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Vorbemerkung

Mit der mittlerweile vielfach belegten Rücksichtslosigkeit des realen Sozialismus gegenüber Mensch und Umwelt wurde in der DDR auch der Uranbergbau betrieben. Bald nach dem Ende des zweiten Weltkriegs forschten sowjetische Geologen in den Bergbaugebieten Sachsens und Thüringens nach dem Erz, das das Rohmaterial für Bombensprengstoff und Atomreaktoren liefern sollte. Als die ersten aussichtsreichen Funde vermeldet wurden, schuf die damals noch zuständige Sowjetische Militäradministration die Grundlagen für einen Erzbergbau, der sich in den folgenden vierzig Jahren zum drittgrößten Uranlieferanten der Welt entwickelte. Die zum Teil zwangsverpflichteten, zum Teil angeworbenen Bergleute mußten in den Anfangsjahren der Uranerz-Gewinnung selbst auf bescheidene Arbeitsschutzmaßnahmen verzichten. Jahrzehntelang hatte die Gesundheit der Bevölkerung in den vom Bergbau belasteten Regionen einen untergeordneten Stellenwert: Abraummaterial, mit radioaktiven Teilchen belastet, wurde zu riesigen Halden aufgetürmt. Schlämme aus der Uranerz-Aufbereitung leitete man in Restlöcher ehemaliger Tagebaue. Durch die Ortschaften dröhnten LKWs, deren radioaktive Frachten man nicht einmal abgedeckt hatte. Und wie zum Spott auf den Planungsanspruch der Zentralverwaltungswirtschaft wurde der Uranbergbau auf- und ausgebaut, ohne für die Beseitigung seiner absehbaren Folgen vorzusorgen. So gab es weder Pläne darüber, wie nach Beendigung des aktiven Bergbaus die gewaltigen Altlasten zu bewältigen sein würden, noch hatte man Rücklagen gebildet, um einen Teil der anfallenden Sanierungskosten zu decken.

Die vorliegende Broschüre faßt, thematisch strukturiert, Referate und Diskussionsbeiträge einer Tagung zusammen, die von der Friedrich-Ebert-Stiftung am 19. Juni 1992 in Gera zum Thema "Wismut und die Folgen des Uranbergbaus" durchgeführt wurde. Auf dieser Tagung haben leitende Mitarbeiter der Wismut GmbH, Wissenschaftler, Umweltpolitiker, Juristen, Experten der Bonner Ministerien für Umwelt und für Wirtschaft, Politiker aus einigen vom Uranbergbau betroffenen Gemeinden und Landkreisen sowie Vertreter von Bürgerinitiativen über vorrangige Ziele und notwendige Maßnahmen der Altlastensanierung diskutiert.

Zunächst gibt die Broschüre einen kurzen Überblick über die Entwicklung des Uranbergbaus in Sachsen und Thüringen. Diese einführende Darstellung reicht von den Anfängen der Uranerz-Gewinnung bis zur Beendigung der Tätigkeit der Sowjetisch-Deutschen Aktiengesellschaft Wismut (Teil 1). Danach werden einige Informationen über die möglichen biologischen Wirkungen von Radioaktivität geliefert (Teil 2). Nach einer Darstellung der schlimmsten von der Wismut hinterlassenen Altlasten

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(Teil 3) und der sich daraus ergebenen Sanierungsaufgaben (Teil 4) geht die Broschüre auf die bisher von der Wismut unterbreiteten Sanierungsvorschläge sowie auf die darüber geführte Auseinandersetzung ein (Teil 5). Die abschließende Zusammenfassung macht noch einmal deutlich, daß eine rasche Verständigung über die kurzfristig nötigen und langfristig zuverlässigen Sanierungsmaßnahmen eine offene Informationspolitik und eine wirksame Bürgerbeteiligung voraussetzt.

Mit der Konzeption und Durchführung der Fachkonferenz war Diplom-Sozialwissenschaftler Udo Schölten vom Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung betraut. Das Tagungssekretariat führte Doris Faßbender. Verfasser des Tagungsberichts ist Dr. Joachim Kahlert von der Universität Lüneburg.

Bonn, August 1992Dr. Jochem Langkau


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Dezember 2000

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