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Wesche, Carl (1875 - )

Geboren am 19. März 1875 in Lutter am Barenberge als Sohn eines Tagelöhners, protestantisch. Erlernte nach der Volksschule den Beruf eines Friseurs und Barbiers. Arbeitete in verschiedenen Städten Norddeutschlands als Geselle. Von [1892] bis 1893 in Clausthal tätig. Mitglied des 1889 gegründeten "Verbandes der Barbier-, Friseur- und Perückenmachergehilfen Deutschlands" (seit 1892: "Verband deutscher Barbiere, Friseure und Perückenmacher"). Ließ sich im August 1893 als selbständiger Friseur in Braunschweig nieder. Am 1. April 1895 ging mit der gesetzlichen Einführung der Sonntagsruhe eine zentrale Forderung der Friseurgehilfen in Erfüllung, was die Bereitschaft zur gewerkschaftlichen Organisation minderte. (1896: 500 Mitglieder in 24 Zweigvereinen). In Hamburg, dem Sitz des Verbandes, kam es zu innerorganisatorischen Zwistigkeiten, so daß Stimmen laut wurden, den Verbandssitz in eine andere Stadt zu verlegen. Auf dem 5. Verbandstag vom 16. bis 18. März 1896 in Frankfurt am Main kam es zu Kampfabstimmungen über den neuen Verbandssitz. Obgleich der Delegierte Wesche bat, von einer Verlegung nach Braunschweig Abstand zu nehmen, erhielt die Stadt mit 9 gegen 7 Delegiertenstimmen den Zuschlag als neue Verbandszentrale (1896: 30 organisierte Kollegen in Braunschweig). Wesche wurde gleichzeitig zum neuen Vorsitzenden gewählt.

Mit dem neuen Vorsitzenden setzte sich der organisatorische Niedergang der kleinen Berufsgewerkschaft fort. Wesche ließ aus finanziellen Gründen den ordentlichen Verbandstag 1898 in München ausfallen und organisierte statt dessen Regionalkonferenzen. Auf einer norddeutschen Bezirkskonferenz in Magdeburg (vom 13. bis 14. März 1898), einer süddeutschen Bezirkskonferenz in Stuttgart (vom 27. bis 28. März 1898) und einer Konferenz für Rheinland-Westfalen (am 21. August 1899 in Elberfeld) wurden jeweils heftige Kritik an der Verbandsleitung geübt. In der Organisation mehrten sich Stimmen über Unterschlagungen, die Zahl der Verbandsmitglieder sank unter 300. Im März 1899 schloß Wesche den amtierenden ehrenamtlichen Redakteur Friedrich Etzkorn aus. Seit Ende 1899 erschien das Verbandsorgan "Barbier- und Friseur-Zeitung" nur noch sporadisch, obgleich um die Jahrhundertwende die Gehilfenbewegung durch neue Lohnkämpfe Aufschwung erhielt. Im Frühjahr 1900 setzten oppositionelle Braunschweiger Vorstandsmitglieder im Verband eine Urabstimmung durch, die zur Ablösung Wesches führte. Im gleichen Jahr Beschlagnahme der Verbandsunterlagen durch die Staatsanwaltschaft. Ein Verfahren gegen Wesche wegen Veruntreuung verlief 1902 im Sande. Im gleichen Jahr Übersiedlung nach Berlin. Wesche lebte 1912 als professioneller Stellenvermittler und Friseur in der Hauptstadt. Verzog [1913] aus Berlin.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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