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5. Ausblick

In den neuen Bundesländern werden zur Zeit zahlreiche Investitionen und Bauprojekte realisiert. Die Konzentration der Hemmnisse und Blockaden auf die Immobilienmärkte in den Städten, insbesondere auf die Stadtzentren und die Stadtteilzentren in Folge "nicht geklärter Eigentumsverhältnisse" hat den Bau von Fachmärkten, Verbrauchermärkten und Einkaufszentren "auf der grünen Wiese" gefördert. Ähnlich ist die übermäßige, zersplitterte und für die Kommunen oft inadäquate Ausweisung von Industrie- und Gewerbeflächen zu sehen. Demgegenüber fehlt es an Investitionen, Wohnbauten, Handels- und Gewerbeprojekten in den Stadtzentren und Stadtteilzentren. Nur wenn hier eine wesentlich verstärkte Investitionstätigkeit zu erkennen ist, werden die Gefahren der Erosion und der Verödung in den Städten bzw. ihren Zentren gebannt werden können.

Ein besonderes Problem sind die Defizite In den Großsiedlungen: Hier fehlt es vor allem an attraktiven Einkaufsmöglichkeiten sowie an Arbeitsplätzen in privaten und öffentlichen Verwaltungen.

Lassen sich bunte, lebendige und blühende Städte überhaupt noch verwirklichen? Oder ist der Weg zu monströsen Städten mit extrem, spezialisierten "Zentren" für die verschiedensten Bedürfnisse im Umland, verbunden mit einem gewissermaßen explodierenden Verkehrsaufkommen, bereits fest vorgezeichnet? Wenn es zu derart monströsen Städten in einer geschädigten Landschaft kommt, wäre einer der wichtigsten und modernsten Faktoren für Standortentscheidungen im europa- und weltweiten Wettbewerb verloren, zugleich wäre alsbald mit Klagen und Beschwerden in der Bevölkerung zu rechnen - oder auch durch eine "Abstimmung mit den Füßen" in Form verstärkter Abwanderung an attraktive Orte.

Sicher muß die Regional- und Landesplanung endlich mit einigen wesentlichen Vorgaben für die Bau- und Investitionstätigkeit im Umland der Städte sorgen. Genauso wichtig ist es aber, die in den Städten vorhandenen Potentiale an Infrastruktur und das Entwicklungspotential der Städte insgesamt zu erkennen. Ein wichtiger Ansatzpunkt dafür liegt in der Beseitigung der Blockaden und Hemmnisse am innerstädtischen Immobilienmarkt. Die genauere Betrachtung zeigt, daß gerade in den Städten der neuen Bundesländer bedeutende Flächen- und Raumpotentiale zu erschließen sind. Sie reichen von ehemaligen Industrie- und Gewerbegrundstücken über militärische Bauten und Anlagen bis zu Flächen und Bauwerken der Bahn. Wie in der Tagung und dem daraus folgenden Bericht offenbar wurde,

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haben auch die Kommunen bedeutenden Besitz in den Städten, oft sogar in vorzüglichen Lagen. Mit Fantasie und Realitätssinn zugleich können die Kommunen selbst beginnen, Flächen und Raum für neue Nutzungen vorzubereiten, sowie den Bau- und Investitionsträgern über Wettbewerbe oder Ausschreibungen Anregungen zu vermitteln.

Inzwischen Ist klar geworden, daß es in den Städten bei den richtigen Initiativen nicht an Flächen und Raum fehlt. Mögen auch viele interessante Investitionen des Handels für sie verloren gegangen sein, so gibt es doch Interesse an den innerstädtischen Lagen: Städtischer Wohnungsbau ist erforderlich, Technologiezentren suchen intensive Kontakte zu Universitäten, Hochschulen und Fachschulen, Gründerzentren sind auf vielfältige Agglomerations- und Koppelungsvorteile angewiesen, für öffentliche und private Verwaltungen ebenso wie für gemeinnützige und gemeinwirtschaftliche Institutionen sind städtische Standorte von Interesse.

Wenn es gelingt, Bevölkerung, Firmen und Unternehmen sowie sonstige Institutionen in die Städte zu ziehen, werden auch Investitionen des Handels nicht auf sich warten lassen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist es allerdings auch, daß sich die Städte über die Besonderheiten ihres Entwicklungspotentials klar werden und daraus abgeleitete Entwicklungsprogramme oder Entwicklungspläne konzipieren, damit es nicht zu Kollisionen bei den Standortentscheidungen und Flächennutzungen kommt.

Verkürzt gesagt: es gibt viele Gefahren für die Städte, aber auch außerordentliche Chancen. Das gilt modifiziert auch für die Großsiedlungen, die gewissermaßen als "Städte in den Städten" zu sehen sind. Auch hier läßt sich oft ein bedeutendes Potential an Flächen und Raum erschließen. Trotz der Fachmärkte, Verbrauchermärkte, Einkaufszentren und Gewerbeparks im Umland gilt auch heute, daß Vielfalt und Dichte bestimmende Wesensmerkmale einer wirklichen Stadt sind.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Dezember 2000

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