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HOLGER BÖRNER
DIALOGE ZU ZUKUNFTSFRAGEN UNSERER GESELLSCHAFT


Wir haben die Idee gerne aufgegriffen, gemeinsam mit dem VDE - Verein Deutscher Elektrotechniker, eine öffentliche Veranstaltung zum Thema „Politik und Technik in der Verantwortung" durchzuführen. Denn dies entspricht unserer Tradition, zu Dialogen zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über Zukunftsfragen der Gesellschaft zusammenzuführen.

Die Veranstaltung zum Thema „Zukunftstechnologien und gesellschaftliche Verantwortung" war unser dritter Internationaler Ingenieurkongreß nach

  • „Mensch, Technik, Umwelt" 1990 in Düsseldorf und
  • „Industriepolitik in Europa" 1992 in den Messehallen Köln.

Die Friedrich-Ebert-Stiftung betrachtet diese Zukunftsdialoge als eins ihrer wichtigsten Arbeitsfelder. Wir haben hierfür ganz unterschiedliche und vielfältige Formen vom kleinen, regelmäßig tagenden Gesprächskreis mit fester Mitgliedschaft über Fachtagungen bis zu öffentlichen Kongressen wie diesem hier entwickelt. Die Resonanz ist groß, die Arbeitsergebnisse sind interessant - ihre Veröffentlichung erfolgt in unserer Reihe „Forum Humane Technikgestaltung."

Ich habe ein ganz besonderes Interesse, Ingenieure und Naturwissenschaftler als Teilnehmer an unseren Zukunftsdialogen zu gewinnen. Denn es sind ja Ingenieure und Naturwissenschaftler, die die moderne Technik entwerfen und produzieren. Sie haben damit einen entscheidenden Einfluß auf die Entwicklung unserer Gesellschaft.

Diesem Einfluß entspricht ihre Beteiligung an öffentlich geführten Zukunftsdialogen oft nicht. Das liegt nicht an ihrem mangelnden Interesse. Vielmehr weiß ich aus Gesprächen mit Naturwissenschaftlern und Ingenieuren, daß sie die politischen, ethischen und auch ökologischen Dimensionen von Wissenschaft und Technik engagiert verfolgen. Aber sie scheuen häufig die öffentliche Diskussion darüber - und hierfür möchte Ihnen die Friedrich-Ebert-Stiftung ein Forum bieten. Es freut mich, daß Sie in großer Zahl dieses Angebot angenommen haben.

Zukunftstechnologien und gesellschaftliche Verantwortung - das ist ein weites Feld. Lassen Sie mich an dieser Stelle nur zwei Gedanken dazu formulieren:

  • Wir alle erleben heute, daß Technik und Wissenschaft unsere Gesellschaft wie das Leben jedes einzelnen zunehmend prägen. Das wird auch in der nächsten Zukunft so sein.

[Seite der Druckausg.: 8 ]

  • Die Geschwindigkeit des technischen Wandels steigt, moderne Kommunikationstechniken überbrücken alle Grenzen und machen unsere Welt scheinbar „kleiner".

Dennoch löst die moderne Technik allein nicht die akuten Probleme der Menschheit. Im Gegenteil, neue kommen gerade in unserer Zeit hinzu:

  • Armut und Arbeitslosigkeit nehmen weltweit zu.
  • Umweltverschmutzung und der Verbrauch an Energie sind dramatisch gestiegen.
  • Die Wohlstandskluft zwischen armen und reichen Ländern vergrößert sich - wir wissen das besonders gut aus unserer internationalen Entwicklungszusammenarbeit in fast allen Ländern der Welt.
  • Der Verkehr erdrosselt unsere Städte.

Angesichts der Herausforderungen, die mit diesen Fragen gestellt sind, verdienen die Entwürfe und Konzepte zur Zukunft von Technik und Gesellschaft, die hier zur Diskussion gestellt werden, unser besonderes Interesse.

Die reichen Industrieländer haben, so glaube ich, eine ganz besondere Verantwortung für die Zukunft der Menschheit. Deshalb haben wir Vertreter aus den Entwicklungszentren des industrialisierten Nordens (d. h. aus Deutschland, Europa, den USA und Japan) eingeladen, sich an dieser Diskussion zu beteiligen.

Die Arbeitsgruppen haben sich unter anderem mit den Themenfeldern Verkehr, Energie und Informationstechnik befaßt. Alle drei Felder zeichnet aus, daß es in ihnen um die Modernisierung von Infrastrukturen geht. Nicht technische Einzellösungen sind gefragt, sondern ganzheitliche Infrastrukturen. Alle Experten in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik sind sich einig, daß die Gesellschaft von morgen verbesserte Infrastrukturen braucht, und auch der Maastricht-Vertrag der Europäischen Union betont die Bedeutung moderner transeuropäischer Netze auf den Gebieten Energie, Verkehr und Kommunikation für die zukünftige Entwicklung Europas.

Natürlich können und dürfen wir dabei die Infrastruktur nicht ausschließlich technisch begreifen: Es geht auch um das Zusammenwirken von Menschen, von Institutionen, von Politik und Wirtschaft. Es geht auch um eine neue Rolle des Staates, der als aktiver Moderator die verschiedenen Akteure in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft koordinieren sollte, um auf demokratische Weise Lösungen für die Gestaltung unserer Zukunft zu finden.

Ich wünsche mir, daß diese Veröffentlichung weitere Diskussionen anregt.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Februar 2001

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