FES HOME MAIL SEARCH HELP NEW
[DIGITALE BIBLIOTHEK DER FES]
TITELINFO / UEBERSICHT



TEILDOKUMENT:




[Seite der Druckausgabe: 15 / Fortsetzung]

2. Ausgangsbedingungen in Westdeutschland: Stärken und Schwächen



Page Top

a) Kapital: Quantität, Qualität und Kosten

Der in einer Wirtschaft vorhandene Kapitalstock ist das Ergebnis vergangener Investitionen. In traditioneller Betrachtungsweise wird davon ausgegangen, daß mit zunehmendem Kapitalstock die Investitionsneigung sinkt: Die vorhandenen lohnenden Investitionsmöglichkeiten werden immer mehr erschöpft, die Grenzerträge des Kapitals sinken. Diese Sicht steht allerdings im Gegensatz zu den empirischen Ergebnissen. Eine Konvergenz nationaler Investitionsquoten ist nicht festzustellen, nationale Unterschiede bleiben auch langfristig bestehen.

Eher scheint das Gegenteil der Fall zu sein: Ein quantitativ großer und qualitativ hochwertiger Kapitalstock wird bei neuen Investitionsentscheidungen eher als Vorteil angesehen. In einer Industrie ist ein enges Geflecht von Zuliefer- und Abnehmerbeziehungen auch für neue Investitionen von Vorteil. Zudem können bei lokaler Nähe Fortschritte bei anderen Unternehmen, auch bei Konkurrenten, besser genutzt werden. Sowohl in einer Branche als auch zwischen Branchen sind positive spillover-Effekte zu beobachten. Alles dies führt dazu, daß ein großer und guter Kapitalstock in einem Land eher neue Investitionen bewirkt als abhält. Auch hier wird von einer positiven Wirkung des Kapitalstocks auf neue Investitionen ausgegangen.

[Seite der Druckausgabe: 16]

Eine direkte Messung des Kapitalstocks (Quantität) ist freilich selbst nur für wenige der wichtigsten Industrieländer möglich. Deshalb wird hier hilfsweise die Höhe der Investitionen in der Vergangenheit verwendet. Die Entwicklung der Investitionsquoten (Anteil der Bruttoinvestitionen am Bruttoinlandsprodukt, BIP) über den letzten Konjunkturzyklus seit 1979 ist in den sechs wichtigsten Industrieländern ähnlich (vgl. Tabelle 2). Bis etwa 1984 nehmen sie ab, anschließend in der Regel langsam wieder zu. Vom Niveau her lag die Investitionsquote in der Bundesrepublik Deutschland zwar in beiden hier betrachteten Teilzeiträumen über der in den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich, aber um gut einen Prozentpunkt unter der in Italien und im zweiten Zeitraum leicht unter der in Frankreich. Deutlich ist der - negative - Abstand zu der Japans. Dabei hat dieser über den Betrachtungszeitraum noch zugenommen und betrug in den Jahren 1988 und 1989 schon mehr als zehn Prozentpunkte. Im Verlauf hat sich die Position der Bundesrepublik gegenüber wichtigen Industrieländern verschlechtert (mit Ausnahme der USA). Schließt man von der Investitionsquote der Vergangenheit auf den Kapitalstock, so ist die Bundesrepublik in bezug auf die Menge gegenüber anderen entwickelten Volkswirtschaften zurückgefallen. Dies deutet eher auf eine Schwäche dieses Industriestandortes hin.

Für neue Investitionen ist nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität des existierenden Kapitalstocks von Bedeutung. Die Produktivität des Kapitalstocks dürfte auch von seinem Alter abhängen: Da in jüngeren Kapitalgütern ein aktuellerer Stand des Wissens verkörpert ist, steigt mit einem steigenden Anteil moderner Produktionsanlagen am Kapitalstock die Chance einer effizienteren Kombination von Arbeit, Boden und Kapital. Die Verfügbarkeit eines technisch hochwertigen Sachkapitalbestandes wird auch ausländische Investoren ermutigen, an einem solchen Standort zu produzieren.

[Seite der Druckausgabe: 17]


Tabelle 2: Investitionsquoten1 in wichtigen Industrieländern
- 1979 bis 1989, in v.H. -


Industrieländer

Bundesrepublik

Frank-reich

Italien

Vereinigtes Königreich

Japan

Vereinigte Staaten

1979

21,8

21,7

22,2

17,1

30,6

18,2

1980

22,0

22,0

23,2

16,6

29,6

17,0

1981

20,9

21,3

22,3

15,2

29,6

16,6

1982

20,0

20,6

21,2

15,7

28,3

15,5

1983

20,3

19,8

20,9

15,9

27,3

16,3

1984

19,9

19,0

21,1

16,9

27,4

17,6

1985

19,5

19,3

20,7

17,0

27,5

18,1

1986

19,8

19,7

20,5

16,8

28,0

17,9

1987

19,9

20,2

20,9

17,5

29,5

17,8

1988

20,1

21,2

21,5

19,0

31,1

17,9

1989

20,8

21,9

21,8

19,9

32,4

17,9

Durchschnitt
1979-1982

21,2

21,4

22,2

16,2

29,5

16,8

1983-1989

20,0

20,2

21,1

17,6

29,0

17,6

l Bruttoinvestitionen/Bruttoinlandsprodukt, jeweils zu konstanten Preisen des Jahres 1985.

Quelle: OECD (b); eigene Berechnungen.

Ein (approximatives) Maß für den Anteil junger Kapitalgüter am gesamten Kapitalbestand eines Landes ist die Relation von Nettoanlagevermögen zu Bruttoanlagevermögen. Altere Anlagen werden beim Nettoanlagevermögen geringer gewichtet als neuere, da die darauf in der Vergangenheit vorgenommenen Abschreibungen abgezogen sind. Eine solche Betrachtung des Bestandswertes (Vermögen) ist nur für die Bundesrepublik., Frankreich, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten möglich (vgl. Tabelle 3). Sie wurde daher um eine Berechnung der Zuwächse (Investitionen) ergänzt. In [...]

[Seite der Druckausgabe: 18]


Tabelle 3: Modernitätsgrade in wichtigen Industrieländern:
[Bild vergrößern]



[Seite der Druckausgabe: 19]

[...] Tabelle 4 ist das Verhältnis von Nettoinvestitionen zu Bruttoinvestitionen wiedergegeben. Es gibt den Anteil an den Gesamtinvestitionen an, der über den Substanzerhalt hinausgeht .

Für die Zeiträume 1979 bis 1984 und 1985 bis 1989 liegt das deutsche Modernitätsniveau - am Anlagevermögen gemessen - deutlich über dem der anderen Länder. Die Modernitätsabnahme ist dabei 1979 bis 1984 in Deutschland am geringsten. Diese Abnahme hält in geringem Umfang in Deutschland wie Frankreich auch 1985 bis 1989 an. Die in diesem Zeitraum zu verzeichnenden Veränderungen im Modernitätsbestand des Kapitalstocks in Großbritannien und den Vereinigten Staaten konnten die jeweiligen Anlagen nicht an das bundesdeutsche Niveau heranführen. Die britische Aufwärtsbewegung scheint hierbei am dauerhaftesten zu sein.

An den Investitionen gemessen verläuft die Modernitätsentwicklung in Deutschland und Frankreich ähnlich: Ausgehend von einem hohen Zuwachs an Modernität 1979/80, sinkt dieser bis Mitte der achtziger Jahre, um gegen Ende des vergangenen Jahrzehnts wieder zuzunehmen. In Italien sind dagegen höhere und länger anhaltende Zuwächse zu Beginn der achtziger Jahre zu verzeichnen, die etwa bis 1985 anhalten, um von dort gleichmäßiger abzunehmen. In Großbritannien fallen die Modernitätszuwächse bis 1982, um dann langsam wieder anzusteigen. Die japanischen Zuwächse moderner Kapitalgüter sind am höchsten und fallen Mitte der achtziger Jahre nicht so tief wie in den Vergleichsländern. In den USA sind die geringsten Zuwächse zu verzeichnen. Gegenüber den Vereinigten Staaten scheint ein Modernitätsvorsprung der deutschen Wirtschaft und gegenüber Japan ein -rückstand zu bestehen. Die relative Position der Bundesrepublik dürfte sich seit 1979 vor allem gegenüber Japan verschlechtert haben, weniger deutlich auch gegenüber dem Vereinigten Königreich.

[Seite der Druckausgabe: 20]


Tabelle 4: Modernitätsgrade1 in wichtigen Industrieländern:
Investitionen -1979 bis 1989, in v.H. -


Industrieländer

Bundesrepublik

Frankreich

Italien

Vereinigtes Königreich

Japan

Vereinigte Staaten

1979

12,1

12,0

13,2

8,2

19,8

8,2

1980

11,4

11,7

15,1

4,9

19,3

5,6

1981

8,5

9,3

12,3

2,8

18,1

6,2

1982

6,7

9,1

10,9

3,7

16,6

2,7

1983

7,6

7,2

9,5

4,6

14,7

3,3

1984

7,6

6,4

10,6

5,4

14,9

6,8

1985

6,9

6,4

10,1

5,5

15,0

5,9

1986

7,3

7,2

9,1

5,2

14,6

5,3

1987

7,0

7,5

9,2

6,4

15,1

5,2

1988

7,9

8,7

9,9

8,5

16,9

4,9

1989

9,2

9,3

9,5

9,2

17,4

4,6

Durchschnitt
1979-1982

9,8

10,5

12,9

4,9

18,5

5,7

1983-1989

7,6

7,5

9,7

6,4

15,5

5,1

1Modernitätsgrad = Nettoinvestitionen/Bruttoinvestitionen.

Quelle: OECD (b); eigene Berechnungen.



Die Kapitalkosten in einem Land sind sowohl für die Erklärung der Höhe der Investitionen in der Vergangenheit als auch für zukünftige relevant. Der sogenannte Kapitalnutzungspreis enthält die Kosten des Einsatzes einer Kapitaleinheit. Kostenbestandteile sind Abgaben, Zinsen und Wertverlust des eingesetzten Kapitals. Bei sinkenden Kapitalkosten - Konstanz der Lohnkosten und der erwarteten Erträge unterstellt - ist es dann einerseits günstiger, die Produktion kapitalintensiver zu gestalten und andererseits auch eine Ausweitung der Produktionskapazität insgesamt wahrscheinlich. Auch beim Kapitalnutzungspreis ist eine vollständige, international vergleichbare Erfassung nicht

[Seite der Druckausgabe: 21]

möglich. Lediglich einzelne Komponenten können getrennt betrachtet werden. Zunächst kann der Wertverlust des eingesetzten Kapitals durch die Abschreibungen näherungsweise erfaßt werden. Bezieht man diese auf das Bruttoinlandsprodukt, so erhält man die Kapitalkosten in Form von Wertverlust, die bei der Produktion einer "Einheit Bruttoinlandsprodukt" anfallen (vgl. Tabelle 5).

Der so gemessene Wertverlust hat in der Bundesrepublik im Laufe der achtziger Jahre abgenommen. Dabei waren die jährlichen Veränderungen in Deutschland mit am stärksten. Nur in Großbritannien waren sie noch stärker. In Niveau und Zuwachs sind in Italien und Japan nur geringe Veränderungen zu verzeichnen. Von dieser Kostenkomponente der Kapitalnutzung haben sich die Standortbedingungen der Bundesrepublik zumindest nicht verschlechtert. In Bezug auf das Niveau der Kapitalkosten in der Form des Wertverlustes liegen allein Italien und inzwischen auch Großbritannien unter dem Deutschlands.

Als eine weitere Komponente der Kapitalkosten können die Zinsen quantifiziert werden, ökonomisch sind sie als (Opportunitäts-)Kosten zu interpretieren, denn selbst wenn Investitionen aus eigenen Mitteln, etwa dem cash-flow, finanziert werden, hätten diese Mittel zu den herrschenden Zinssätzen auch in Finanzanlagen investiert werden können. Für Investitionsvorhaben kommt es immer auf die - erwarteten - Realzinssätze an. Da die zukünftigen Realzinssätze nicht bekannt sind, wird davon ausgegangen, daß sich die Wirtschaftssubjekte bei ihrer Erwartungsbildung an den aktuell herrschenden Realzinssätzen orientieren. Die - positive - Differenz der Realzinssätze zwischen der D-Mark und wichtigen anderen Währungen hat in der Vergangenheit [...]

[Seite der Druckausgabe: 22]


Tabelle 5: Kapitalkosten in wichtigen Industrieländern: Wertverlust
[Bild vergrößern]



[Seite der Druckausgabe: 23]

[...] abgenommen, da auch wichtige andere Industrieländer zunehmend auf einen Stabilitätskurs eingeschwenkt sind, der nach einem Anpassungszeitraum zu niedrigeren Inflationsraten und noch stärker gesunkenen Nominalzinsen geführt hat. Das vergleichsweise hohe Niveau der Realzinsen in Deutschland bis Anfang der achtziger Jahre hatte zu relativ hohen Kapitalkosten geführt. Dies ist als negativer Standortfaktor zu bewerten, der aber seit Mitte der achtziger Jahre zunehmend an Gewicht verloren hat.



Tabelle 6: Realzinssätze1 in wichtigen Industrieländern

- 1979 bis 1991 -


Jahr

Bundesrepublik

Frank-reich

Italien

Vereinigtes Königreich

Japan

Vereinigte Staaten

1979

3,3

-1,3

-0,7

-0,5

4,0

-1,9

1980

3,1

-0,3

-5,2

-4,2

1,5

-2,0

1981

4,1

2,4

1,1

2,8

3,8

3,6

1982

3,7

3,9

4,4

3,0

5,4

6,8

1983

4,6

4,0

3,4

6,2

5,5

7,9

1984

5,4

5,1

4,2

5,7

4,5

8,2

1985

4,7

5,1

3,8

4,5

4,3

7,0

1986

6,0

6,1

4,6

6,5

4,3

5,8

1987

5,6

6,1

5,0

5,4

4,2

4,7

1988

4,8

6,3

5,1

4,5

3,6

4,9

1989

4,3

5,3

4,4

1,8

2,7

3,7

1990

6,2

6,6

5,0

1,6

4,3

3,2

1991

5,3

6,0

3,5

2,6

3,4

3,6

l Umlaufrendite von Staatsanleihen minus Veränderung des Verbraucherpreisindex.

Quelle: IMF; eigene Berechnungen.



Die direkten und indirekten Abgaben der Unternehmen sind die dritte Komponente der Kapitalkosten. Ein sinnvoller internationaler Vergleich ist hier freilich nicht möglich,

[Seite der Druckausgabe: 24]

verschiedene Modellrechnungen kommen zu höchst unterschiedlichen Ergebnissen.

Als ein negativer Faktor auf der Seite des Kapitalangebots wird für die Bundesrepublik Deutschland immer wieder angeführt, daß es hier im internationalen Vergleich schwierig sei, Kapital für Investitionen mit hohem Risiko aufzunehmen, selbst wenn ein dem Risiko entsprechender hoher Zinssatz vereinbart wird. Dieser Mangel an sogenanntem Risikokapital wird auf Unvollkommenheiten am deutschen Kapitalmarkt zurückgeführt, der durch wenige, marktbeherrschende Geschäftsbanken geprägt sei. Festzustellen ist, daß in der Tat spezielle Institutionen für die Bereitstellung von Risikokapital in Deutschland eher selten sind. So berechnet das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung ein Verhältnis der Bilanzsumme der Venture-Capital Gesellschaften zum Bruttoinlandsprodukt der Bundesrepublik von nur 0,06 v.H. (zum Vergleich: Frankreich 0,11 v.H., Vereinigte Staaten 0,48 v.H.., Vereinigtes Königreich 0,48 v.H.). [Fn.1: Vgl. RWI (1989), S. 64 ff] Hierfür dürften vor allem die unterschiedlichen gesetzlichen Grundlagen für Finanzinstitutionen in den einzelnen Ländern verantwortlich sein. Da in manchen anderen Staaten Universalbanken verboten sind, gibt es dort sehr viel ausdifferenziertere Formen als in Deutschland. Insofern dürften diese Angaben die tatsächliche Bereitstellung von Risikokapital in Deutschland unterschätzen. Es ist freilich möglich, daß solche speziellen Gesellschaften für Risikokapital seine Bereitstellung erleichtern.

Ergebnis: Der Kapitalstock scheint im vergangenen Jahrzehnt in Deutschland eher langsamer gewachsen zu sein als in wichtigen Konkurrenzländern. Möglicherweise ist es hier auch schwieriger. Risikokapital aufzunehmen, und so insbesondere neue, innovative Unternehmen zu finanzieren. Dies sind beides Schwächen des Standortes Deutschland. Dagegen dürfte der Kapitalstock vergleichsweise modern sein. Die

[Seite der Druckausgabe: 25]

Kapitalkosten scheinen sich sowohl in bezug auf den Wertverlust als auch in bezug auf die Zinsen im Vergleich zu anderen Ländern zumindest seit Mitte der achtziger Jahre eher positiv entwickelt zu haben. Dies sind eher Stärken (oder abnehmende Schwächen) dieses Standortes für Investitionen.

Page Top

b) Arbeit: Quantität, Qualität und Kosten

Ein Land ist nur dann ein geeigneter Standort für unternehmerische Aktivitäten und die damit verbundenen Investitionen, wenn es den Unternehmen gelingt, Arbeitskräfte zu finden, die in der Lage und gewillt sind, diese Aktivitäten auszuführen. Die Arbeitskräfte müssen also in ausreichender Zahl vorhanden sein (Quantität) und ihre Ausbildung den Anforderungen genügen, die für moderne Produktionsprozesse gestellt werden (Qualität). Engpässe bei einzelnen Qualifikationen sollten gering sein. Zudem müssen die Arbeitskräfte in bezug auf die Arbeitskosten gegenüber anderen Standorten konkurrenzfähig sein. Wegen der ständig wechselnden Anforderungen der Produktionsprozesse sollen sie möglichst flexibel reagieren (Arbeitsflexibilität).

Die Quantität des Arbeitsangebots bestimmt sich aus der Einwohnerzahl eines Landes im erwerbsfähigen Alter (15 bis 64 Jahre) [Fn.2: Die Abgrenzung des erwerbsfähigen Alters ab 15 Jahre ist zwar üblich, entspricht in den Industrieländern aber kaum noch der Realität. In der Regel liegt der Eintritt in das Erwerbsleben bei einem höheren Alter.] und der Erwerbsneigung. Die unten aufgeführten Erwerbsquoten sind die Anteile der Erwerbspersonen an der Wohnbevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Der internationale Vergleich der Erwerbsquoten zeigt, daß die Bundesrepublik 1989 etwas über dem Durchschnitt der europäischen OECD-Länder lag, aber unter dem Durchschnitt aller OECD-Länder. Die bundesdeutsche Erwerbsquote ist dabei in der betrachteten Dekade entsprechend dem OECD-Trend gestiegen, was in Deutschland wie in der OECD insgesamt auf die höhere Erwerbsbeteiligung der Frauen zurückzuführen ist. Ein langfristiges Problem kann sich für das Arbeitsangebot West

[Seite der Druckausgabe: 26]

deutschlands allerdings daraus ergeben, daß hier der Anteil der unter 20-jährigen an der Gesamtbevölkerung auch im Vergleich zu den anderen Industrieländern niedrig ist.

Tabelle 7: Erwerbsquote im internationalen Vergleich
- 1979 und 1989, in v.H. -



1979

1989

BR Deutschland

66,8

68,5

Frankreich

68,4

65,7

Italien

60,2

61,2

Großbritannien

74,3

76,9

Japan

71,8

73,3

USA

72,1

76,9

OECD Europa

66,2

66,2

OECD insgesamt

69,0

71,0

Quelle: OECD (a).



Trotz der in einigen Jahren zurückgegangenen Bevölkerungszahl ist die Zahl der Erwerbspersonen (Erwerbstätige und Arbeitslose) in Westdeutschland von 1979 bis 1989 stetig angestiegen. Die Zahl der Erwerbspersonen lag 1989 um knapp 2,3 Mio. höher als ein Jahrzehnt zuvor.

Die Quantität des Arbeitsangebots wird außer durch die Personenzahl auch durch die Arbeitszeit, die geleistet wird, bestimmt. Hier zeigen internationale Vergleiche, daß die durchschnittlich geleistete Jahresarbeitszeit der ganztags beschäftigten Arbeiter in der Verarbeitenden Industrie unter den betrachteten Ländern 1989/90 in der Bundesrepublik am kürzesten war (vgl. Tabelle 8). Dies stellt einen potentiellen Standortnachteil dar, insbesondere, wenn aufgrund von Rigiditäten beim zeitlichen Einsatz der Arbeit damit auch kurze Maschinenlaufzeiten verbunden sind.

[Seite der Druckausgabe: 27]


Tabelle 8: Tatsächliche Jahresarbeitszeit in wichtigen Industrieländern - Stunden, 1989/1990 -


Bundesrepublik Deutschland

Frankreich

Italien

Vereinigtes Königreich

Japan

Vereinigte Staaten

l 506

l 611

l 625

l 635

2 165

l 847

Quelle: Institut der Deutschen Wirtschaft.



Die Qualität der Arbeitskräfte ergibt sich aus ihrer Schulbildung, aus ihrer beruflichen Qualifikation und Faktoren wie Fleiß, Loyalität etc., die nicht quantifizierbar sind. Aber selbst bei dem Bildungsstand erweisen sich internationale Vergleiche als problematisch, da für die Beurteilung des Niveaus der Bildungsabschlüsse und der Berufsausbildung keine allgemein akzeptierten Kriterien vorliegen. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung hat in einem Gutachten zur Standortqualität der Bundesrepublik einen Ländervergleich über die Schulbildung angestellt und versucht, das Niveau der beruflichen Qualifikation der Erwerbsbevölkerung verschiedener Länder zu klassifizieren. Die durchschnittliche Qualität des Arbeitsangebots in der Bundesrepublik kann demnach als gut bezeichnet werden. [Fn.3: Vgl. RWI (1989), S. 46 ff.]

In der Ifo-Umfrage von 1988 zur Standortqualität Westdeutschlands beurteilten die befragten Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes die Qualifikation der Mitarbeiter also des Teils des Arbeitskräfteangebots, der eine Beschäftigung gefunden hatte - als den größten Standortvorteil Westdeutschlands gegenüber den wichtigsten Standortkonkurrenten in den Regionen Nordamerika, EG und sonstiges Westeuropa. Gegenüber den wichtigsten Standortkonkurrenten in Fernost wurde die Qualifikation der Mitarbeiter nach den Standortfaktoren Infrastruktur und Kundennähe als der drittwichtigste Vorteil bewertet. [Fn.4: Vgl. Ifo (1989)]

[Seite der Druckausgabe: 28]

Wenn auch die Qualifikation der Beschäftigten im internationalen Vergleich wohl eher gut war, haben sich in der langen Aufschwungsphase seit 1982 Engpässe bei einzelnen Qualifikationen und Berufen entwickelt. Das Arbeitsangebot hat mit dem Strukturwandel bei der Nachfrage nach Arbeitskräften nicht Schritt gehalten. Eine derartige Auseinanderentwicklung der Struktur des Arbeitsangebotes und der Arbeitsnachfrage wird mit der sogenannten Beveridge-Kurve gemessen. Hierzu wird die Quote der offenen Stellen der Arbeitslosenquote gegenübergestellt. Eine Verschiebung der Beveridge-Kurve vom Koordinantenursprung weg wird als Zunahme der strukturellen Arbeitslosigkeit interpretiert. So scheinen in Abbildung l die Werte für die Jahre 1970 bis 1983 in etwa auf einer Kurve zu liegen, während sich ab 1984 eine neue, weiter vom Ursprung entfernte Kurve andeutet. Somit zeigt die Beveridge-Kurve eine Zunahme der strukturellen Arbeitslosigkeit in den Jahren nach 1984 gegenüber dem davor liegenden Zeitraum an. Kritisch ist zum Instrument der Beveridge-Kurve als Indikator der strukturellen Arbeitslosigkeit anzumerken, daß die verwendeten offiziellen Arbeitslosenquoten auch Arbeitslose enthalten können, die dem Arbeitsmarkt nicht "wirklich" zur Verfügung stehen, andererseits die Offene-Stellen-Quote auf der Basis der bei den Arbeitsämtern gemeldeten offenen Stellen ermittelt wird. Viele offene Stellen werden aber den Arbeitsämtern nicht gemeldet. Schätzungen über die sogenannte Meldequote liegen meist zwischen 25 und 40 v.H., und die Meldequote ist im Laufe der achtziger Jahre wohl weiter gesunken. Damit würde die Beveridge-Kurve das Ausmaß der strukturellen Arbeitslosigkeit eher unterzeichnen. Trotz dieser Beschränkungen ist die Beveridge-Kurve das beste verfügbare Maß für strukturelle Arbeitslosigkeit.

[Seite der Druckausgabe: 29]




Die Unternehmen waren in der Phase seit 1984 also zunehmend bei der Einstellung von Arbeitskräften dadurch behindert, daß die Merkmale der Arbeitslosen nicht dem Bedarf entsprochen haben. Auf dieses Problem weist auch die Entwicklung der durchschnittlichen Laufzeit der bei den Arbeitsämtern gemeldeten offenen Stellen von 1982 bis 1989 hin. Insbesondere wurde es zunehmend schwieriger, offene Stellen für Facharbeiter zu besetzen.

[Seite der Druckausgabe: 30]



Tabelle 9: Durchschnittliche Laufzeit der offenen Stellen nach Stellung im Beruf, - in Kalendertagen, Deutschland 1982 bis 1989 -


Stellung im Beruf

1982

1983

1984

1985

1986

1987

1988

1989

alle offenen Stellen

27,1

22,1

21,8

22,8

33,2

34,1

36,3

39,4

Facharbeiter

31,1

23,3

25,3

22,7

34,7

35,7

42,9

50,8

geh. Angest. Tätigk.

52,2

40,7

32,5

41,9

56,0

54,8

57,5

55,7

Nichtfacharbeiter

16,9

14,6

16,3

15,7

22,7

25,8

23,4

25,9

einf. Angest. Tätigk.

23,2

19,3

19,3

23,5

35,3

33,4

37,0

40,0

Quelle: BUNDESANSTALT FÜR ARBEIT (c).


Das HWWA hat in seinem letzten Strukturbericht gezeigt, daß sich in den achtziger Jahren die Tendenz zur Beschäftigung höherqualifizierter Arbeitskräfte fortgesetzt und sich das Tempo des Wandels der Qualifikationsstruktur zur Höherqualifizierung in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre noch erhöht hat. [Fn.5: Vgl. Krakowski u.a. (1992), S. 69 ff] Offenbar konnte das Arbeitsangebot diesem Trend nicht folgen. Damit ist nachvollziehbar, daß für das Jahr 1989 trotz Arbeitslosigkeit, Arbeitskräfteknappheit insbesondere bei qualifizierten Arbeitern und Angestellten als eine Beeinträchtigung der Standortqualität Westdeutschlands angeführt werden kann, obwohl sich seit 1979 die Struktur der Arbeitslosen in Bezug auf den Anteil der Arbeitslosen ohne berufliche Ausbildung, mit gesundheitlichen Einschränkungen oder der älteren Arbeitslosen nicht verschlechtert hat.

Zweifellos ist Westdeutschland ein Wirtschaftsstandort, an dem die Unternehmen im internationalen Vergleich hohe Löhne zahlen müssen. Für die Unternehmen kann ein Land aber trotz

[Seite der Druckausgabe: 31]

hoher Löhne ein attraktiver Standort für Investitionen sein, wenn die hohen Löhne mit einer entsprechend hohen Arbeitsproduktivität einhergehen, und so die Arbeitskosten erträglich bleiben. Die Definition der Lohnstückkosten berücksichtigt diesen Zusammenhang. Die Lohnstückkosten spiegeln das Verhältnis von Bruttostundenlöhnen und -gehältern



Tabelle 10: Entwicklung der deutschen Lohnstückkosten (LSK) im Verarbeitenden Gewerbe und Wechselkursentwicklung 1979 bis 1989
- Basis 1979 = 100 -


Jahr

absolute LSK1

relative LSK1

nominaler effektiver

Wechselkurs

relative LSK2

1979

100,0

100,0

100,0

100,0

1980

108,5

97,7

100,5

98,1

1981

113,1

93,6

94,8

88,6

1982

117,3

90,4

99,5

89,8

1983

116,6

87,5

103,5

90,6

1984

117,8

86,7

101,8

88,2

1985

120,1

85,7

102,2

87,5

1986

127,5

87,9

113,1

99,3

1987

135,0

91,7

120,9

110,9

1988

137,2

93,5

120,0

112,1

1989

137,1

91,2

118,5

108,0

l In nationaler Währung; 2 In gemeinsamer Währung.

absolute LSK1- = Entwicklung der Lohnstückkosten in Deutschland in DM.

relative LSK1 = Entwicklung der Lohnstückkosten in Deutschland, relativ zu der Entwicklung in anderen Industrieländern, jeweils in eigener Währung gerechnet.

relative LSK2 = Entwicklung der Lohnstückkosten in Deutschland relativ zu der Entwicklung in anderen Industrieländern, in einer gemeinsamen Währung gerechnet.

Wechselkurse und relative Lohnstückkosten sind mit Handelsanteilen gewichtet.

Quelle: Kommission der Europäischen Gemeinschaften (1992); eigene Berechnungen .



und der Arbeitsproduktivität (auf Stundenbasis) wieder. Es gehen sowohl Verkürzungen der Arbeitszeit ein, als auch die gesetzlichen, tariflichen und freiwilligen Lohnnebenkosten.

[Seite der Druckausgabe: 32]

Aus der Veränderung der Lohnstückkosten in Westdeutschland in Relation zur Veränderung dieser Größe in anderen Ländern lassen sich Schlußfolgerungen für die Veränderung des Standortfaktors Arbeitskosten ziehen. Während die westdeutschen Lohnstückkosten in nationaler Währung absolut gesehen von 1979 bis 1989 um 37 v.H. gestiegen sind, sind die Lohnstückkosten relativ zu den Lohnstückkosten im Durchschnitt der Industrieländer (jeweils in Landeswährung) in diesem Zeitraum gesunken. Der Wiederanstieg der relativen Lohnstückkosten von 1986 bis 1988 hat den Rückgang dieser Größe von 1979 bis 1985 nicht kompensiert. In bezug auf die relativen Lohnstückkosten in Landeswährung war die Attraktivität Westdeutschlands für Investitionen gegenüber dem Durchschnitt der anderen Industrieländer 1989 höher als 1979. Betrachtet man aber die relativen Lohnstückkosten in gemeinsamer Währung (realer Wechselkurs auf der Basis der Lohnstückkosten), so hat die Aufwertung der D-Mark seit Mitte der achtziger Jahre dazu geführt, daß der reale Wechselkurs 1989 um knapp 8 v.H. über dem Niveau von 1979 lag. Besonders stark sind die relativen Lohnstückkosten in gemeinsamer Währung in den Jahren 1986 und 1987 angestiegen, weil sich in diesen Jahren die D-Mark gegenüber dem US-Dollar deutlich aufwertete. Unter dieser Verteuerung der deutschen Waren auf den internationalen Märkten haben die deutschen Exporterfolge allerdings (auch in den Jahren 1988 und 1989) kaum gelitten, die Bundesrepublik war also offenbar im Qualitätswettbewerb erfolgreich.

Die Standortqualität eines Landes wird auch dadurch bestimmt, inwiefern die rechtlichen Rahmenbedingungen dazu geeignet sind, eine effiziente Kombination der Produktionsfaktoren zu ermöglichen. Ein Land ist nur dann attraktiv für Investitionen, wenn die Unternehmen die Möglichkeit haben, auf Veränderungen auf der Angebots- oder Nachfrageseite rasch mit einer Änderung der Faktorkombination reagieren zu können. Dazu gehört auch die Möglichkeit für die

[Seite der Druckausgabe: 33]

Unternehmen, ihre Beschäftigtenzahl den gegebenen Erfordernissen zügig und ohne zu große Kostenbelastung anpassen zu können. Diese Flexibilität wird durch Kündigungsschutzregeln, zu denen auch Sozialplanregelungen, Beschränkungen für befristete Arbeitsverträge und Leiharbeitsverhältnisse gezählt werden können, beeinträchtigt. Auch gesetzliche und tarifliche Regelungen über die Arbeitszeit der Arbeitnehmer können in diesem Sinn eine Beeinträchtigung der Standortqualität darstellen. Schränken gesetzliche oder tarifliche Arbeitszeitregelungen oder die Bereitschaft der Arbeitnehmer, die Möglichkeiten der Unternehmen zu Überstunden, Schicht- und Wochenendarbeit ein, resultieren daraus geringere Betriebsnutzungs- und Maschinenlaufzeiten. Nach einer EG-Untersuchung aus dem Jahr 1989 war die durchschnittliche wöchentliche Betriebsnutzungszeit in der deutschen Industrie (53 Stunden) im Vergleich zu den übrigen Ländern der Gemeinschaft am niedrigsten. Der EG-Durchschnitt lag bei 66 Stunden. Eine im internationalen Vergleich geringe Arbeitsflexibilität bedeutet für sich genommen einen Nachteil des Landes gegenüber den Standortkonkurrenten. In der Ifo-Umfrage zur Standortqualität von 1988 haben die Unternehmen die arbeitsrechtlichen Bestimmungen, Betriebsnutzungszeiten und Arbeitszeitregelungen gegenüber den wichtigsten Standortkonkurrenten in der EG, in Fernost, Nordamerika und dem übrigen Westeuropa als deutlich ungünstiger eingestuft. [Fn.7: Vgl. Ifo (1989)].

Innerhalb der EG wird von den Unternehmen bezüglich des Bestandsschutzes der Arbeitsverhältnisse insbesondere gegenüber den Niederlanden und Großbritannien ein Standortnachteil Westdeutschlands gesehen, gegenüber Frankreich und Italien ein Standortvorteil.

Ergebnis: Die Einschränkungen der Dispositionsfreiheit der Investoren beim Arbeitskräfteeinsatz bedeuten für die Unternehmen eine geringere Flexibilität. Zusammen mit den Engpässen bei einigen Berufen und Qualifikationen des Arbeitsangebots wird so die Fähigkeit der Unternehmen be

[Seite der Druckausgabe: 34]

einträchtigt, ihr Angebot und ihre Produktionsprozesse bei Änderungen der Nachfragestruktur und bei Innovationen anzupassen. Dieser Nachteil könnte dadurch gemindert werden, daß zumindest die Löhne dem Flexibilitätsbedarf Rechnung tragen. Das relativ starre Tarif gefüge in der Bundesrepublik jedoch begünstigt noch das Entstehen von Arbeitskräfteknappheiten und die Verzögerung struktureller Anpassung. Hier bestehen deutliche Defizite des Standortes Westdeutschland. Das relative Zurückbleiben der durchschnittlichen Lohnkosten (in eigener Währung) im internationalen Vergleich hat dagegen den Standortnachteil "hohe Lohnkosten" bis 1989 vermindert.

Page Top

c) Staat und politische Rahmenbedingungen

Die finanzwirtschaftliche Aktivität des Staates beeinflußt die Standortqualität einer Wirtschaft sowohl direkt als auch indirekt. Direkt wirken die Steuerbelastung und die wirtschaftsnahen Infrastrukturinvestitionen.

Die Abgabenquote insgesamt, der Anteil von Steuern und Sozialversicherungsausgaben am Bruttosozialprodukt, ist in der Bundesrepublik Deutschland nach einem Höhepunkt zu Beginn der achtziger Jahre bis 1990 langsam zurückgeführt worden. Privatwirtschaftlichen Aktivitäten wurde so mehr Raum gewährt und auch die direkte und indirekte Belastung von Investitionen verringert.

Mit der Politik der Rückführung des Staatseinflusses war in den achtziger Jahren auch eine Konsolidierung der Staatshaushalte verbunden. Die Defizite der Gebietskörperschaften nahmen ab und im Jahre 1989 trug der Staat (Gebietskörperschaften und Sozialversicherung) nicht unwesentlich zur gesamtwirtschaftlichen Vermögensbildung in Deutschland bei. Damit verringerte sich die Beanspruchung der deutschen Er

[Seite der Druckausgabe: 35]

sparnis durch den Staat. In der Wirtschaftstheorie ist der Wirkungsmechanismus einer Verringerung des Staatsdefizites auf private Investitionen umstritten. Gleichgültig, wie die direkte Wirkung ausfällt, ergibt sich eine positive indirekte Wirkung: Potentielle Investoren erwarten bei schrumpfenden staatlichen Defiziten eher eine Verringerung als eine Erhöhung der zukünftigen Belastung mit Abgaben.

Die Rückführung der Abgabenquote ging teilweise zu Lasten der staatlichen Investitionen. Der Anteil der Bruttoinvestitionen an den Staatsausgaben lag im Jahre 1990 noch leicht unter demjenigen des Jahres 1982 und deutlich unter den Anteilen der siebziger Jahre. Gestiegen ist vor allem der Anteil der Übertragungen am Staatshaushalt. Während die Entwicklung bei der Abgabenquote für sich genommen eher positiv auf die Standortqualität der Bundesrepublik Deutschland gewirkt hat, hat die Veränderung der Ausgabenstruktur eher einen negativen Einfluß.

Weiterhin hoch, wenn auch nicht steigend, waren die staatlichen Subventionen. Der größere Teil dieser Subventionen dient der Stützung langfristig schrumpfender Branchen und verzögert den Strukturwandel. Da so Ressourcen in Branchen mit eher geringen Wachstumsaussichten gebunden bleiben, verringern sich durch diese staatlichen Eingriffe auch die Wachstumsaussichten der Wirtschaft insgesamt. So zeigt ein Vergleich der Subventionsraten mit der durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate der Bruttowertschöpfung, daß gerade von den hoch subventionierten Branchen einige, nämlich die Land- und Forstwirtschaft, der Kohlebergbau, der Schiffbau, die Eisenbahnen und die Schiffahrt, zu den

Branchen mit absolut sinkender Bruttowertschöpfung gehörten. [Fn.8: Vgl. Krakowski u.a. (1992), S. 122 ff.] Aufgrund der unterschiedlichen Abgrenzungen der Subventionen in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen ist ein Vergleich mit anderen Ländern nur von eingeschränkter Aussagekraft. Mit diesen Einschränkungen ist die deutsche

[Seite der Druckausgabe: 36]

Subventionsquote im europäischen Vergleich eher niedrig, im Vergleich zu Japan und den Vereinigten Staaten eher hoch.



Tabelle 11: Abgaben-1 und Staatsquoten2 in wichtigen Industrieländern - 1980 bis 1990, in v.H. -



1980

1985

1988

1989

1990

Abgabenquote

Bundesrepublik Deutschland

42,6

42,5

41,7

42,0

40,6

Frankreich

41,7

44,5

44,1

43,9

44.9

Italien

30,2

34,4

37,1

38,4

40,4

Vereinigtes Königreich

35,4

37,8

36,9

36,5

36,3

Japan

25,5

28,3

31,7

.

Vereinigte Staaten

28,5

29,2

29,1

29,6

29,7

Staatsquote

Bundesrepublik Deutschland

48,9

47,7

47,0

45,3

46,1

Frankreich

46,1

52,2

50,4

49,7

49,9

Italien

41,7

50,8

50,8

51,7

53,0

Vereinigtes Königreich

44,7

46,1

41,1

40,9

39,2

Japan

32,6

32,7

32,9

-

-

Vereinigte Staaten

33,7

36,7

36,1

36,1

-

l In der Abgrenzung der VGR, Abgaben in v.H. des Bruttosozial- bzw. Bruttoinlandsproduktes.

2 Staatsausgaben in v.H. des Bruttosozial- bzw. Bruttoinlandsproduktes.

Quelle: BUNDESMINISTERIUM FÜR FINANZEN.


Die Qualität der wirtschaftsnahen Infrastruktur beeinflußt die Kosten der Produktion und damit auch die Renditeerwartung von Investoren. Manche Produktionsarten können sogar nur bei einem hohen Niveau der Infrastruktur sinnvoll durchgeführt werden, etwa der derzeit beobachtbare Trend

[Seite der Druckausgabe: 37]

zu einer Verringerung der Vorleistungstiefe ("lean production") und Lagerhaltung ("just in time delivery"). In der Bundesrepublik Deutschland ist der Anteil der öffentlichen Investitionen am Bruttoinlandsprodukt in den achtziger Jahren zurückgegangen (vgl. Tabelle 12). Dies muß nicht notwendigerweise als eine negative Entwicklung gewertet werden, falls das erreichte Niveau der Infrastruktur ausreichend hoch ist.



Tabelle 12: Anteil der staatlichen Investitionen am Brutto-inlandsprodukt in wichtigen Industrieländern
- 1979 bis 1989, in v.H. -

Jahr

Bundesrepublik

Frankreich

Italien

Vereinigtes Königreich

Japan

Vereinigte Staaten

1979

3,2

-

-

2,6

6,4

1,7

1980

3,4

-

3,2

2,4

6,2

1,8

1981

3,1

-

3,6

1,8

6,0

1.7

1982

2,7

-

3,7

1,6

5.8

1,6

1983

2,4

3,0

3,7

2,0

5,4

1,6

1984

2,3

2,9

3,6

2,1

5,0

1,4

1985

2,2

3,1

3,7

2,0

4,8

1,6

1986

2,3

3,0

3,5

1,8

4,9

1,5

1987

2,3

3,0

3,5

1,6

5,3

1,6

1988

2,2

-

3,5

1,2

5,0

1,6

1989

-

-

3,5

1,7

5,1

1.7

Quelle: OECD (c), eigene Berechnungen.

Der Anteil der staatlichen Investitionen in die wirtschaftsnahe Infrastruktur an den staatlichen Investitionen insgesamt hat in Deutschland ebenfalls abgenommen (vgl. Tabelle 13); in Frankreich und Japan liegt dieser Anteil höher als in Deutschland, der Abstand hat sich während der achtziger Jahre noch erhöht. Hier deutet sich eine für die Qualität des Investitionsstandorts Deutschland negative Entwicklung an. Die Anteile der Investitionen in die Bereiche

[Seite der Druckausgabe: 38]

Verkehr und Nachrichtenübermittlung am Bruttoinlandsprodukt sind in Deutschland während der achtziger Jahre etwa konstant geblieben, während er vor allem in den Vereinigten Staaten und Frankreich abnahm. [Fn.9: Die Berechnungen für die einzelnen Sektoren sind hier nicht in den Tabellen wiedergegeben.] Faßt man die privaten und öffentlichen Infrastrukturinvestitionen zusammen, so ergibt sich auch dabei in Deutschland ein Rückgang der Investitionsquote. Der - positive - Abstand zu den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich nimmt ab, und Frankreich investiert inzwischen so gemessen mehr in seine Infrastruktur als Deutschland (vgl. Tabelle 14).



Tabelle 13: Anteil der Investitionen in wirtschaftsnahe Infrastruktur an den gesamten staatlichen Investitionen in wichtigen Industrieländern
- 1979 bis 1989, in v.H. -


Jahr

Bundesrepublik

Frankreich

Italien

Vereinigtes Königreich

Japan

Vereinigte Staaten

1979

38,0

-

-

23.7

54,1

-

1980

36,5

-

44,1

27,0

54,5

-

1981

33,9

-

41,1

30,1

55,1

-

1982

33,2

-

42,7

44.4

57,0

-

1983

33,7

18,2

45,1

36.0

57,8

-

1984

34,8

18,4

44.7

32,4

57,7

-

1985

34,2

17,5

39,6

34,5

58,4

-

1986

33,7

16,6

42,3

27,0

59,5

-

1987

32,6

15,7

41,7

24,3

59.0

-

1988

31,8

-

43,4

33,1

56.6

-

1989

-

-

43,1

33,5

57.6

-

Quelle: OECD (c), eigene Berechnungen.

Die Qualität des Bestandes an Infrastruktur insgesamt in Westdeutschland wird immer wieder als besonderer Vorteil dieses Standorts herausgestellt. Ein zusammengefaßter quantitativer Vergleich mit anderen Ländern gestaltet sich freilich schwierig. Die übliche Herangehensweise ist hier die Analyse des in der Vergangenheit akkumulierten Kapitalstocks in diesem Bereich. Aber schon Unterschiede in regio

[Seite der Druckausgabe: 39]

nalen Disparitäten oder geographischen Gegebenheiten führen zu unterschiedlichen Wirkungen gleicher Ausgabenniveaus. Einen Versuch, einen zusammengefaßten Indikator für die wirtschaftsnahe Infrastruktur zu entwickeln, wurde im Rahmen der Berichterstattung des Bundesministers für Raum-



Tabelle 14: Anteil der staatlichen und privaten Infrastruk-turinvestitionen1 am Bruttoinlandsprodukt in wichtigen Industrieländern
- 1979 bis 1989, in v.H. -


Jahr

Bundesrepublik

Frankreich

Italien

Vereinigtes Königreich

Japan

Vereinigte Staaten

1979

6,0

6,0

-

3,4

-

4,6

1980

6,3

6.3

-

3,4

-

4,6

1981

6,1

6,2

-

3,0

-

4,2

1982

5,6

6,1

-

3,0

-

4,0

1983

5,3

5,7

-

3,1

-

3,9

1984

5,2

5,4

-

3,2

-

3,7

1985

5,2

5,5

-

3,1

-

4,1

1986

5,3

5,3

-

3,0

-

4,0

1987

5,1

5,3

-

2,9

-

3,9

1988

4,9

5,4

-

3,1

-

3,7

1989

-

5,5

-

-

-

3,4

1 Bruttoinvestitionen der Sektoren Verkehr, Nachrichtenübermittlung, Elektrizität, Gas, Wasser und Staat.

Quelle: OECD (c), eigene Berechnungen.


ordnung unternommen. Danach liegt das Niveau der "produktionsrelevanten Infrastruktur" in Westdeutschland insgesamt deutlich über dem EG-Durchschnitt, bei allerdings erheblichen regionalen Unterschieden. Innerhalb der europäischen Gemeinschaft ist das Niveau nur mit England und den Benelux-Staaten vergleichbar. In den anderen Mitgliedsstaaten erreichen nur einzelne Regionen ähnliche Indikatorwerte. [Fn.10: Vgl. Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (1991), S. 66 ff.]

[Seite der Druckausgabe: 40]

Es ist unbestritten, daß die in einem Land anzutreffenden politischen und sozialen Rahmenbedingungen - in einem sehr weit gefaßten Sinn - von großer Bedeutung für die Standortqualität sind. So erleichtern z.B. zuverlässige politische Rahmenbedingungen die Planung unternehmerischer Aktivitäten und wirken sich auf diese Weise positiv auf die wirtschaftliche Dynamik eines Landes aus. Abrupte Änderungen der Wirtschaftspolitik oder anderer Politikbereiche mit Relevanz für die Wirtschaft haben dagegen einen negativen Einfluß auf die Attraktivität eines Landes für Investitionen.

Für die soziale Stabilität in einem Land ist es u.a. von Bedeutung, ob die Interessenkonflikte der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen friedlich und ohne größere Störungen des Wirtschaftsablaufes bewältigt werden können. Hilfreich ist hier, wenn die gesellschaftlichen Gruppen - vor allem auch die Tarifparteien - zumindest in Grundfragen konsensorientiert und zu Kompromissen bereit sind.

Die politischen und sozialen Rahmenbedingungen sind allerdings kaum meßbar und daher sind zusammenfassende internationale Vergleiche nicht möglich. Noch weniger als die Bedingungen selbst ist ihr Einfluß auf die Standortqualität meßbar. So beruhen internationale Vergleiche in der Regel auf höchst subjektiven Einschätzungen von Einzelaspekten wie politische und sonstige bürgerliche Freiheiten, Zahl der Regierungswechsel oder Streikneigung. Hier können nur einige Aspekte angesprochen werden, die für die Einschätzung der Bundesrepublik als Standort für Investitionen bedeutsam sein können:

Ein relativ breiter politischer Grundkonsens in der Bundesrepublik hat in der Vergangenheit selbst bei Regierungswechseln zu einer weniger abrupten Änderung der Wirtschaftspolitik geführt als in manchen anderen europäischen Ländern. Zu den politischen Rahmenbedingungen kann auch die

[Seite der Druckausgabe: 41]

Geldwertstabilität gerechnet werden. Eine auch langfristig einschätzbare Geldpolitik wirkt sich positiv auf die Attraktivität eines Landes als Investitionsstandort aus, weil die langfristige Ausrichtung der Unternehmensentscheidungen erleichtert wird. Die Autonomie der Deutschen Bundesbank hat eine stabilitätsorientierte Geldpolitik erlaubt und damit einen Standortvorteil der Bundesrepublik ausgemacht. Investoren mußten nicht mit allzu dramatischen Ausschlägen in der Wirtschaftspolitik rechnen. Ein weiteres wichtiges und positives Merkmal des Standortes Bundesrepublik kann - auch im internationalen Vergleich - darin gesehen werden, daß hier Rechtssicherheit weitgehend gegeben ist, und die öffentlichen Institutionen funktionieren.

Die politische Stabilität der Bundesrepublik wurde in der Ifo-Umfrage zur Standortqualität von 1988 von den Unternehmen denn auch als Vorteil gegenüber den wichtigsten Standortkonkurrenten in Fernost, Nordamerika, in der EG und dem sonstigen Westeuropa gewertet. [Fn.11: Vgl. Ifo (1989)].

Jedoch ist die Stabilität nicht der einzige Aspekt, der bei den politischen Rahmenbedingungen bedeutsam ist. Es gibt auch Aspekte der politischen Rahmenbedingungen in der Bundesrepublik, die immer wieder bemängelt werden. Hierzu zählen die Zahl und die Intensität staatlicher Eingriffe in die Vertragsfreiheit (Regulierungen) , die den Verhaltensspielraum der Wirtschaftssubjekte einschränken. Unter den wichtigsten Standortkonkurrenten haben vor allem Großbritannien und die USA in den achtziger Jahren in erheblichem Maße staatliche Eingriffe in die Vertragsfreiheit abgebaut. Das Zurückbleiben gegenüber diesen Ländern bei der Deregulierung könnte als ein Standortnachteil der Bundesrepublik gewertet werden.

Als positives Merkmal werden häufig die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern im Rahmen der spezifischen Institutionen in der Bundesrepublik eingeschätzt. Einer der wenigen in diesem Kapitel behandelten Standortfak

[Seite der Druckausgabe: 42]

toren, die quantifizierbar und international vergleichbar sind, ist die Streikneigung der Arbeitnehmer. Die im internationalen Vergleich geringe Streikhäufigkeit bestätigt die positive Beurteilung dieses Aspektes des Standortes Bundesrepublik. Unter den betrachteten Ländern hat nur Japan eine ähnlich geringe Streikhäufigkeit vorzuweisen. Im Laufe der achtziger Jahre ist dieser partielle Wettbewerb s vor teil der Bundesrepublik gegenüber den anderen Ländern allerdings zurückgegangen, weil der internationale Trend in Richtung weniger Arbeitskämpfe wies.



Tabelle 15: .Streiktage in wichtigen Industrieländern
- 1980 bis 1989 -


Land

1980

1982

1983

1984

1985

1986

1987

1988

1989


Streiktage je 1.000 abhängig Beschäftigte

BR Deutschland

6

1

2

262

2

l

1

2

5

Frankreich

96

133

80

75

41

32

29

64

45

Großbritannien

521

248

178

1278

298

89

162

164

182

Italien

1135

1275

982

611

269

390

319

218

251

USA

230

100

192

93

71

119

45

44

170

Japan

25

14

12

8

6

6

6

4

5

Quelle: INSTITUT DER DEUTSCHEN WIRTSCHAFT.



Zu der relativ geringen Streikneigung der Arbeitnehmer in der Bundesrepublik und zu der auch ansonsten positiv einzuschätzenden sozialen Stabilität dürften u.a. die in der Bundesrepublik im internationalen Vergleich relativ stark ausgebauten Mitwirkungsrechte der Arbeitnehmer an Unternehmensentscheidungen beigetragen haben. Die Kooperationsbereitschaft der Arbeitnehmer bzw. der Gewerkschaften und der soziale Konsens im allgemeinen wird aber auch dadurch gefördert, daß hohe Löhne gezahlt werden, Schutzrechte der Arbeitnehmer relativ weit ausgebaut sind und ein

[Seite der Druckausgabe: 43]

umfassendes System der sozialen Sicherung existiert. Der in der Bundesrepublik erreichte soziale Frieden hat damit auch seinen - beträchtlichen - Preis. Der Nutzen stabiler sozialer Rahmenbedingungen muß auch im Zusammenhang mit den dafür anfallenden Kosten gesehen werden.

Ergebnis: Die Rückführung der Abgaben- und Staatsquote während der achtziger Jahre dürfte die relative Standortqualität der Bundesrepublik Deutschland verbessert haben. Insbesondere das niedrige Staatsdefizit im Jahre 1989 ist eine Stärke: Von daher war die Bundesrepublik für die folgenden Umwälzungen gut gerüstet. Problematisch ist freilich der - leichte - Rückgang der staatlichen Investitionen. Im internationalen Vergleich zeigt sich hier eine Schwäche: Die relative Position der Bundesrepublik in bezug auf die öffentliche Infrastruktur scheint sich verschlechtert zu haben, auch wenn das Niveau immer noch hoch ist. Bei den staatlichen Rahmenbedingungen ist insbesondere das Niveau an Regulierungen als ein Schwachpunkt anzusehen, während die politische und soziale Stabilität positiv wirkt. Das Niveau der Subventionen, die ebenso wie Regulierungen die Anpassungsflexibilität der Wirtschaft behindern, ist nicht zurückgeführt worden.

Page Top

d) Die Kombination der Produktionsfaktoren: Effizienz und erzielbarer Preis

Um gute Renditen für das eingesetzte Kapital zu erzielen, müssen die Produktionsfaktoren effizient kombiniert und für die erstellten Güter und Dienstleistungen hohe Preise erreicht werden. Für beides ist der technische und organisatorische Fortschritt von Bedeutung. Mit ihm kann einerseits die Effizienz der Kombination gesteigert und andererseits - bei neuen Produkten - temporär ein höherer (Monopol-) Preis gefordert werden, denn Konkurrenten benötigen Zeit, um Substitute zu entwickeln.

[Seite der Druckausgabe: 44]

Es können nur Bedingungen identifiziert werden, bei deren Vorliegen sich die Chancen für eine Effizienzsteigerung der Produktion und für Innovationen erhöhen, eine Quantifizierung des Einflusses ist nicht möglich.

  • Innovationen sind bei hohen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (FuE) wahrscheinlicher als bei niedrigen.

  • Ein leistungsfähiger dispositiver Faktor ist für eine effiziente Produktion, die Übernahme von vorhandenen Innovationen und die Entwicklung neuer von hoher Bedeutung .

  • Begünstigt werden die Chancen für Innovationen weiterhin durch ein Neuerungen gegenüber aufgeschlossenes Umfeld, insbesondere auch auf der Nachfrageseite, so daß ausdifferenzierte, qualitativ hochwertige und innovative Produkte auch vor Ort ihre Käufer finden.

  • Eine konsequente Wettbewerbspolitik kann verhindern, daß innovative Unternehmen ihre temporäre Vormachtstellung dauerhaft festigen und so der Anreiz für weitere Innovationen zurückgeht.

Bezüglich der Nachfragestruktur und der Wettbewerbspolitik war der Standort Westdeutschland durch gute Bedingungen gekennzeichnet. Das im internationalen Vergleich hohe Einkommen hat zu starker Nachfrage nach ausdifferenzierten Produkten geführt. Hinzu kommt eine ausgeprägte Fähigkeit der bundesdeutschen Wirtschaft, ausländische Innovationen gut zu absorbieren. Diese Entwicklung wurde unterstützt durch eine liberale Außenhandelspolitik, die zu einem starken Konkurrenzdruck auch aus anderen Ländern führte, sowie eine strenge nationale Wettbewerbspolitik. [Fn.12: Vgl. Porter (1991), S. 109 ff, S. 376 ff.]

[Seite der Druckausgabe: 45]

Gemessen an den FuE-Aufwendungen stand die Wirtschaft der Bundesrepublik in bezug auf Innovationsanstrengungen im internationalen Vergleich zumindest nicht schlecht da:
Innerhalb Europas wurde hier der höchste Anteil des nominalen Bruttoinlandsproduktes für FuE-Ausgaben auf gewandt. Der Abstand gegenüber Italien beträgt mehr als einen Prozentpunkt; der Vorsprung gegenüber Frankreich und Großbritannien ist mit gut einem halben Prozentpunkt weniger deutlich. In den Vereinigten Staaten und Japan waren die Ausgaben ähnlich hoch wie in Deutschland, wobei sich im letzteren Fall in der jüngeren Vergangenheit ein Anstieg der Aufwendungen abzeichnet (vgl. Tabelle 16).



Tabelle 16: Anteil der FuE-Aufwendungen am. Bruttoinlands-produkt in wichtigen Industrieländern
- 1985 bis 1990, in v.H. -



Bundesrep. Deutschl.

Frankreich

Italien

Vereinigt. Königreich

Japan

Vereinigt. Staaten

1985

2,7

2,3

1,1

2,3

2,8

2,9

1986

-

2,2

1,1

2,3

2,8

2,9

1987

2,9

2,3

1,2

2,3

2,8

2,9

1988

2,8

2,3

1,2

2,2

2,9

2,8

1989

2,9

2,3

1,3

2,3

3,0

2,8

1990

2,8

2,4

1,4

-

-

2,8

Mittelwert

2,8

2,3

1,2

2,3

2,9

2,9

Quelle: OECD (g), eigene Berechnungen.

In jedem der hier betrachteten Länder wurde der Hauptanteil der FuE-Ausgaben vom privaten Sektor getätigt. Dort weist auch die deutsche Wirtschaft den höchsten Wert auf. Im Gegensatz zur Bundesrepublik werden in Frankreich, Italien und Großbritannien stärker auch Forschungsschwerpunkte durch den Staat bestimmt. Bei den Forschungen des Bildungssektors (etwa der Universitäten) und gemeinnütziger

[Seite der Druckausgabe: 46]



Tabelle 17: Struktur der FuE-Aufwendungen in wichtigen Industrieländern
- 1985 bis 1990. in v.H. -


Bundesrep. Deutschl.

Frankreich

Italien

Vereinigt. Königreich

Japan

Vereingt. Staaten

Privatsektor

1985

73.1

58,7

56,9

62,5

66,8

72.6

1986

-

58,7

58,4

66,5

66,6

72,2

1987

72,2

58,9

57,2

67,1

66,6

72,2

1988

72,4

59,5

57,8

66,5

67,9

71.8

1989

73,0

60,3

58,8

65,9

69,7

70,2

1990

73,5

61,6

57,1

-

-

69,1

Mittelwert

72,8

59,6

57,7

65,7

67,5

71,3

Bildungssektor

1985

13,5

15,0

19,2

14,3

20,1

12,7

1986


15,0

19.7

14,3

19,9

13,6

1987

14,6

15,0

20,2

14,8

19,9

14.4

1988

14,4

14,8

20,3

15,3

19,0

14,9

1989

14,1

14,9

19,8

15,4

18,0

15,3

1990

13,9

14,3

18,0

-

-

15,6

Mittelwert

14,1

14,8

19,5

14,8

19,4

14,4

Staatssektor

1985

12,9

25,3

23,9

19,9

9,1

11,7

1986

-

25,3

22,0

15,4

9,1

11.4

1987

12,7

25,2

22,6

14,4

9,6

10,7

1988

12,7

24,9

21,8

14,2

8,8

10,7

1989

12,3

23,9

21,5

14,5

8,1

11,8

1990

12,0

23,3

24,9

-

-

12,4

Mittelwert

12,5

24,7

22,8

15,7

8,9

11.5

Gemeinnütziger Sektor

1985

0,4

1,0

-

3,3

3,9

3,0

1986


0,9

-

3,8

4,4

2.8

1987

0,5

0,9

-

3,7

4,5

2,7

1988

0,5

0,9

-

3,9

4,3

2.6

1989

0,6

0,9

-

4,2

4,2

2,7

1990

0,5

0,8

-

-

-

2.9

Mittelwert

0,5

0,9


3,8

4,3

2,8

Quelle: OECD (g), eigene Berechnungen.

[Seite der Druckausgabe: 47]

Einrichtungen nimmt die Bundesrepublik jeweils den letzten Platz ein (vgl. Tabelle 17).

Es spricht vieles dafür, daß privat durchgeführte Forschung zur direkten wirtschaftlichen Effizienzsteigerung stärker beiträgt als die Forschung anderer Träger. Tendenziell sind diese Innovationsbestrebungen anwendungsorientierter als diejenigen des staatlichen oder gemeinnützigen Sektors, bei denen die Grundlagenforschung bedeutsamer ist.

Defizite wies die bundesdeutsche Wirtschaft in der Vergangenheit eher bei der "Technikkompetenz" (Wissenschaftler und Techniker an der Gesamtbevölkerung, vgl. Tabelle 18) auf. Zwar lag in der Bundesrepublik dieser Anteil höher als in den europäischen Vergleichsländern, aber niedriger als in den USA und vor allem in Japan, wobei die Abstände sich noch erhöhen, wenn als Bezugsmaßstab die Erwerbsbevölkerung gewählt wird. Wiederum ist ein vergleichsweise großer Teil dieses Personals in der Bundesrepublik Deutschland im privaten Sektor beschäftigt. [Fn.13: Dies zeigen weitere Berechnungen aus OECD (h).] Langfristig weist der eher geringe Anteil an Wissenschaftlern und Technikern in Westdeutschland auf ein mögliches Defizit dieses Standortes hin.

Vom Innovationsoutput her gemessen ist die deutsche Wirtschaft im Innovationswettbewerb in der Vergangenheit recht erfolgreich gewesen. Ein - allerdings auch nur approximativer - Indikator für diesen Output ist die Zahl der internationalen Patentanmeldungen. Hierbei verwendet man in der Regel die Anmeldungen innerhalb der Vereinigten Staaten (vgl. Tabelle 19). Da der US-Markt der größte Markt ist, kann davon ausgegangen werden, daß hier alle wichtigen Innovationen zum Patent angemeldet werden. Vernachlässigt werden dabei nicht patentfähige Bereiche wie die Grundlagenforschung und Software.

[Seite der Druckausgabe: 48]



Tabelle 18: Technikkompetenz in wichtigen Industrieländern
- 1985 und 1987 -


1985

1987

- Wissenschaftler und Techniker pro tausend Einwohner -

Bundesrepublik Deutschland



Wissenschaftler u. Ing.

2,4

2,7

Techniker

1,9

2,0

Frankreich



Wissenschaftler u. Ing.

1,9

2,0

Techniker

k.A.

k.A.

Italien



Wissenschaftler u. Ing.

1,1

1,2

Techniker

0,6

0,6

Großbritannien



Wissenschaftler u. Ing.

2,2

2,2

Techniker

1,2

1,2

Japan



Wissenschaftler u. Ing.

3,9

4,2

Techniker

0,9

0,8

Vereinigte Staaten



Wissenschaftler u. Ing.

3,6

3,8

Techniker

k.A.

k.A.

- Wissenschaftler und Techniker pro tausend Erwerbspersonen -

Bundesrepublik



Deutschland



Wissenschaftler u. Ing.

5,0

5,6

Techniker

4,1

4,2

Frankreich



Wissenschaftler u. Ing.

4.3

4,5

Techniker

k.A.

k.A.

Italien



Wissenschaftler u. Ing.

2,7

2,9

Techniker

1,4

1,5

Großbritannien



Wissenschaftler u. Ing.

4,4

4,5

Techniker

2,5

2,4

Japan



Wissenschaftler u. Ing.

7,9

8,4

Techniker

1,7

1,7

Vereinigte Staaten



Wissenschaftler u. Ing.

7,3

7,6

Techniker

k.A.

k.A.

Großbritannien: ohne Sozial- und Geisteswissenschaftler. Vereinigte Staaten: nur Forscher.

Quelle: OECD (h), eigene Berechnungen.

[Seite der Druckausgabe: 49]



Tabelle 19: Patente pro Mio. Erwerbstätige in FuE-intensiver Technologie in wichtigen Industrieländern1
- 1982 bis 1987 -



Bundesrep. Deutschl.

Frankreich

Vereinigt. Königreich

Japan

Vereinigte Staaten

1982

122

57

51

133

87

1983

137

57

55

149

81

1984

149

60

54

169

83

1985

152

64

55

179

84

1986

146

59

53

176

83

1987

72

30

23

94

80

Mittelwert

130

55

49

150

83

Patente pro Mio. Erwerbstätige in der höherwertigen Technik
(US-Patentanmeldungen)

1982

84

34

30

76

56

1983

96

34

33

86

51

1984

105

37

33

99

52

1985

106

38

33

101

54

1986

99

36

32

101

52

1987

51

18

14

57

51

Mittelwert

90

33

29

87

53

Patente pro Mio. Erwerbstätige in der Spitzentechnik :
(US-Patentanmeldungen)

1982

38

22

22

56

32

1983

41

23

22

63

29

1984

45

23

22

70

30

1985

46

25

22

78

30

1986

47

23

20

77

30

1987

20

12

9

37

29

Mittelwert

40

21

20

64

30

1Berücksichtigt sind alle bis zum 31.12.1989 erteilten US-Patente, angegeben sind die Erfindungsjahre. Da der Prozeß der Erteilung häufig mehrere Jahre dauert sind die Angaben insbesondere für das Jahr 1987 unvollständig.

Quelle: Grupp/Legler (1991).

[Seite der Druckausgabe: 50]

Die Branchen wurden auch nach ihrer FuE-Intensität (FuE-AufWendungen bezogen auf den Umsatz oder Produktionswert) klassifiziert. [Fn.14: Vgl. Grupp/Legler (1991)]. Als FuE-intensiv werden Bereiche bezeichnet, deren FuE-Intensität mehr als 3,5 v.H. beträgt.

Als Untergruppen werden die Bereiche höherwertige Technik (FuE-Intensität größer als 3,5 v.H. und kleiner als 8,5 v.H.) und die Spitzentechnik (FuE-Intensität größer als 8,5 v.H.) betrachtet. In den beiden ersten Bereichen belegt die Bundesrepublik im Durchschnitt des Zeitraumes 1982-1987 den ersten Platz. Nur im Bereich der Spitzentechnik rangiert Japan noch vor der Bundesrepublik.

Andere Untersuchungen auf der Grundlage von Patentanmeldungen in mindestens zwei Ländern bestätigen dieses Bild. [Fn.15: Vgl. Ifo (1992 b).] Hiernach ist die westdeutsche Wirtschaft bis 1989 durch eine deutlich aktivere Innovationstätigkeit als andere Industrieländer gekennzeichnet. Wesentlich tragen hierzu der Straßenfahrzeugbau, Maschinenbau und die Umwelttechnologie bei. Im Gegensatz dazu sind die Forschungserfolge in der elektrotechnischen Industrie deutlich geringer als in vergleichbaren Ländern. Dies sind die Domänen japanischer und amerikanischer Unternehmen. Dieser Abstand ist noch größer im Bereich der Bio- und Gentechnik, die, an den Patenten gemessen, das weltweit höchste FuE-Wachstum aufweist. Hier liegt die Bundesrepublik ebenfalls deutlich hinter Japan und den USA. Aber auch gegenüber anderen europäischen Volkswirtschaften ist der - positive - Abstand geringer als z.B. im Maschinenbau.

Diese Ergebnisse korrespondieren mit den Exporterfolgen des deutschen Verarbeitenden Gewerbes. Überdurchschnittliche Erfolge wurden hier auf internationalen Märkten vor allem in den Bereichen Chemische Industrie, Kunststoffwarenherstellung, Maschinenbau, Schiffbau und Strassenfahrzeugbau erzielt (vgl. Tabelle 20).

[Seite der Druckausgabe: 51]



Tabelle 20: Normierte Saldenquoten1 nach Wirtschaftszweigen
in Deutschland - 1980 bis 1989 -


Wirtschaftsbereiche

1980

1985

1986

1987

1988

1989

Chemische Industrie

7,4

6,2

5,8

6,3

6,5

6,3

Mineralölverarbeitung

-21,3

-31,2

-27,3

-26,1

-21.5

-21,6

Kunststoffwarenherst.

1,5

2,5

2,0

1,4

2,3

2,8

Gummiverarbeitung

-4,2

-5.1

-7,0

-6.9

-6.9

-5,9








Steine u. Erden

-6,9

-8,0

-8,4

-8,3

-8,7

-8,1

Feinkeramik

-7,9

-3,4

-3,2

-6,7

-6,8

-8,1

Glasgewerbe

-3,1

-0,8

-1,6

-3,0

-1.9

-1.8

Eisenschaffende Ind.

8,2

7,6

2,0

4,7

1.9

3,5

NE-Metallerzeugung etc.

-35,2

-29,8

-26,4

-24,0

-31,6

-33,3








Giessereien

-2,3

-4,4

-5,1

-5,2

-4,7

-5,2

Ziehereien, Kaltwalz etc.

2,5

-0,1

-1,8

-1,3

-0.9

-1,0

Stahl- u. Leichtmet. etc.

4.5

3,2

0,5

0,2

-0,3

1,4

Maschinenbau

25,5

24,9

23,5

24,7

24.6

23,7

Büromaschinen, ADV

-8,8

-15,2

-13,8

-18,0

-24,0

-30,4








Strassenfzg.bau etc.

18,8

21,7

18.6

17,6

16,7

17,2

Schiffbau

4,0

7,5

11,1

26,3

15,5

11,8

Luft- u. Raumfzg.bau

-9.4

-12,8

-10,7

-0,4

-3,5

-25,8

Elektrotechnik etc.

4,9

2,8

2,2

1,1

1,2

1,6

Feinmechanik, Optik etc.

3,0

5,9

4,9

2.7

0,3

1,6








EBM-Warenherstellung

3,7

6,5

4,3

3,4

3,1

3,6

Musikinstr., Spielw. etc.

-20,3

-3,1

-8,0

-12,9

-15,6

-12,6

Holzbearbeitung

-34,1

-26,2

-28,5

-28,3

-26,8

-29,0

Holzverarbeitung

-6,9

-7,1

-7,4

-8,7

-8,9

-9,2

Zellstoff, Papier, Pappe

-40,5

-34,7

-36,1

-36,4

-36,9

-39,4








Papier- u. Pappeverarb.

-2,0

0,5

-0,7

-0,8

-0,3

1,3

Druckerei, Vervielfält.

-2,5

-3,7

-4,6

-4,9

-4,9

-4,3

Ledererzeugung u. verarb.

-48,8

-54,9

-57,5

-63,3

-59,5

-61,2

Textilgewerbe

-23,3

-22,8

-24,8

-27,8

-26,8

-25,0

Bekleidungsgewerbe

-26,3

-26,5

-29,0

-35,2

-33,3

-32,5

Nahrungsmittelind.

-9,1

-12,0

-12,6

-12,2

-11,7

-11,6

Getränkeindustrie

-8,7

-10,7

-11,5

-11,6

-12,0

-11,2

Tabakindustrie

-3,4

-4,5

-5,0

-5,4

-5,2

-4.7

lNormierte Saldenquoten entsprechen der Saldenquote einer Branche abzüglich der des Verarbeitenden Gewerbes Saldenquote = (Export - Import)/Bruttoproduktionswert

Quelle: statistisches bundesamt (b), eigene Berechnungen.

[Seite der Druckausgabe: 52]

Es sind vor allem die hohen Exportüberschüsse in diesen Bereichen, die zu den auch insgesamt hohen Überschüssen der Bundesrepublik Deutschland und den ebenfalls hohen Anteilen an den Weltexporten geführt haben.

Hohe Exporte sind für sich genommen allerdings kein Indikator für eine gute Standortqualität oder eine hohe Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft. Sie könnten zumindest vorübergehend auch dadurch erreicht werden, daß in einem Land besonders niedrige Einkommen gezahlt werden. Dies ist in Deutschland aber nicht der Fall. Etwa an den Lohnstückkosten gemessen wurde gezeigt, daß sie in gemeinsamer Währung gerechnet im internationalen Vergleich gestiegen sind. Auch im Ergebnis der Einkommensentwicklung in der Volkswirtschaft insgesamt hatte sich eine gute internationale Position ergeben (vgl. Tabelle l).

Ergebnis: Die Angebotsstruktur der Wirtschaft in Westdeutschland hat in der Vergangenheit wohl gut mit der - internationalen - Nachfragestruktur übereingestimmt. Dies ergibt sich schon aus den hohen Exportüberschüssen. Die Exporterfolge wurden nicht dadurch erzielt, daß geringe Preise gefordert wurden und die Produktionsfaktoren entsprechend niedrig entlohnt wurden. Eher war das Gegenteil der Fall. Insofern dürfte auch die Effizienz der Kombination der Produktionsfaktoren in der Vergangenheit insgesamt eher gut gelungen zu sein.

Besondere Stärken bestehen bei Produkten mit hohem, aber nicht höchstem Technologiegehalt. Die Position der Bundesrepublik im Innovationswettbewerb war gut, wenn auch insbesondere gegenüber Japan eine Verschlechterung der relativen Wettbewerbsposition eingetreten ist. Vor allem im Bereich der "Technikkompetenz", der Grundlagenforschung und Güter mit Spitzentechnik scheinen hier Defizite aufgetreten zu sein.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | August 1999

Previous Page TOC Next Page