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Vorwort


Die UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro hat gezeigt, daß die Sensibilisierung für das Umweltthema weltweit zunimmt. Die Erhaltung der Lebensgrundlagen ist als globales Ziel inzwischen unbestritten. Es wird auch anerkannt, daß der derzeitige Ressourcen- und Umweltverbrauch zu hoch und ein Umsteuern auf nachhaltige Entwicklungen unumgänglich ist. Hier sind insbesondere die Industrieländer gefordert. Dem Bericht des Wuppertal-Instituts "Zukunftsfähiges Deutschland" zufolge sollte der Energie- und Rohstoffverbrauch in den Industrieländern in den nächsten 50 Jahren um 80 bis 90% gesenkt werden. Zahlreiche konkrete Beispiele belegen, daß entsprechende Verbesserungen nicht unmöglich sind.

Die deutsche Industrie entwickelt allerdings bislang überwiegend Lösungen, die die Umweltbelastung nachträglich senken oder beseitigen. Künftig kommt es aber auch darauf an, durch ökologische Verbesserung der Herstellungsverfahren sowie durch Einsparung von Ressourcen und Schadstoffen vorbeugenden Umweltschutz zu realisieren. Auch Produkte müssen hinsichtlich Nutzung, Entsorgung und Recycling umweltverträglicher werden.

Umweltorientierte Maßnahmen werden spätestens seit dem in der Regierungserklärung von 1969 angekündigten und 1971 veröffentlichten Umweltprogramm der Bundesregierung durch politische Vorgaben unterstützt, in weiten Bereichen sogar erzwungen. Derzeit erfordert im Bereich der Abfallwirtschaft insbesondere das 1994 verabschiedete und im Herbst 1996 in Kraft tretende Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz ein Umdenken. Die alte Rollenverteilung, wonach die Wirtschaft produziert und die Kommunen die Abfälle entsorgen, gilt nicht mehr. Die Wirtschaft erhält neue Umweltpflichten. Durch die im Kreislaufwirtschaftsgesetz verankerte neue ökologische Produktions- und Produktverantwortung wird insbesondere der integrierte Umweltschutz aufgewertet. Entsprechende betriebliche Konzepte sollen sich auf den gesamten Produktlebenszyklus, d.h. auf Beschaffung, Produktion, Nutzung und Entsorgung erstrecken.

Dessen ungeachtet vermittelt die nationale Diskussion derzeit oft den Eindruck, als fände der Umweltschutz ohne Gesetze und Verordnungen in den Betrieben keine Berücksichtigung. In der Öffentlichkeit besteht der Eindruck, die Unternehmen würden nur auf gesetzgeberischen Druck reagieren. Die Entwicklung umweltverträglicher Produkte geht in den Augen der Bürger nur zögerlich voran. Hinzu

kommt, daß kleine und mittlere Unternehmen erhebliche Informationsdefizite zum Thema produktionsintegrierter Umweltschutz haben. Risiken und Chancen werden oft nicht erkannt bzw. nicht richtig bewertet.

Zur Minderung dieser Informationsdefizite und zur Belebung der umweltpolitischen Diskussion veranstaltete die Friedrich-Ebert-Stiftung deshalb im Dezember 1995 in Köln im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Wirtschaftspolitische Diskurse" die Fachkonferenz "Produktionsintegrierter Umweltschutz – Wettbewerbschancen durch ökologische Umorientierung". Die Veranstaltung diente als Plattform für den Dialog zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Mit Hilfe praxisbezogener Informationen zu betrieblichen Umweltmanagementsystemen wurde verdeutlicht, daß sich betrieblicher Umweltschutz auszahlen kann, daß also Ökonomie und Ökologie keine unvereinbaren Gegensätze sind.

Der vorliegende Tagungsbericht faßt die Referate und Diskussionsbeiträge dieser Veranstaltung thematisch strukturiert zusammen. Die Broschüre stellt in Teil l politische Strategien zum Einstieg in eine ökologische Stoffwirtschaft bzw. Kreislaufwirtschaft sowie Ansatzpunkte zur Förderung des betrieblichen Umweltschutzes dar. In Teil II werden Möglichkeiten beschrieben, durch ökologische Unternehmensführung und betriebliches Umweltmanagement integrierten Umweltschutz zu realisieren. Teil III vermittelt einen Eindruck über konkrete Erfahrungen einzelner Unternehmen mit dem betrieblichen Umweltschutz. In Teil IV wird angedeutet, warum bis zum Ziel einer "nachhaltigen" Wirtschaftsweise noch eine gute Wegstrecke zurückzulegen ist. Schließlich stellt Kapitel V klar, daß ein nachhaltiges Wirtschaften Änderungen der staatlichen Rahmenbedingungen erfordert, wobei insbesondere dem Umschwenken auf eine ökologische Wirtschaftspolitik eine wichtige Rolle zukommt. Insgesamt wird der hohe Stellenwert des betrieblichen Umweltschutzes für die Realisierung gesellschaftlicher Umweltziele deutlich. Das betriebliche Umweltmanagement scheint dabei für die ökologische Umorientierung von insgesamt höherer Bedeutung zu sein als einzelne technische Umweltschutzmaßnahmen.

Für die Durchführung und Konzeption der Konferenz sowie für die Redaktion des Tagungsberichtes war Karl-Hans Weimer vom Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung verantwortlich. Verfasser der Broschüre ist Prof. Dr. Johann Walter von der Fachhochschule Gelsenkirchen.

Bonn, im März 1996


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 2002

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