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Vorbemerkung


Durch die hektische Motorisierung in den Jahren seit 1990 und das fast völlige Fehlen von Parkhäusern und Tiefgaragen sind in den Städten der neuen Bundesländer auch beim ruhenden Verkehr oft problematische oder gar chaotische Verhältnisse entstanden. Das Parken auf weiten Flächen, aber auch die Zweckentfremdung von Gehwegen, Grünanlagen oder städtischen Plätzen beeinträchtigt das Stadtbild und die Lebensqualität ganz erheblich. Der Bau von Parkhäusern und Parkpaletten in Stadtzentren und Stadtteilzentren sowie in verdichteten Alt- und Neubaugebieten wäre jedoch in der Regel abzulehnen. Die meist äußerst störenden Wirkungen dieser Anlagen sind aus den Städten der alten Bundesländer nur allzu gut bekannt.

Mittlerweile ist eine Technologie für den ruhenden Verkehr entwickelt worden, die innovative Lösungen für die angedeuteten Probleme verspricht. Das hat die Friedrich-Ebert-Stiftung bewogen, den derzeitigen Stand der Technik auf diesem Gebiet zu beleuchten. Daß sich die neuen Techniken im praktischen Einsatz bewähren, zeigen zahlreiche Beispiele, bislang allerdings vorwiegend in anderen Ländern. So gibt es in den USA, in Japan oder in Städten wie Seoul und Singapur befriedigend funktionierende Anlagen dieser Art.

Es zeigt sich, daß die moderne automatisierte Regallagertechnik auch beim Parken von Fahrzeugen Anwendung finden kann. Damit läßt sich insbesondere die elegante, aber bislang recht kostspielige Lösung der Tiefgarage wesentlich verbilligen, so daß sie weitere Verbreitung finden könnte. Durch die Automatisierung in Form von Aufzügen entfallen die Rangiervorgänge der Fahrzeuge, ebenso wie Wendeflächen, Lüftungsanlagen und Ein- bzw. Ausfahrtsrampen. Das Bauvolumen und die Baukosten können erheblich reduziert werden. Damit eröffnen sich neue Perspektiven für die Stadterhaltung und Stadtgestaltung wie auch für die Lebensqualität in den Zentren und den Wohngebieten. Das hat gerade für die Städte in den neuen Bundesländern Bedeutung. Dort kommt es zum einen darauf an, die städtischen Zentren gut zu gestalten und zu beleben, da sie von den im Übermaß "auf der grünen Wiese" entstandenen Fachmärkten und Einkaufszentren gewissermaßen stranguliert werden. Das hat zum anderen Bedeutung für die großen Neubausiedlungen in Plattenbauweise, in denen die

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Lebensqualität auch durch die Überzahl von Fahrzeugen sowie Diebstahl und Vandalismus beeinträchtigt wird.

Kleine, mittlere und große Firmen haben im Laufe der Jahre Kompaktparksysteme mit horizontaler oder vertikaler Orientierung entwickelt, die sich nun in erweiterten Dimensionen realisieren lassen dürften. Es bietet sich an, solche Anlagen unter Straßen, Plätzen und Wegen, also an Orten des Verkehrs, zu verwirklichen – möglicherweise im Zusammenhang mit anderen Bauarbeiten, etwa den anstehenden umfangreichen Arbeiten zur Erneuerung des Kanalnetzes. Zu achten wäre allerdings immer darauf, das gilt sowohl für West- wie auch für Ostdeutschland, daß mit diesen modernen Parksystemen die Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und zur Stärkung des städtischen Bus- und Schienenverkehrs nicht unterlaufen werden dürfen.

Wenn die im folgenden auszusprechende Innovation im Zusammenhang mit der Verkehrsentwicklung und -planung gesehen wird, kann sie ein Baustein zur Verwirklichung attraktiver Städte sein. Die Städte bzw. Stadtregionen, die das leidige Verkehrsproblem lösen sowie für Attraktivität bzw. Lebensqualität für die Bewohner und vorhandene oder potentielle Firmen sorgen, werden im nationalen, europaweiten oder gar internationalen Wettbewerb, dem sich auch die Gebietskörperschaften nicht entziehen können, eine günstige Position haben.

Der Bericht zur Tagung wurde von Frau Dipl.-lng. Andrea Söhnchen von der Technischen Universität Dresden verfaßt.

Bonn, März 1995

Dr. Hannes Tank




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