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[Seite der Druckausg.: 1]



Zusammenfassung und Schlußfolgerungen


Es besteht ein breiter gesellschaftlicher Konsens darüber, daß in Deutschland – wie in allen Industrienationen – ein zu hoher Ressourcenverbrauch besteht, und daß die Schadstoffemissionen und Abfallmengen reduziert werden müssen. Mittlerweile fordern Politiker aller Parteien das Umschwenken auf eine nachhaltige Entwicklung. Die Umsetzung dieses Konzeptes ist bisher aber in allen Politikbereichen unzureichend, und auch in der Wirtschaft bestehen unübersehbare Diskrepanzen zwischen Bekenntnissen zum Umweltschutz und der betrieblichen Praxis.

Nach wie vor werden primär Maßnahmen des nachsorgenden Umweltschutzes angewendet, die mit erheblichen Nachteilen verbunden sind: Sie beseitigen bzw. verringern lediglich bereits eingetretene Umweltbelastungen. Sie verursachen in Wirtschaft und Gesellschaft erhebliche zusätzliche Kosten und beeinträchtigen so die einzelwirtschaftliche, aber auch die gesamtwirtschaftliche Rentabilität. Eine nachgeschaltete und reaktive Umweltpolitik ist deshalb eine uneffiziente Problemlösung, auf die aber z.Zt. wegen produktionstechnischer und strategischer Defizite noch nicht verzichtet werden kann.

Langfristig müssen sanierende Maßnahmen aber zunehmend durch kostengünstigere und effektivere Konzepte einer präventiven Umweltpolitik ergänzt und ersetzt werden. Hierzu zählen Prozeß- und Produktinnovationen der Wirtschaft, die den Ressourcenverbrauch, die Produktqualität, die Fertigungstiefe, aber auch die Produktentsorgung und Transportvorgänge unter Beachtung ökologischer Aspekte umstrukturieren. Dabei kommt es auch durch produktionsintegrierten Umweltschutz zu einer Verringerung der Umweltbelastungen und auch zu Kostensenkungen (z.B. durch vereinfachte Produktionsabläufe bzw. durch einen rationelleren Rohstoff- und Energieeinsatz). Positive ökonomische Effekte und Verbesserungen der Öko-Bilanz werden damit simultan erreicht.

Treten die Herstellung, der Gebrauch und die Entsorgung ökologisch optimierter Güter an die Stelle von Produkten und Produktionsprozessen, die den ökologischen Herausforderungen nicht mehr entsprechen, dann dient dies sowohl der Sicherung der betrieblichen Existenz als auch der Bewältigung von Umweltproblemen. Entsprechende Konzepte, die auf die Nutzung der Chancen abzielen, die der integrierte Umweltschutz für den Standort Deutschland in Aussicht stellt, kommen aber bisher nur schleppend in Gang. Deshalb gilt es, durch starke Anreize bzw. Sanktionen die richtigen Rahmenbedingungen für das Umschwenken auf einen ökologischen Strukturwandel zu setzen.

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Bisher betreibt die Wirtschaft überwiegend Umweltschutz mehr aus ökonomischen und rechtlichen Erwägungen heraus, denn aus Eigenverantwortung für die Umwelt. Es kommt nur insoweit zu ökologischen Aktivitäten, wie die hierdurch ausgelösten Beeinträchtigungen der ökonomisch bestimmten Betriebsabläufe auf ein Minimum beschränkt bleiben. Die vorherrschende Einstufung des Umweltschutzes als Kostenfaktor und Standortnachteil hängt u.a. mit den Defiziten an Umweltbewußtsein und Umweltverantwortung zusammen. Diese sind durch eine intensive Aufklärungsarbeit der Umweltpolitik abzubauen. Entsprechende Aktivitäten tragen dazu bei, den Gedanken der Produktverantwortung in der Wirtschaft, aber auch bei den Käufern hinreichend zu verankern.

Für die kritische und eher zurückhaltende Einstellung gegenüber dem Umweltschutz ist auch die Vielzahl der gesetzlichen Vorgaben mitverantwortlich. Hier sind die zersplitterten und unübersichtlichen Regelungen durch ein einheitliches neues Umweltgesetzbuch zu ersetzen und dabei einfacher und zielgerechter zu gestalten.

Notwendig erscheint aber auch eine konsequentere Vorgehensweise des Gesetzgebers bei der Regelung von Umweltfragen. Langwierige Gesetzesverfahren und fehlende Verordnungen blockieren Umweltschutzinvestitionen der Wirtschaft. So lange z.B. Vorschriften über die Integration der Entsorgungskosten in den Produktpreis nicht in Kraft sind, drohen den Unternehmen Wettbewerbsnachteile, die das Recycling mitkalkulieren. Das hat zur Konsequenz, daß fortschrittliche ökologische Konzepte in der Schublade bleiben.

Entscheidend für die Zukunftsfähigkeit der Industriegesellschaft ist die Lösung der Umweltprobleme. Für die Entwicklung und Umsetzung einer ökologischen Unternehmenspolitik benötigt die Wirtschaft Planungssicherheit. Hierzu sind konsequente Korrekturen der staatlichen Rahmenbedingungen notwendig, die einen ökologischen Strukturwandel in die Wege leiten. Als Instrument kann hierbei eine ökologische Steuerreform genutzt werden, die bei aufkommensneutraler Gestaltung Rohstoffe und Energie einspart, die zugleich neue Chancen für die Unternehmen auf den Inlandsmärkten und im Export eröffnet und darüber hinaus durch die Senkung der Lohnnebenkosten zu neuen Arbeitsplätzen führt. Ergänzend könnte die steuerliche Förderung von umweltgerechten und ressourcenschonenden Projekten und Programmen der Wirtschaft dazu beitragen, privates Kapital für Umweltschutzinvestitionen zu mobilisieren.

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Parallel wirkt die Förderung von betrieblichen Eigeninitiativen im Umweltschutz. Durch öffentliche Anreizsysteme – wie z.B. die Zertifizierung einer erfolgreichen Unternehmenspolitik im Rahmen der EG-Öko-Audit-Verordnung – wird die Einführung von Umweltmanagementsystemen begünstigt. Diese zielen auf eine ökologische Unternehmensführung, die sich auf dem gesamten Produktlebenszyklus bezieht und über alle betrieblichen Teilprozesse und Abteilungen erstreckt. Es kommt zu einer Sicherung der betrieblichen Existenz, aber auch zur Erschließung neuer Produktchancen und Märkte. Auf dieser Basis können die wirtschaftlich erfolgreichen Unternehmen zugleich auch wirksamen Umweltschutz und sozialen Ausgleich erreichen.

Verbesserungen der einzelwirtschaftlichen und der gesamtwirtschaftlichen Effizienz sind also keine unüberwindbaren Gegensätze. Entscheidend für die Zukunftssicherung des Standortes Deutschland ist deshalb ein ökologischer Strukturwandel, der den ökonomischen Anforderungen Rechnung trägt, gleichzeitig aber auch die Belange des Umweltschutzes berücksichtigt.

[Seite der Druckausg.: 4 = Leerseite]


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 2002

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