaube, es besteht aller Anlaß zur Zwischenbilanz über das Erreichte. Es freut mich, daß wir dies heute gemeinsam tun können.

Zunächst begrüße ich unsere Gäste, die durch ihr Erscheinen ihre Verbundenheit mit unserer Institution zum Ausdruck bringen, u.a. Frau Prof. Dr. Susanne Miller, die uns seit Anbeginn engstens verbunden ist; Herrn Prof. Dr. Friedrich P. Kahlenberg, den Präsidenten des Bundesarchivs; Herrn Dr. Rolf Möller, ehemals Generalsekretär der Volkswagen-Stiftung, die uns beim Bau der Magazine erheblich unterstützt hat und auch weiterhin wichtige Projekte finanziert; Herrn Reinhard Rutz von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, deren Hilfe Bibliothek und Archiv viel zu verdanken haben; die Leiter der Archive der Konrad-Adenauer-Stiftung, der Friedrich-Naumann-Stiftung und der Heinrich-Böll-Stiftung, Herrn Dr. Günter Buchstab, Frau Dr. Monika Faßbender und Herrn Dr. Christoph Becker-Schaum.

Ich heiße insbesondere willkommen Herrn Professor Dr. Klaus Schönhoven. Ihnen, Herr Schönhoven, gilt unser Dank für Ihre Bereitschaft, heute den Festvortrag zu halten.

Besonders herzlich begrüße ich Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen des Archivs der sozialen Demokratie, mit Herrn Professor Dr. Michael Schneider an der Spitze, und ebenso Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen unserer Bibliothek, und ihren Leiter, Herrn Dr. Rüdiger Zimmermann. Und natürlich Sie, Herr Dr. Dowe, als Leiter des gesamten Historischen Forschungszentrums mit allen Ihren Kolleginnen und Kollegen.

Ich freue mich, daß auch eine ganze Reihe ehemaliger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter uns sind, u.a. unser ehemaliger Bibliotheksleiter Dr. Manfred Turlach und die langjährige „gute Seele" an der Theke, Frau Christine Mester.

[Seite der Druckausg.: 6]

Und mein Gruß gilt vor allem auch Dr. Horst Heidermann, dem die historische Arbeit immer sehr am Herzen lag.

Sie alle haben in gemeinsamer Arbeit in langen Jahren dazu beigetragen, daß aus Archiv und Bibliothek unserer Stiftung führende Institutionen zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Europa geworden sind. Das wollen wir heute gebührend hervorheben.

Gestern vor 30 Jahren - es war am 6. Juni 1969 - eröffnete Willy Brandt das Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung, unter dessen Dach damals noch Archiv und Bibliothek vereint waren. Er forderte alle Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten auf, ihr historisches Material der neuen Einrichtung anzuvertrauen. Willy Brandt ging selbst mit gutem Beispiel voran. Wir sind stolz darauf, daß wir das Willy-Brandt-Archiv dauerhaft bei uns hüten können. Aus dem Beirat des Willy-Brandt-Archivs begrüße ich Frau Dr. Brigitte Seebacher-Brandt.

Ebenso bewahren wir die Akten vieler anderer Politikerinnen und Politiker in unseren Magazinen auf. Stellvertretend für etwa 600 Depositare nenne ich hier nur Helmut Schmidt, Herbert Wehner und Gustav Heinemann. Auch einigen hier Anwesenden möchte ich für das uns erwiesene Vertrauen danken.

Die Gremien und Gliederungen der Sozialdemokratie haben ebenfalls ihr historisches Material in unsere Obhut gegeben. Aber nicht nur sie: Seit einigen Jahren bewahren wir neben den Parteiakten auch umfangreiche Bestände vieler deutscher und internationaler Gewerkschaften auf, vor allem die Archive des Deutschen Gewerkschaftsbundes und der Industriegewerkschaft Metall.

Die Bibliothek ist längst aus dem Archiv ausgegliedert und eine eigenständige Arbeitseinheit geworden. Sie bewahrt das gedruckte Gedächtnis der deutschen Sozialdemokratie und ebenso der deutschen Gewerkschaften auf. Mittlerweile ist sie mit fast 600.000 Bänden eine der größten sozialwissenschaftlichen Bibliotheken in freier Trägerschaft geworden.

Die Friedrich-Ebert-Stiftung bezeichnet sich mit ihrem Archiv der sozialen Demokratie und ihrer Bibliothek mit Fug und Recht als Hüterin des historischen Erbes der deutschen Arbeiterbewegung, des Erbes von Sozialdemokratie und Gewerkschaften. Damit hat sich Alfred Naus Hoffnung erfüllt, die ihren Ausdruck in der relativ offenen Namensgebung gefunden hat. Die neue Einrichtung wurde damals aus gutem Grund ja nicht „Archiv der Sozialdemokratie", sondern „Archiv der sozialen Demokratie" genannt.

[Seite der Druckausg.: 7]

Diese Entwicklung zu einer der führenden Einrichtungen in Europa zur Erforschung der deutschen und auch der internationalen Arbeiterbewegung ist das Ergebnis großer Anstrengungen: Wir haben erhebliche Investitionen in den Aufbaujahren und gerade jetzt in den 90er Jahren, z.B. bei der Einführung der Elektronischen Datenverarbeitung, getätigt. Und jeder, der die Probleme der Digitalisierung kennt, weiß genau, daß immer erneute Investitionen nötig sind, um weiter vorne dran zu bleiben. Ich nenne hier einmal besondere Investitionsleistungen der letzten 12 Jahre: Es waren 3,4 Mio. DM. Auch die jährlichen Betriebskosten in Höhe von etwa 8,4 Mio. DM belasten den Stiftungshaushalt. Ebenso sollten die hohen Aufwendungen für das Karl-Marx-Haus und die dortige Bibliothek in diesem Zusammenhang nicht vergessen werden. Hier gebührt Dank dem Deutschen Bundestag, dessen Verwaltung heute durch Frau Handke-Leptien, Herrn Giese und Frau Loges vertreten ist. Auch in diesem Jahr wurde die Arbeit des Archivs mit etwa 1,3 Mio. DM vom Bundestag gefördert.

Wir haben mit Bezug auf unsere historische Arbeit in den letzten Jahren immer wieder bewußt eine Schwerpunktentscheidung getroffen - wegen der besonderen Tradition dieser Archiv- und Bibliotheksarbeit und ihrer hohen Bedeutung für die Stiftung und ihr Umfeld. Das ist in diesem Umfang nicht selbstverständlich - wie man das z.B. bei anderen, vergleichbaren Einrichtungen sieht, die diesem Arbeitsbereich nicht den gleichen Stellenwert zumessen.

Man muß sich nur bewußt sein: Was hier an Mitteln, auch an Personalmöglichkeiten, langfristig gebunden ist - das steht für die politische Bildungs-, Beratungs- und Informationsarbeit nicht zur Verfügung. Dem politischen Umfeld muß die Stiftung das immer wieder vermitteln.

Archiv und Bibliothek waren und sind uns also „lieb und teuer". Das wird auch in Zukunft so bleiben! Beide Bereiche werden auch weiterhin einen hohen Stellenwert in der gesamten Arbeit unserer Stiftung behalten.

Die Entwicklung der letzten 30 Jahre war aber natürlich nicht nur Sache von Investitionen. Sie ist vor allem Ihnen zu danken, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Ihrer Kreativität, Ihrer Phantasie und Ihrem unermüdlichen Einsatz. Man spürt eben, daß Sie sich mit Ihrer Arbeit und mit den Aufgaben unserer Stiftung insgesamt in außergewöhnlichem Maße identifizieren. Deshalb möchte ich heute die Gelegenheit wahrnehmen, um Ihnen im Namen unseres Vorstandes für Ihr Engagement zu danken. Gerade in finanziell schwierigen Zeiten ist Ihr persönlicher Einsatz zum Wohle des Ganzen in besonderer Weise zu würdigen.

[Seite der Druckausg.: 8]

Ich will hier nicht im einzelnen auf die Entwicklung und die Bedeutung unseres Archivs und unserer Bibliothek eingehen. Das wird Herr Professor Dr. Klaus Schönhoven von der Universität Mannheim übernehmen. Er kennt unsere Einrichtung aus seiner eigenen Arbeit sehr gut. Ich danke Ihnen, Herr Schönhoven, für Ihre Bereitschaft, heute zu uns zu sprechen. Sie haben das Wort.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1999

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