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Vorwort


Deutschland ist als einer der wichtigsten Industriestaaten auf ein modernes und leistungsfähiges Verkehrssystem angewiesen. Je rascher die Globalisierung voranschreitet, je wichtiger internationale Handelsbeziehungen und Kontakte werden, umso notwendiger ist es auch, für einen effizienten Luftverkehr und ein gut funktionierendes Flughafensystem zu sorgen. Geschäftsreisende wollen von Deutschland aus rasch zu jedem Ort der Erde kommen können. Erreichbarkeit ist damit ein wichtiger Schlüsselfaktor für die wirtschaftlichen Entwicklungschancen von Regionen.

Aber nicht nur die Mitarbeiter von Unternehmen und Verbänden sorgen dafür, dass die Zahl der Flugpassagiere auch in Deutschland unaufhörlich wächst und sich nach ernst zu nehmenden Vorhersagen alle 15 Jahre verdoppeln wird. Auch die Reiselust der Deutschen kennt keine Grenzen. Mallorca, Kanarische Inseln, Malediven, Kuba, Bali, Nord- und Südamerika, Indonesien und Australien - die Reisebüros sind voll mit Katalogen, die Urlaubsreisen auch in die entlegendsten Ecken der Erde anbieten - und die Flüge sind ausgebucht. War ein Interkontinentalflug noch vor zwei oder drei Jahrzehnten ein Luxusartikel, so gehört er heute für viele Menschen zum Lebensstandard.

Das System der deutschen Flughäfen kommt der stetig steigenden Nachfrage aber nur mühsam nach. Etliche Flughäfen sind schon jetzt an den Grenzen ihrer Kapazität. Ohne einen Ausbau der Infrastruktur - von neuen Start- und Landebahnen bis zu größeren Abfertigungsgebäuden für Passagiere - werden schon in wenigen Jahren die erwarteten Fluggastzahlen nicht mehr zu bewältigen sein. Gleichzeitig erscheint es aus verkehrs- und umweltpolitischer Sicht nötig und sinnvoll, Kurzstreckenflüge durch schnelle ICE-Verbindungen zu ersetzen. Doch noch immer ist das Schienenangebot nicht attraktiv genug, um Reisende zum Umsteigen vom Flugzeug auf die Bahn zu bewegen.

Über ihre verkehrliche Bedeutung hinaus sind Flughäfen auch wichtige Kristallisationspunkte für die Entwicklung von Regionen. Export- und transportintensive Produktionsunternehmen und Dienstleistungsfirmen legen großen Wert auf gute Luftverkehrsverbindungen und siedeln sich deshalb gerne im Umfeld von Airports an. Dabei entstehen neue Arbeitsplätze, weil die Flughafengesellschaften, die Luftverkehrsgesellschaften, Reisebüros und Einzelhandelsgeschäfte, Taxi- und Transportunternehmen Mitarbeiter brauchen, und weil sich zahlreiche neue, innovative Unternehmen im engeren Einzugsbereich eines Flughafens ansiedeln.

Das starke Wachstum des Flugverkehrs wirft zunehmend auch Probleme auf. Einerseits fühlen sich immer mehr Bürger durch Fluglärm gestört, obwohl moderne Flugzeuge durch technische Verbesserungen bereits erheblich weniger Lärm

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verursachen. Andererseits wachsen Wohnsiedlungen immer näher an die Flughäfen heran, obwohl die Airports Platz für Erweiterungen brauchen. Bei der Lösung dieser und weiterer Probleme muss zugleich verhindert werden, dass es zu Sozial- und Umweltdumping im verschärften Wettbewerb der Flughäfen kommt.

Fest steht, dass das multizentrale Flughafensystem in Deutschland ein nationaler Wettbewerbsvorteil ist, der zukunftsfähig gehalten werden sollte. Aufgabe der Flughafenpolitik ist es, durch ausreichende Flughafenkapazitäten und gute Luftverkehrsangebote dafür zu sorgen, dass Deutschland im inzwischen weltweiten Wettbewerb der Regionen auch in Zukunft bestehen kann. Dieser Aufgabe will die Bundesregierung durch die Weiterentwicklung des Flughafensystems nachkommen. Hierfür wurden mit dem Ende August 2000 präsentieren Flughafenkonzept wichtige Weichen gestellt.

In wie weit gelingt es diesem Konzept der Bundesregierung, die bisherige Konkurrenz der Flughäfen durch ein stimmiges Flughafensystem zu ersetzen und in eine Gesamtplanung für alle Verkehrsträger zu integrieren? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Fachtagung der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) zum Thema „Zukunft der deutschen Verkehrsflughäfen„. Vertreter der Bundesregierung und von Bundesländern, von Umwelt- und Industrieverbänden, von Kommunen, Flughäfen und Luftverkehrsgesellschaften diskutierten darüber, ob die von der Regierung vorgegebenen Leitlinien der erwarteten Entwicklung und den Forderungen aller Beteiligten gerecht werden, aber auch über notwendige Verbesserungen. Dabei wurde deutlich, dass es dem Bund an Kompetenz fehlt, strategisch oder steuernd auf Entwicklung und Investitionsplanung der Flughäfen einzuwirken. Umstritten war, ob es der wachsenden Bedeutung des Luftverkehrs für den Wirtschafts- und Lebensstandort Deutschland angemessen ist, wenn richtungsweisende Entscheidungen über dessen infrastrukturelle Basis in Kommunal- und Landesparlamenten fallen.

In der vorliegenden Broschüre werden die Referate und Diskussionsbeiträge der Fachtagung zusammengefasst. Moderatoren der Veranstaltung waren der Bundestagsabgeordnete Lothar Ibrügger, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium a.D., und der frühere Vorstandsvorsitzende der Deutschen Lufthansa, Prof. Heinz Ruhnau. Mit der Organisation der Fachkonferenz war Ilona Reuter aus der Abt. Wirtschaftspolitik der FES betraut. Für Konzeption und Durchführung der Veranstaltung war Karl-Hans Weimer vom wirtschafts- und sozialpolitischen Forschungs- und Beratungszentrum der FES verantwortlich, der zusammen mit dem Bonner Journalisten Peter Jansen auch den Tagungsbericht erstellte.

Bonn, im Februar 2001


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Dezember 2001

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