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TEILDOKUMENT:


[Seite der Druckausgabe: 50 / Fortsetzung]


5 Resümee - Das Leitbild der gegliederten Stadt mit einem gestuften System von behutsam spezialisierten Zentren in alten und neuen Stadtteilen um einen modernisierten historischen Stadtkern

Der Begriff Leitbild ist aus Sicht der Referentin des Deutschen Instituts für Urbanisitk (im folgenden: Difu) ausgesprochen vielfältig und nicht eindeutig definiert; daher bedarf er einer genaueren Analyse. Der Einstieg ins Thema erfolgt daher analog den einzelnen Fragmenten des im Tagungsprogramm ausgedruckten Titels für den Beitrag.

5.1.1 Vorbemerkungen

Betrachtet man Leitbilder in der historischen Dimension, so wird deutlich, daß nicht nur hinsichtlich der städtebaulichen Inhalte, sondern auch bezüglich ihrer Bedeutung als Handlungsrahmen Veränderungen eingetreten sind. So handelte es sich bei den Leitbildern der 50er und 60er Jahre, wie dem der „gegliederten und aufgelockerten Stadt" oder jenem der „Urbanität durch Dichte", um deutlich formulierte normative Ordnungsvorstellungen, die vor allem von der städtebaulichen und stadtplanerischen Fachwelt formuliert worden sind.

Das aktuelle Wiederaufleben der Leitbilddebatte ist vor allem zurückzuführen auf die Suche nach neuen - auch städtebaulichen Orientierungshilfen in einer Zeit massiven Umbruchs, d.h. gravierender Veränderungen der ökonomischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Globalisierungs- und Regionalisierungsprozesse, gewandelte Raum-Zeit Strukturen, neue städtebauliche Aufgaben, massive ökologische Ansprüche usw. erfordern gleichermaßen ein verändertes Planungsverständnis. So ist beispielsweise die bislang übliche Langfristigkeit und chronologische Abfolge von Planung und Umsetzung in weiten Teilen inkompatibel mit den realen Erfordernissen. Deshalb ist gegenwärtig ein Prozeß in Richtung „strategische Planung" zu beobachten, den man mit der Gleichzeitigkeit von Konzeption und Umsetzung beschreiben könnte und der sich in Teilen in der gegenwärtigen Diskussion über städtebauliche Leitbilder widerspiegelt.

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Das zweite Titelfragment - das „gestufte System von behutsam spezialisierten Zentren in alten und neuen Stadtteilen" - hebt auf die Differenzierung städtischer Entwicklung und Entwicklungsplanung ab. Nach Auffassung der Referentin betrifft das folgende Aspekte: zum einen die bestehende Hierarchie und Arbeitsteilung zwischen den Zentren in den Städten, die bei Standortplanungen bzw. Standortentscheidungen berücksichtigt werden müssen; zum anderen die Notwendigkeit eines gesamtstädtischen Standortkonzeptes, ohne das eine tragfähige Koexistenz der Zentren nicht gewährleistet sein kann.

Der dritte Teil des Titels - die Anordnung solcher Zentren „um einen modernisierten historischen Stadtkern" - verweist auf Probleme bei der Innenentwicklung von Städten, vor allem bei der Modernisierung und Revitalisierung von Innenstadtzentren. Die Stadtkerne, identitätsstiftende Symbole fast aller Städte, sind im Verlauf der 80er und 90er Jahre zu „Konsumzentren" in historischer Bausubstanz umgewandelt worden, in denen die sonstigen städtischen Nutzungen zunehmend verschwinden - „Stadt" wird inszeniert.

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5.1.2 Aktuelle Leitziele und Leitbilder

Die Diskussion und Präsentation aktueller Städtebau- und Stadtentwicklungskonzepte läßt gemäß den Ausführungen der Referentin eine Hierarchie von Leitvorstellungen deutlich werden, die im folgenden in ihren wesentlichen Punkten zusammengefaßt wird.

Zunächst wird die Ebene der gesellschaftlichen Grundwerte genannt. Hierbei handelt es sich um vergleichsweise abstrakte und komplexe Zielsysteme, die unter dem begrifflichen Dach der „Nachhaltigkeit" vereint werden können, und die Formulierungen wie „ökologische, umweltverträgliche Stadt" und „solidarische, sozialverträgliche Stadt" beschrieben werden. Die Komplexität dieser Zielebene hat zur Folge, daß sich ihre Realisierbarkeit erst an einer Vielzahl entsprechender Einzelprojekte erweisen muß. Zwar besteht ein breiter - auch politischer - Konsens zur „Nachhaltigkeit", jedoch zeigen sich bei genauerer Betrachtung von Teilpolitiken erhebliche Widersprüche: beispielsweise eine offensive Einfamilienhausförderung oder die anhaltend niedrigen Mobilitätskosten. Beides sind Faktoren, die dem Leitbild der „ökologischen Stadt" nahezu diametral gegenüberstehen. Widersprüche finden sich auch zum Leitziel der „sozialen Stadt", wenn sich Politik in ihrer Ausrichtung an Globalisierungsprozessen vor allem nach außen orientiert, dabei gleichzeitig die Quartiers- und Stadtteilebene vernachlässigt und auf die dadurch verstärkten sozioökonomischen Konflikte nur noch reagiert.

Als zweite Ebene wurde von der Vertreterin des Difu die der „kulturellen und emotionalen Zielkategorien" angeführt, mit denen vor allem im Rahmen des europäischen Stadtmodells operiert wird. Diese Zielkategorien betreffen vornehmlich Bemühungen

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um Urbanität, städtische Identität, authentische Örtlichkeit usw. Gestützt wird diese Ebene durch den Bedeutungszuwachs sogenannter „weicher Standortfaktoren", die zunehmend die Standortentscheidungen von Unternehmen entscheidend beeinflussen. Stadtsoziologen weisen hier darauf hin, daß Urbanität nicht wirklich planbar ist und mehrere Prinzipien zu berücksichtigen sind. [Fn. 11: Vgl.: Häußermann, Hartmut (1995): Lebendige Stadt, belebte Stadt oder inszenierte Urbanität. In: Foyer, Heft 3, Berlin. S. 12-14.] Das „Prinzip der Ungleichheit" (von Lebensstilen und Verhaltensweisen als auch die Existenz multikultureller Zusammenhänge sowie die Überlagerung unterschiedlicher Nutzungen), das „Prinzip der Ungleichzeitigkeit" (das Nebeneinander von alt und neu, die Koexistenz verschiedener städtischer Rhythmen) und das „Prinzip der Ungleichwertigkeit" (das Nebeneinander von Arealen und Nutzungen unterschiedlicher ökonomischer Wertigkeit und unterschiedlicher Bedeutung für Nutzungen und Nutzergruppen).

Als dritte Zielebene wurde die der grundsätzlichen Stadtvorstellungen genannt. Hier stehen sich zwei zentrale Strukturmodelle gegenüber. Zum einen ist dies die kompakte europäische Stadt, charakterisiert durch Haupt- und Nebenzentren, Stadtkern und Peripherie sowie den städtebaulichen Grundelementen Straße, Platz, Parzelle und Block. Weitere Merkmale dieses Typus sind nutzungsverflochtene städtische Quartiere („Funktionsmischung", „Stadt der kurzen Wege").

Demgegenüber steht das Modell der sogenannten „Netzstadt" oder auch „Zwischenstadt" [Fn. 12: Vgl.: Sieverts, Thomas (1997): Zwischenstadt. Zwischen Ort und Welt, Raum und Zeit, Stadt und Land. Bauwelt-Fundamente, Band 118. Braunschweig; Wiesbaden.] , die sich überwiegend an Knotenpunkten der Verkehrsinfrastruktur bzw. an vernetzten Trassen in die Region ausbreitet. Im deutschen Städtebau dominiert bisher das Modell der europäischen Stadt, obwohl Kritiker den Verfechtern dieser Vorstellungen von Stadt Sentimentalität und Rückständigkeit vorwerfen. Insbesondere die Debatte um die Art der Entwicklung von innerstädtischen Einkaufsbereichen hat diese Kontroversen dargestellt. Hier stehen sich die Konzepte der Shopping-Mall amerikanischen Zuschnitts und solche der öffentlichen Einkaufsstraßen gegenüber. Während beim Konzept der Mall die öffentlichen Räume privatisiert und zur Kulisse der kommerziellen Belange werden, wird beim zweiten Konzept auf die tatsächlich verfügbaren und allgemein zugänglichen öffentlichen Räume der Straßen und Plätze verwiesen. [Fn. 13: Die Diskussion um öffentliche Räume, deren Nutzung und Zweckentfremdung wird in der Publikation von Andreas Feldkeller einer detaillierten Analyse unterzogen. Vgl.: Feldkeller, A. (1994): Die zweckentfremdete Stadt - Wider die Zerstörung des öffentlichen Raums. Frankfurt a M.]

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5.1.3 Leitbild »europäische Stadt": städtebauliche Akzentsetzungen

Das Leitbild der „europäischen Stadt" wird von vielen Seiten getragen, nicht zuletzt deshalb, weil es als Ressource und Voraussetzung für die nachhaltige Stadt gilt. Neben

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besonderen Bemühungen um die Gestaltung des öffentlichen Raums der Stadt sowie um das gesamte Netz der städtischen Freiräume einschließlich der landschaftlichen Bezüge stehen städtebaulich gegenwärtig Konzepte für die nutzungsverflochtene Stadt im Mittelpunkt. Die Ziele, die durch die Handlungsmaxime der Funktionsmischung erreicht werden sollen, sind im wesentlichen folgende: [Fn. 14: Vgl. hierzu und zum Folgenden u.a.: Baasner, Günter, Heidede Becker und Robert Sander (1997): Entwicklung neuer Funktionsmischung in Berlin. In: Difu (Hrsg.): Materialien, Band. 3/97. Berlin. Jessen, Johann (1995): Nutzungsmischung im Städtebau. Trends und Gegentrends In: BfLR (Hrsg.) Informationen zur Raumentwicklung, Heft 6/7. Bonn. S. 391-404.]

  • Es wird eine Verkehrsvermeidung angestrebt. Durch verbesserte Erreichbarkeit ist der Abbau von Pendlerströmen beabsichtigt; die Wege- und Zeitersparnis trägt zu einer allgemeinen Entspannung der städtischen Verkehrssituation bei.

  • Die Konzentration auf Innenentwicklung führt zu einer Einschränkung des Flächenverbrauchs und zur Energieeinsparung.

  • Die kompakte Siedlungsstruktur ermöglicht eine bessere Auslastung von Infrastruktureinrichtungen

  • Durch vielfältige Nutzungsüberlagerungen erfolgt eine Förderung urbaner Qualitäten und innovativer Stadtmilieus.

  • Letztlich findet ein sozialer Ausgleich statt, der den bisher benachteiligten, weniger mobilen Bevölkerungsgruppen Vorteile und Erleichterungen verschafft.

Diesem Konzept stehen jedoch gegenläufige Trends entgegen, die eine Realisierung erschweren und im ersten Kapitel der vorliegenden Broschüre unter dem Begriff der Suburbanisierung (bzw. Gewerbesuburbanisierung) näher erläutert wurden. Als wesentliche Hemmnisse der Realisierung der „europäischen Stadt" wurden von der Vertreterin des Difu folgende genannt:

  • Der Maßstabssprung vor allem im Einzelhandel und im Freizeitbereich bzw. die allgemein beobachtbaren räumlichen und betrieblichen Konzentrationsprozesse bewirken erhöhten Flächenbedarf und Tendenz zu Megastrukturen

  • Verkehrspolitische Strategien, die die Mobilitätskosten gering halten und dadurch den (Straßen-) Verkehr fördern, tragen u.a. maßgeblich zur Lebensfähigkeit von Versorgungszentren „auf der grünen Wiese" bei.

  • Das kommunale Bodenmanagement und das Bodenpreisgefälle machen es für Investoren lukrativer, im stadtnahen Außenbereich zu investieren.

  • Betriebswirtschaftliche Kalküle der Unternehmungen, so beispielsweise die Reserveflächenvorhaltung oder die Unsicherheit über Produktionsstrukturen befördern Funktionstrennung.

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  • Divergierende Nutzerinteressen, die Störempfindlichkeit von Anwohnern sowie der höhere Planungs-, Entwicklungs- und Vermarktungsaufwand für mischgenutzte Strukturen stehen dem entgegen.

Andererseits sind jedoch auch Trends zu beobachten, die Funktionsmischung deutlich begünstigen. So stützt die Entwicklung neuer, emmissionsverminderter Fertigungstechniken ein Nebeneinander von Wohnen und Arbeiten bzw. Produzieren. Der Bedeutungsgewinn, den haushaltsbezogene und quartiersorientierte Dienstleistungen erfahren haben [Fn. 15: Diese Aussage stützt sich auf eine Untersuchung, die im Auftrag der Hamburger Stadtentwicklungsbehörde von der TU Hamburg-Harburg, Prof. Dr. D. Läpple durchgeführt wurde. Eine Skizze des Gutachtens mit dem Titel „Alternative Szenarien der wirtschaftlichen Strukturentwicklung in der Hamburger Wirtschaft unter räumlichen Gesichtspunkten" ist über folgende Internet-Adresse abrufbar: http://www.tu-harturg.de/allgemein/fsp/forschung95/fb95-1.06.018.html (Anm. d. Verf.) vgl.: Läpple, Dieter (1996): Ökonomische Perspektiven der Städte. Zwischen Globalisierung und Lokalisierung. In: Die Alte Stadt, Heft 2, S. 128-140.] , ist ein weiterer, die Umsetzung mischgenutzer Bereiche begünstigender Entwicklungstrend. Die bereits erwähnte zunehmende Bedeutung weicher Standortfaktoren sowie die mischungsorientierte Lebensweise der neuen privaten Haushalte sind schließlich ebenfalls Trends, die der Funktionsmischung zuträglich sind.

Neben den gegenwärtigen Trends und Gegentrends zur Funktionsmischung diese Entwicklungstrends bietet eine Auswertung der Fachdiskussion noch einige erwähnenswerte Hinweise.

Zum einen, so betonte die Referentin, sei es schwierig, auf Grundlage der amtlichen Statistik mit ihrer Sektor- und Branchenorientierung sowie der spezifischen Abgrenzung ihrer räumlichen Bezugseinheiten weiterführende empirische Aussagen zu ermitteln. Zum zweiten besteht ein Problem der räumlichen Betrachtungsebenen. Planerische Wunschvorstellungen richten sich in der Regel auf kleinräumige Nutzungsmischung. Die städtebaulichen Elemente der europäischen Stadt, Parzelle, Block und Quartier, beinhalten keine eindeutigen Größenangaben. Somit bleiben „Körnigkeit" und Dichte von gemischtgenutzten Strukturen ohne weitere Präzisierung ein relatives Maß. Ein weiteres Problem liegt in der gegenwärtig noch zu wenig berücksichtigten Zeitdimension bei Planung und Umsetzung von Nutzungsmischung; Fragen der Erst-, Zwischen- oder Folgenutzung werden vernachlässigt. In diesem Zusammenhang wurde auf die „Berliner" oder „Kreuzberger Mischung" verwiesen, die ihren heutigen Charakter erst im Laufe der Zeit durch Nutzungsveränderungen und -überlagerungen erhalten hat.

Das planungsrechtliche Instrumentarium erscheint in der Fachdiskussion für die Verwirklichung von Funktionsmischung geeignet und sollte noch offensiver eingesetzt werden. Städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen (§§ 165-167 BauGB), Städtebaulicher Vertrag sowie Vorhaben- und Erschließungsplan (§ 6 und § 7 BauGB Maß-

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nahmenG) werden als Instrumente angesehen, mit denen eine Kooperation zwischen öffentlicher Hand und privatem Investor auf eine solide Grundlage gestellt werden. Verbesserungswürdig ist die kontinuierliche Beobachtung der vertraglichen Pflichten; ein solches Vertrags-Contolling ist gegenwärtig noch nicht institutionalisiert. Der kommunalen Liegenschaftspolitik kommt weiterhin die Aufgabe zu, durch vorsorgendes Flächenmanagement das Entstehen von Megastrukturen zumindest zu erschweren. Ein ausreichender Vorrat an Schlüsselgrundstücken für Funktionsmischung und die Bevorzugung von Selbstnutzern können positive Entwicklungen stützen.

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5.1.4 Schlußfolgerungen

Abschließend betonte die Referentin die wichtige Funktion von Leitbildern als Verständigungsmittel für den Stadtentwicklungsprozeß. Städtebauliche Leitbilder können - das haben Diskussionen in anderem Zusammenhang gezeigt - Wegweiserfunktion übernehmen, ohne konkrete Endzustände festzuschreiben. Entwicklung und Umsetzung von Leitbildern sind an vielfältige Vermittlungs- und Klärungsprozesse gebunden, die zu den traditionellen Planungsebenen eher quer liegen.

In diesem Zusammenhang erwähnte die Referentin das Beispiel der Stadt Lübeck mit ihrem „Weltkulturerbe" der Altstadt. Ein Stadtmarketing-Konzept konnte in Lübeck erfolgreich eingesetzt werden: mit ihm wurde sowohl ein Leitbild für Lübeck entwickelt als auch das Konzept der „autofreien Innenstadt" umgesetzt. Mit Stadtmarketing wurde ein Moderations- und Diskussionsprozeß institutionalisiert, bei dem alle stadtentwicklungsrelevanten Akteure mit ihren spezifischen Vorstellungen, Interessen und Ideen an eine Tisch gebracht werden konnten und in produktiver und kontroverser Debatte Konsens über Leitziele hergestellt wurde.

Leitbilder - so die abschließenden Ausführungen - sind einerseits Ergebnis von Kommunikation; andererseits tragen sie selbst als Medium und Diskussionsangebot zur Verständigung über Städtebau bei. So verstanden bieten sie weiterhin eine Kommunikationsstrategie und dienen sowohl der fachlichen und politischen Standortbestimmung ebenso wie der strategischen Positionierung von Maßnahmen und Projekten.

Auf die Frage eines Vertreters der Stadt Mannheim, wie bei allgemein vorherrschender Auffassungsvielfalt über entwicklungspolitische Perspektiven ein Konsens herzustellen sei, der zumindest mittelfristig tragfähig ist, antwortete die Referentin mit zwei Beispielen: zum einen zeige die Stadt Berlin, daß über den (lokal-)politischen Prozeß der Formulierung von Leitsätzen zur Stadtentwicklung eine Lösung dieses Problems möglich sei. Zum anderen verwies sie auf die Verfahrensweise der IBA Emscherpark, die keine eindeutigen und festgeschriebenen Ziele formuliert hat, sondern über sogenannte Qualitätsnormen, die bei Planungen im Wohnungsbau oder zur Freiflächengestaltung berücksichtigt werden müssen. Kooperative Verfahren, beispielsweise die Ausschrei-

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bung städtebaulicher oder architektonischer Wettbewerbe, tragen weiterhin dazu bei, die Inhalte der Leitvorstellungen kontinuierlich zu überprüfen und gegebenenfalls zu erweitern.

Im Zuge der Diskussion neuer Leitbilder dürfe, so ein Vertreter der Freien Universität Berlin, jedoch nicht die gegenwärtige Situation der gesellschaftlichen und ökonomischen Umstrukturierungsprozesse zugunsten modellierter Entwicklungsziele vergessen werden. Diese Prozesse stellen sowohl Kommunen als auch Regionen vor konkrete Sachzwänge, die den Aufgabenbereich der Stadtentwicklung klar skizzierten. Ein primäres Ziel ist dabei die Schaffung neuer Arbeitsplätze in den Ballungsgebieten, um eine radikale Veränderung der städtischen Sozialstruktur zu begrenzen. Die stattfindende Veränderung der Kaufkraft in der Bevölkerung erfordert als zweites Ziel neue Lösungen für den Bau von Wohnungen. Schließlich wurde das Problem der Stadt-Umland Beziehungen angesprochen, daß innovativer, in erster Linie politischer Lösungen bedarf, damit es zukünftig zu einer ausgewogenen Zentrenstruktur kommen kann.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Januar 2001

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