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TEILDOKUMENT:
Schabel, Karl (1864 - 1925) Geboren am 28. Februar 1864 in Tomerdingen als Sohn eines Schreiners, verheiratet, katholisch, später Dissident. Verließ das kinderreiche Elternhaus (noch sieben weitere Geschwister) in den achtziger Jahren und zog nach Berlin. Arbeitete in der Hauptstadt als Kanalarbeiter. Anfang der neunziger Jahre Begründer des Berliner Lokalvereins der Kanalarbeiter; galt als unumstrittene Führungspersönlichkeit der gewerkschaftlich organisierten Berliner Kanalarbeiter. Schabel führte den Lokalverein am 17. Oktober 1897 in den damaligen "Verband der in Gemeinde- und Staatsbetrieben beschäftigten Arbeiter und Unterangestellten". Seit 1889 Vorstandsmitglied der Berliner Betriebskrankenkasse für sämtliche in Kommunalbetrieben beschäftigten Arbeiter; im gleichen Jahr Eintritt in die SPD. 1900 Delegierter auf dem 2. Verbandstag in Berlin. Im Februar 1903 zum Vorsitzenden des Verbandsausschusses bestimmt, erteilte auf der 3. Generalversammlung vom 14. bis 18 April 1903 in Berlin den Rechenschaftsbericht des Ausschusses. Vertrat auf der gleichen Tagung einen quasi-syndikalistischen Standpunkt: Streikunterstützungen sollten abgelehnt werden, Streiks von einer Dauer mit mehr als drei Tagen seien finanziell nicht "durchzuhalten". Die Mitgliedschaft könne nur mit klassenkämpferischen aufopferungsvollen direkten Aktionen ihre Ziele erreichen, lehnte jedwede Beitragserhöhung ab. Nach der 3. Generalversammlung wurde der Sitz des Verbandsausschusses nach Hamburg verlegt, Schabel verlor damit sein Amt. 1903 Wortführer der Opposition, die einen Zusammenschluß aller Berliner Filialen zu einer einzigen Filiale ablehnte. Schabel war der klassische Repräsentant lokalistischer Unterströmungen in der Berliner Organisation, die einer organisatorischen Zentralisierung höchst mißtrauisch gegenüberstanden. Der schwäbische Kanalarbeiter unterlag allerdings in einer Kampfabstimmung am 12. März 1903 mit seinen dezentralen Organisationsvorstellungen. Schabel wurde in den Groß-Berliner Filialvorstand eingebettet und übernahm eines der drei Revisorenämter. 1905 Wahl als Beisitzer in den Berliner Vorstand. 1906 Wahl zum Kassenboten der Berliner Organisation, damit besoldetes Vorstandsmitglied. Schabel reformierte das Beitragswesen, indem er die Beitragssammler im vierwöchigen Turnus kassierte (1905: 6.180 Mitglieder), eine Regelung, die sich bis weit in die Weimarer Republik bewährte. Neben der Abrechnung der Beitragssammler zeichnete Schabel für die Agitation der Kanalarbeiter und die Arbeiter auf den Berliner Rieselfeldern verantwortlich. Delegierter auf dem 4. Verbandstag 1906, der eine Preßkommission einsetzte und den Verbandsnamen in "Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter" umwandelte. Schabel wurde von den Berliner Mitgliedern in die Preßkommission delegiert; gleichzeitig Wahl zum Revisor der Hauptkasse. Als berufener Sprecher der Kanalarbeiter erhielt Schabel von der Berliner Mitgliedschaft am 20. Juni 1907 den Ruf in die neubegründete Berliner Agitationskommission. Erstattete auf dem 5. Verbandstag in Dresden vom 23. bis 29. Mai 1909 den Revisionsbericht. Am 7. Februar 1912 wurde Schabel verhaftet und eines Raubmordes vom 1. Mai 1911 beschuldigt. Die spektakuläre Aktion diente zu einer hemmungslosen Hetze gegen die Berliner Arbeiterbewegung, nach zweiwöchiger Untersuchungshaft wegen erwiesener Unschuld entlassen. Schabel verließ das Gefängnis als gebrochener Mann und mußte einen längeren Kuraufenthalt antreten. Die Berliner Organisation entband den kinderreichen Familienvater 1922 von seinem Kassiereramt und übertrug ihm die Verwaltung des Filialgrundstückes in der Johannisstraße. Karl Schabel starb am 24. November 1925 in Berlin. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998 |