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4. Entwicklung des Handels In Deutschland

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Gegenwärtig gibt es in Deutschland etwa 135 regionale Einkaufszentren, wenn eine Mindestverkaufsfläche von 15.000 m2 als Basis der Betrachtung angenommen wird. Insgesamt haben diese Zentren eine Geschäftsfläche von 4 Mio.m2. Bis zur Wiedervereinigung wurden in der Bundesrepublik jährlich etwa zwei bis drei neue Einkaufszentren gebaut, damit war eine gewisse Sättigung erreicht. Seit 1990 wurden allein 22 Standorte dieser Größenordnung realisiert, wovon 21 Objekte in den neuen Bundesländern entstanden sind.

Die bereits in Ostdeutschland bestehenden Baurechte sind noch nicht alle ausgeschöpft, in den nächsten Jahren werden in den neuen Bundesländern noch etwa 300 weitere großflächige Einzelhandelsbetriebe entstehen, so daß bis 1997 etwa 40 bis 60 weitere Standorte in jedem neuen Bundesland realisiert werden. Der Trend zu großflächigen Handelseinrichtungen wird also weiter anhalten.

Besonders problematisch werden die Einkaufszentren durch die Tendenz zur Inanspruchnahme immer größerer Flächen und die damit verbundene zunehmende Verlagerung der Standorte in die Peripherie der Städte. Die Abweichung von einer planerisch sinnvoll erscheinenden Struktur der Stadt wird durch die Ansiedlung des Handels im Umland beschleunigt.

Dabei erscheint die Entwicklung in den neuen Bundesländern besonders schwerwiegende Auswirkungen zu zeigen. Während in den alten Bundesländern gegenwärtig etwa 20 bis 25% der Einzelhandelsstandorte in peripherer Lage zu finden sind, werden in 48 der größten Städte in den neuen Bundesländern mehr als die Hälfte der Einzelhandelsflächen "vor den Toren" der Stadt errichtet. Das Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau spricht von insgesamt 56% aller Standorte in peripherer Lage. Die beschriebene Entwicklung droht sich fortzusetzen. Die gegenwärtige Umsatzentwicklung zeigt bei Fachmärkten Zuwachsraten von 20 - 50% des branchenspezifischen Umsatzes. (Abb. 2)

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Abbildung 2:

Abbildung

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Die Situation des Einzelhandels in Ostdeutschland ist auch durch eine schlechte Marktsituation für den Mittelstand gekennzeichnet. Ein großer Teil der mittelständischen Einzelhandelsbetriebe arbeitet nicht wirtschaftlich. Zum einen ist die Kapitalausstattung nicht ausreichend, zum anderen verfügen etwa 90% der Betriebe über weniger als 100 m2 Verkaufsfläche, was für die meisten Handelsbranchen nicht ausreicht.

Die Erwartungen, die an einen neuen Einzelhandelsstandort geknüpft werden, sind unterschiedlich und hängen vom individuellen Standpunkt ab:

  • Der Investor ist in erster Linie interessiert an einer hohen Rendite und Werthaltigkeit der Immobilie.
  • Der Betreiber erwartet hohe Umsätze im Objekt und damit wirtschaftliche Gewinne.
  • Die Beschäftigten wollen einen dauerhaften Arbeitsplatz mit einem vernünftigen Einkommen.
  • Die Stadt ist aus ihrer Sicht interessiert an der Standortfindung und erhofft sich zum Beispiel die Schließung von Versorgungslücken für ihre Bewohner und einen Beitrag zur Stadtentwicklung.

Zielgruppe der genannten Interessenten ist jeweils der Kunde. Wenn ein neuer Standort von den Kunden nicht angenommen wird, ergeben sich wirtschaftliche Probleme für alle Beteiligten, wobei die Schwierigkeiten im Fall der Stadt noch durch strukturelle und soziale Probleme erhöht werden können. Diese fehlende Akzeptanz einer Einzelhandelseinrichtung kann verursacht werden durch Fehler im Management des Objektes, einen ungünstigen Branchenmix oder durch die Wahl des falschen Standortes.

Die besondere Attraktivität peripherer Einkaufszentren für die Kunden liegt u.a. in einem umfassenden Warensortiment, das an einem Ort konzentriert angeboten wird. Die Preise der Waren sind, bedingt durch niedrige Bau- und Betriebskosten, meist relativ günstig. Die Standorte sind mit dem Pkw direkt erreichbar, damit ergeben sich für den Kunden keine Transportprobleme.

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Aus der Sicht der Einzelhandelsbetriebe sind periphere Lagen besonders lukrativ durch niedrige Mieten, ausreichend zur Verfügung stehende Flächen und geringe Auflagen von seiten der Gemeinde. Die Mieten erscheinen in besonders günstigem Licht, wenn als Vergleich das Mietpreisniveau für den Einzelhandel in attraktiven Innenstadtlagen herangezogen wird. Die Belieferung der Standorte erfolgt nicht in der dicht befahrenen Innenstadt mit engen Straßen und hohem Fußgängerverkehrsaufkommen. Für eine zeitliche Beschränkung besteht in der Regel keine Notwendigkeit.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1999

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