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Vor- und Nachbemerkungen

Die vielfältigen Hilfen vor allem des Bundes und der Europäischen Union für Ostdeutschland werden auslaufen, erheblich schrumpfen oder in eine ganz normale regionale Wirtschaftsförderung übergehen. Was auch immer in den nächsten Jahren geschehen wird, es ist sicher richtig und wichtig, schon jetzt den endogenen Entwicklungspotentialen verstärkte Aufmerksamkeit zu schenken. Durch die bisherigen massiven Finanztransfers haben diese bedeutenden Potentiale oft nicht die gebührende Aufmerksamkeit gefunden.

Bei den Vorträgen und Diskussionen der Tagung in Potsdam ist ein zentraler Komplex in diesem Zusammenhang behandelt worden: der Komplex der Innovations- und Gründungspotentiale in Ostdeutschland, das heißt die dort noch verschließbaren Reserven. Der Tagungsbericht gibt Auskünfte zu diesem wichtigen Fragenkreis. Denn auch mit der Erschließung dieser Potentiale kann die industrielle Basis, die nach dem Wegbrechen oder der Auflösung zahlreicher Betriebe, Kombinate und ganzer Agglomerationen zunächst nur noch in Ansätzen vorhanden war, allmählich wieder gestärkt werden. Der klare und illustrative Bericht zur Tagung ist von Prof. Dr. Franz Pleschak und Frank Stummer, Fraunhofer Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung Karlsruhe, Forschungsstelle Innovationsökonomik an der TU Freiberg, verfaßt worden.

Es sollte darauf hingewiesen werden, daß es nicht nur im industriellen Bereich sowie bei den immer wichtiger werdenden Unternehmens- und bewohnerorientierten Dienstleistungen, sondern auch in verschiedenen anderen Bereichen bedeutende endogene Entwicklungspotentiale gibt.

Eine Besonderheit ist in Ostdeutschland die vergleichsweise dünne Besiedlung, die oft mit reizvoller Landschaft und attraktiven Gewässern in Verbindung steht. Die sich daraus ergebenden Möglichkeiten für Erholung, Gesundheitspflege und Rehabilitation oder für Tourismus und Fremdenverkehr sind zwar im Prinzip, nicht aber in ihrem vollen Ausmaß erkannt worden. Zudem besteht noch die Chance, anders als in vielen „etablierten" Regionen, einen modernen und zugleich nachhaltigen Tourismus bzw. Fremdenverkehr zu entwickeln.

Das überwiegend gut und klar ausgeprägte Netz der zentralen Orte, d.h. der kleinen, mittleren und großen Städte, kann für den Ausbau der für die Gäste und für die Einwohner benötigten Infrastruktur nach gestuften Schwerpunkten genutzt

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werden. Denn viele Anlagen und Einrichtungen, etwa Konzerthallen, Kinokomplexe, Spaß- und Schwimmbäder, Sport- oder Freizeitstätten, sollten nur an einem „zentralen Ort" bzw. an einem Bevölkerungs- und Nutzungsschwerpunkt erstellt werden. Die zersplitterte Ansiedlung der Einkaufszentren, oft auch noch auf der „grünen Wiese", mit ihren nicht absehbaren ökonomischen und ökologischen Folgen sollte eine Mahnung bei künftigen Standortentscheidungen sein.

Eine Orientierung der Standortentscheidungen am System der zentralen Orte sollte aber auch und gerade für Gründerzentren, Handwerks- und Gewerbehöfe sowie Technologie- bzw. Innovationszentren gelten. Diese Einrichtungen können sich nur dann optimal entfalten, wenn sie über die Zusammenarbeit im jeweiligen betrieblichen Komplex hinaus auch die Synergie- und Agglomerationseffekte eines städtischen Zentrums mit seiner spezifischen Ausprägung nutzen.

Diese Möglichkeiten sind bisher nur selten berücksichtigt worden.

Auch innerhalb der Großstädte, das gilt vor allem für Rostock, Dresden und Leipzig, gibt es in Ergänzung zur Innenstadt mit dem Stadtzentrum markante alte und neue Stadtteile mit den zugehörigen Stadtteilzentren. Gerade diese ergänzenden Siedlungsschwerpunkte in den Städten eignen sich für die Niederlassung von Gründerzentren, weil so zusätzliche Synergie- und Agglomerationseffekte zu nutzen sind, womit wiederum den angesprochenen städtischen Zentren Impulse verliehen werden können.

In Berlin sind bereits deutliche Ansätze zu erkennen, wie Gewerbe- und Handwerkshöfe sowie Gründer- und Technologiezentren die angesprochenen Schwerpunkte der Infrastruktur und mannigfaltiger Dienstleistungen in den städtischen Zentren rund um die Kernstadt nutzen. Es wird äußerst interessant sein, diese Entwicklungen zu beobachten. Erfolge hinsichtlich des Entstehens von Arbeitsplätzen, der Stärkung städtischer Zentren oder verbesserter Nutzung vorhandener bzw. erforderlicher Infrastruktur sind zu erwarten.

Diese Formen modernen Wirtschaftens mit einem Verbund von Gewerbe, Handwerk und Dienstleistungen sowie einer Synthese von Ökonomie, Städtebau und Ökologie sollten verstärkte Aufmerksamkeit erfahren.

Bonn, im August 1998Dr. Hannes Tank


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