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Wellmann, Johannes (1890 - 1968)

Geboren am 11. Dezember 1890 in Hochlar/Recklinghausen als Sohn eines Bergmannes, katholisch, verheiratet. Erlernte nach der Volksschule den Beruf eines Gärtners. Seit 1907 Mitglied des "Deutschen Gärtner-Verbandes", der sich seit 1906 zur christlichen Gewerkschaftsbewegung bekannte. Wellmann wurde 1912 zum 2. Vorsitzenden der Ortsgruppe Duisburg gewählt; diente während des I. Weltkrieges als Soldat. Die gemeinsame Tagung des Verbandsvorstandes und des Verbandsausschusses bestimmte Wellmann im Oktober 1919 zum 2. Vorsitzenden der christlichen Gärtnerbewegung; trat das Amt am 1. November 1919 an. Auf der 3. Generalversammlung des "Deutschen Gärtner-Verbandes" 1920 einstimmig zum Vorsitzenden gewählt; Nachfolger Gustav Hülsers, der während des Weltkrieges den "Deutschen Gärtner-Verband" unter das Dach des christlichen "Zentralverbandes der Landarbeiter" geführt hatte.

Wellmann wurde auf dem 1. Verbandstag des "Zentralverbandes der Landarbeiter" (des ehemaligen "Zentralverbandes der Forst-, Land- und Weinbergarbeiter Deutschlands") als Gärtnervertreter in den Verbandsausschuß gewählt. Auf eigenen Wusch verzichtete Wellmann im November 1921 auf sein Vorstandsmandat. Wegen seiner unglücklichen Taktik in den Lohnkämpfen der Berliner Friedhofsarbeiter war er im gleichen Jahr heftiger, innergewerkschaftlicher Kritik ausgesetzt gewesen. Sein Nachfolger wurde Friedrich ("Fritz") Meystre. Nach seinem Rücktritt arbeitete Wellmann weiterhin in Schlesien aktiv im "Deutschen Gärtner-Verband" mit. Nach dem krankheitsbedingten Rücktritt Meystres vom Amt des Verbandsvorsitzenden am 28. Januar 1927 unterstützte Wellmann als neu berufener Geschäftsführer die Arbeit des interimistisch amtierenden Privatgärtners Hermann Schmidt. Nach über fünf Jahren übernahm Wellmann wieder verantwortliche Funktionen in dem Verband, der sich organisatorisch im Mai 1925 vom christlichen "Zentralverband der Landarbeiter" gelöst hatte.

Auf dem 4. Verbandstag im August 1927 in Liegnitz zum neuen Vorsitzenden gewählt. Unter Wellmanns Vorsitz kam es zu einschneidenden Veränderungen in der christlichen Gärtnerbewegung. Am 9. September 1928 wurde der Vorstandsvorschlag zur "Umgruppierung der christlich-nationalen Gärtnerbewegung" von den Bezirksvertretern gebilligt, der eine gravierende Krise in der Mitgliederentwicklung signalisierte. Ab 1. November 1928 wurden die Mitglieder in zwei getrennte Gewerkschaften überführt. Gärtner in den städtischen und öffentlichen Betrieben wurden in den christlichen "Zentralverband der Arbeitnehmer öffentlicher Betriebe und Verwaltungen" eingegliedert, die Guts- und Privatgärtner als besonderer Fachverband in den "Reichsverband ländlicher Arbeitnehmer" (dem ehemaligen christlichen "Zentralverband der Landarbeiter") integriert. Die formale Unabhängigkeit der christlichen Gärtnerbewegung in der Weimarer Republik hatte nur drei Jahre gedauert. Wellmann wechselte nach der "Umgruppierung" als besoldeter Funktionär zum "Zentralverband der Arbeitnehmer öffentlicher Betriebe und Verwaltungen" und übernahm im gleichen Jahr die Bezirksleitung des Verbandes in Hannover bis 1933; nahm den Großteil der Mitglieder der alten Organisation in den "Zentralverband" mit. Seit seiner Hannoveraner Zeit eng mit Anton Storch befreundet. Ab [1930] stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Zentrumspartei in Hannover.

1933 bis 1935 arbeitslos, zeitweise politisch verfolgt und inhaftiert. Hatte engen Kontakt zur Untergrundbewegung um Albin Karl. 1935 bis 1945 Buchhalter und Lagerführer in einem Bauunternehmen. 1945 Mitbegründer der CDU Hannover und des Landesverbandes Niedersachsens. 1946 bis 1948 CDU-Geschäftsführer des niedersächsischen Landesverbandes. Wellmann spielte eine führende Rolle bei der Begründung der christlichen Sozialausschüsse. Der gelernte Gärtner stand zunächst der Anlaufstelle "CDU-Gewerkschaftsreferat Wellmann" vor, ehe am 18. Oktober 1947 der Landessozialauschuß gewählt wurde. Wahl Wellmanns zum 1. Vorsitzenden. Gemeinsam mit anderen Arbeitnehmervertretern innerhalb der CDU unterstützte Wellmann 1948 die Bildung einer großen Koalition von SPD und CDU, ohne sich gegen die konservative Mehrheit in der niedersächsischen Landtagsfraktion durchsetzen zu können. Bis 1961 Landesvorsitzender der Sozialausschüsse Niedersachsens. Nach Jakob Kaisers Tod 1961 Bundesehrenvorsitzender der Sozialausschüsse in der Bundesrepublik. Mitglied des Landtages von Niedersachsen der 1., 3. und 4. Wahlperiode; zuletzt Vorsitzender des Sozialpolitischen Ausschusses. Nach 1945 Mitglied der Industriegewerkschaft Metall. Von 1948 bis 1953 Arbeitsdirektor in Salzgitter.

Der ehemalige Gewerkschaftsvorsitzende glaubte lange, die wirtschafts- und sozialpolitischen Forderungen des Ahlener Programms durchsetzen zu können. ("Immer soll das Ahlener Wirtschafts- und Sozialprogramm der CDU Grundlage unseres Handelns sein.") Anfang der fünfziger Jahre verteidigten die niedersächsischen Sozialausschüsse die Einheitsgewerkschaft ohne wenn und aber. 1955 konnte Wellmann nur mühsam die Mehrheit seiner Kollegen von einem Abschwenken zur "Christlichen Gewerkschaftsbewegung Deutschlands" (CGD) abbringen. Er selbst warnte seit 1955 vor größeren Streikaktionen.

Wellmann war Inhaber des Verdienstkreuzes erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und des Großen Verdienstkreuzes des Niedersächsischen Verdienstordens. Sein Besonderes Engagement galt der Deutschen Kolping-Familie. Der engagierte Katholik starb am 8. November 1968 in Hannover.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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