FES HOME MAIL SEARCH HELP NEW
[DIGITALE BIBLIOTHEK DER FES]
TITELINFO / UEBERSICHT



TEILDOKUMENT:


[Seite der Druckausgabe: 65]


VI. Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung

Die Referate und Diskussionsbeiträge auf der von der Friedrich-Ebert-Stiftung durchgeführten Fachkonferenz haben eindrucksvoll gezeigt, daß ökologisches Bauen und Wohnen in Deutschland längst kein Nischendasein mehr fristet und kein unerschwinglicher Luxus für einige wenige ist. Die große Anzahl von Initiativen und Projekten macht deutlich, daß in diesem Bereich heute bereits vieles machbar ist und eine Chance hat, auf breiter Ebene durchgesetzt zu werden. Generell besteht der Eindruck, daß die Fortschritte, die sich beim ökologisch orientierten Bauen erzielen lassen, um so größer werden, je intensiver die Auseinandersetzung mit dem Thema erfolgt. Mittlerweile ist bei allen Beteiligten des Baugeschehens eine große Bereitschaft vorhanden, über derartige Veränderungen miteinander zu diskutieren und ökologisches Bauen mehr als bisher zu praktizieren. Auch die Bauwirtschaft stellt sich inzwischen offen und konstruktiv den Problemen und Anforderungen einer nachhaltigen Entwicklung.

Entscheidend kommt es darauf an, daß alle Akteure in intensiver Kooperation die allgemeinen Standards des Bauens und Wohnens umweltgerechter gestalten. Daneben bleiben aber auch in Zukunft umweltverträgliche Bau- und Wohnprojekte mit Pilotcharakter unverzichtbar. Solche Innovationen wirken über das einzelne Beispiel hinaus und dienen dabei als Lernbereiche. Gelungene Vorhaben führen dann zu Multiplikatoreffekten, die sich in mehrfacher Hinsicht als positiv erweisen:

Sie kommen sowohl dem Umweltschutz als auch dem Baugewerbe und der Bauindustrie zugute. Sie schaffen bzw. sichern Arbeitsplätze. Und sie rechnen sich für Bauherren und Bewohner.

Zugleich wird das Bedürfnisfeld "Bauen und Wohnen" immer deutlicher zu einem Bereich, wo die drei Dimensionen der Zukunftsfähigkeit bzw. Nachhaltigkeit - nämlich Ökologie, Ökonomie und Soziales - einen hohen Grad an Deckungsfähigkeit aufweisen. Dabei geht es im einzelnen um die Optimierung

  • ökologischer Ziele

    • Reduzierung des zusätzlichen Flächenverbrauchs auf 10 % bis 2010 (zu 1993)

    • Verringerung der Stoffströme "im Durchfluß"

    • Verminderung des Energieverbrauchs im Bedürfnisfeld Wohnen

    • Vermeidung von Schadstoffen bei Neubau, Umbau und Nutzung

    • vielgestaltige Siedlungsstruktur mit ausreichender Grünversorgung der Wohngebiete

    • Stopp der Zersiedelung der Landschaft (Freiflächenschutz)

    • möglichst geringe zusätzliche Versiegelung von Flächen

    • Entsiegelung soweit wie möglich und Revitalisierung von Flächen

[Seite der Druckausgabe: 66]

  • ökonomischer Ziele

    • Umbau relativ zum Neubau kostengünstiger gestalten

    • Erhöhung des Anreizes zur Instandhaltung und Renovierung vorhandenen Wohnraums

    • Energiekosteneinsparung bei der Nutzung

    • Optimierung zukünftiger Aufwendungen für die Infrastruktur

    • Beachtung kostengünstiger Umbau-/Rückbaumöglichkeiten bei zukünftigen Baumaßnahmen

    • Sicherung von Arbeitsplätzen in der Bauwirtschaft

  • sozialer Ziele

    • angemessener Wohnraum nach Alter und Haushaltsgröße

    • geeignetes Wohnumfeld, soziale Integration, keine Ghettobildung

    • gesunde Wohnverhältnisse

    • Vernetzung von Arbeiten, Wohnen und Freizeit

    • zumutbare Ausgaben für "Wohnen" für sozial schwache Gruppen

    • Entkoppelung von Eigentumsbildung und Flächenverbrauch, Erhöhung der Eigentumsquote

    • höhere Flexibilität hinsichtlich des Wohnungswechsels

Bei einer stärkeren Orientierung der politischen Steuerung, der Bauunternehmen und der Wohnungssuchenden auf die vorhandenen Wohnungs- bzw. Gebäudebestände existieren hohe Potentiale für die Realisierung aller drei Aspekte.

Eine kaum noch überschaubare Vielfalt und Vielzahl von Maßnahmen, die Ziele des umweltorientierten Bauens und Wohnens verfolgen, wurde bereits auf den Weg gebracht. Lehr- und Lernbeispiele für eine nachhaltige Entwicklung liegen somit vor. Jetzt gilt es, die Hindernisse zu beseitigen, die einer breiten Anwendung ökologischer Kriterien zugunsten von Mensch und Umwelt zur Zeit noch entgegenstehen. Vor diesem Hintergrund ist zu hoffen, daß entsprechende Aktivitäten aller am Bauprozeß Beteiligten, die richtige Nutzung ökologischer Technologien durch die Bewohner und auch die Arbeiten der Enquetekommission „Schutz des Menschen und der Umwelt" Beiträge dazu leisten, in Deutschland eine nachhaltig zukunftsverträgliche Bau- und Wohnungswirtschaft zu etablieren.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Januar 2001

Previous Page TOC Next Page