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Anmerkungen

Der Strukturwandel, gerade auch für das Ruhrgebiet schon seit Jahrzehnten eines der brisantesten Themen, geht mehr denn je mit großen Schritten voran, und trotz vieler Erfolge in der Bewältigung sozialer und wirtschaftlicher Probleme ist an ein Aufatmen nicht zu denken. Vor allem die neuen Informations- und Kommunikationstechniken wirken durchdringend und haben alle Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft erfaßt. Neue Tätigkeiten und Wirtschaftssektoren entwickeln sich, aber auch grundlegende, über viele Jahrzehnte kaum veränderte Tätigkeiten müssen sich veränderten Rahmenbedingungen anpassen, brauchen neue Ausbildungskonzepte und neue Bewertungen.

Das Ruhrgebiet steht angesichts dieses Wandels in einem verschärften globalen und sozusagen totalen Wettbewerb. Dabei geht es schon lange nicht mehr nur um die Leistungsfähigkeit einzelner Betriebe und Unternehmen oder um die Anpassung an geänderte technische Rahmenbedingungen auf der Basis bewährter Vorgehensweisen. Durch technologischen Fortschritt allein sind wirtschaftliche und vor allem gesellschaftliche Verbesserungen gerade in den letzten Jahren offenbar immer mühseliger zu erzielen gewesen. Gleichzeitig hat der Wettbewerb weit über einzelne Industriezweige hinaus auch die Städte und Regionen erfaßt und stellt höchste Anforderungen an ihre Attraktivität.

So ist es sicher hilfreich, das Ruhrgebiet im globalen Vergleich mit anderen Städten und Regionen zu betrachten, die ähnliche Probleme des Übergangs von der Schwerindustrie zu modernen Produktionen und Dienstleistungen zu bewältigen hatten und haben.

Vor diesem Hintergrund veranstaltete die Friedrich-Ebert-Stiftung vom 23. bis 25. August die Fachkonferenz „Strukturwandel, Tertiärisierung, Entwicklungspotentiale und Strukturpolitik", an der Manager, Politiker, Vertreter der Administration und Wissenschaftler aus vier Vergleichsregionen - Ruhrgebiet, Pittsburgh, Luxemburg und Lille - teilnahmen.

Ziel der Veranstaltung war es, einen Überblick über Unterschiede und Gemeinsamkeiten des Strukturwandels in diesen vier Regionen zu erhalten und Erfahrungen über Hemmnisse, Erfolge und zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten auszutauschen. Darauf aufbauend sollten die Erfordernisse eines regionalen Entwicklungskonzepts skizziert werden, das gleichwohl den Ansprüchen an eine globale Orientierung gerecht werden kann.

Wichtig ist in unserem Land die Arbeit an einem Leitbild für die Region. Die Ausbildung einer dominanten Metropole an Rhein und Ruhr ist weder möglich noch wünschenswert. Der hemmungslose Wettbewerb insbesondere zwischen den großen Städten führt jedoch zu einer Verschwendung öffentlicher wie privater Ressourcen. Auch eine stringente Arbeits- und Aufgabenteilung in der Region würde hier nicht zum Ziel führen.

Möglich muß aber eine Schwerpunktbildung werden, die von den führenden Städten ausgeht und in ihren Ansätzen schon längst zu erkennen ist. In Anbetracht der bereits in Grundzügen ausgebildeten und immer wieder beschworenen „Vernetzung" ist das technisch und organisatorisch gar kein Problem. Kommen muß endlich der politische Wille auf kommunaler und staatlicher Ebene zu einer effizienten und nachhaltigen Lösung. Die Rhein-Ruhr-Ballung von Bonn über Duisburg bis nach Dortmund kann europa- und weltweit erfolgreich sein, wenn sie sich als Städteschwarm versteht, in dem die einzelne Stadt zwar weitgehende Handlungsfreiheit besitzt, aber im Rahmen der angesprochenen Schwerpunktbildung auch eine Reihe von Bindungen akzeptiert.

In jeder Stadt und ihren Stadtteilen können die in der Dienstleistungsgesellschaft wieder geschätzten Urbanisationseffekte genutzt werden, die von Synergieffekten aus den benachbarten Städten Ergänzung erfahren. Wirtschafts- und bevölkerungsorientierte Infrastruktur ist bereits vorhanden oder ausbaufähig. Interessante Standorte nahe den wichtigen Stadtzentren sind durch frei werdende Flächen in reichem Maß vorhanden. Eine attraktive und effiziente Metropolregion kann entstehen und dem Land eine einmalige Prägung verleihen.

Die vorliegende Broschüre faßt die Referate und Diskussionsbeiträge der Fachkonferenz thematisch gegliedert zusammen und gibt einen Ausblick auf kommende Entwicklungen und Erfordernisse - den Tagungsbericht erstellte Dr. Jürgen Malley aus Königswinter.

Bonn, im April 2000

Dr. Hannes Tank




© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Februar 2001

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