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Vorbemerkung

Als die kommunistischen Systeme Mittel- und Osteuropas in den Jahren 1989/90 durch freigewählte demokratische Regierungen abgelöst worden waren, nahm das Interesse an grenzüberschreitender Zusammenarbeit in diesen Staaten sofort sprunghaft zu. Nicht nur die Vision eines großen integrierten Europas, sondern auch der Brückenschlag zwischen jenen Menschen, die - geographisch benachbart -Jahrzehnte im isolierten Nebeneinander verbringen mußten, wurde zu einem zentralen Thema europäischer Politik.

Deutsche, Polen und Tschechoslowaken haben es diesbezüglich nicht leicht. Belastet durch die gemeinsame schwierige Vergangenheit, die gerade den Deutschen ein hohes Maß an Verantwortung für die gemeinsame Zukunft auferlegt, müssen sie die neue Phase ihrer Beziehungen quasi auf dem wirtschaftlichen Nullpunkt beginnen. Sowohl in den grenznahen Räumen der neuen deutschen Länder als auch Polens und der CSFR kennzeichnen hohe Arbeitslosigkeit, rasante Preissteigerungen und angespannte öffentliche Haushalte die gegenwärtige Lage. Trotz - oder gerade wegen - dieser Situation entstanden an allen Grenzabschnitten zwischen Deutschland und Polen bzw. der CSFR lokale und regionale Initiativen, die es sich zum Ziel setzten, die eigene Lage und die Lage des Nachbarn auf der anderen Seite der Grenze durch gemeinsame Anstrengungen zu verbessern. Diese Initiativen sind in ihren Bemühungen unterschiedlich weit gediehen.

Vor ziemlich genau einem Jahr, am 23. - 25. Mai 1991, stellte sich die EUROREGION NEISSE als grenzüberschreitende Arbeitsgemeinschaft im Rahmen der "Konferenz Dreiländereck" der Öffentlichkeit vor.

Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat diesen "Jahrestag" zum Anlaß genommen, die grenzüberschreitende Kooperation in der EUROREGION NEISSE - und in anderen Grenzregionen im deutsch-polnisch-tschechischen Grenzraum - auf den Prüfstand zu stellen. In einem eintägigen Seminar, am 10. April 1992, wurden in Zittau Ziele, Stand der Umsetzung, Erfolge und Fehlschläge der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Polen und der CSFR diskutiert. In diesen Erfahrungsaustausch wurden Erkenntnisse und Erfahrungen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in Westeuropa nach dem 2. Weltkrieg ebenso einbezogen wie die besondere Problematik, die sich aus der Lage dieser Grenzregionen an der EG-Außengrenze ergibt.

Mit der Konzeption, Organisation und Durchführung der Konferenz war Diplom-Ökonomin Hannelore Hausmann von der Abteilung Wirtschaftspolitik des Forschungsinstituts der Friedrich-Ebert-Stiftung betraut. Das Tagungssekretariat führten Doris Faßbender und Jutta Nallin.

Der vorliegende Bericht informiert über die Tagung. Er wurde von Eckhard Reis, Düsseldorf, verfaßt.


Bonn, Juni 1992 Dr. Jochem Langkau


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Juli 1999

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