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Jünger Heinrich (1866 - )

Geboren am 31. 12. 1866 in Schlade (Kreis Altenkirchen). Seemann. Siedelte 1894 von See kommend nach Altona über. Arbeitete als Schauermann im Hamburger Hafen. Mitglied des 1890 gegründeten "Verbands der Hafenarbeiter Deutschlands" und der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Am 16. Dezember 1896 als Beisitzer in den Vorstand der Sektion der vereinigten Schauerleute Hamburg-Altona gewählt. Von seiner Sektion Anfang Juli 1898 in die neubegründete Lohnkommission delegiert, nachdem er für die Aufstellung eines neuen Lohntarifs plädiert hatte. Nahm am 17. bis 19. Juli 1898 am 2. [Berufs-]Kongreß der Hafenarbeiter Deutschlands teil. Jünger fungierte vom 4. August bis 17. August 1898 als 1. Schriftführer der Schauerleute und wurde am 17. August 1898 zum 1. Vorsitzenden der wohl wichtigsten Hafenarbeitergruppe der Hansestadt gewählt.

Im Dezember 1899 realisierten die Hamburg-Altonaer Schauerleute ihren Plan, einen "besoldeten Beamten" anzustellen; die Wahl fiel fast einstimmig auf ihren Vorsitzenden. Im "Verlag Heinrich Jünger"erschienen künftig ein Gutteil der Flugblätter der Hamburger Schauerleute, die sich Ende der neunziger Jahre mit erheblicher Arbeitsverdichtung konfrontiert sahen. Gründungsmitglied der "Verkehrskommission" der Hamburger Hafenarbeiter und Seeleute, die seit dem 2. Januar 1900 die gänzlich unzureichenden Transport- und Schutzbedingungen im Hafen beleuchtete. Am 10. Januar 1900 als Delegierter zum Gewerkschaftskartell gewählt. Machte sich im "Parlament" der Hamburger Gewerkschaften vor allem für die Errichtung eines paritätischen Arbeitsnachweises stark; eine Initiative des Hamburger Kartells stieß beim Senat allerdings auf taube Ohren. Auf der 6. ordentlichen Generalversammlung vom 22. bis 26. Juli 1900 Mitglied einer Kommission zur Ausarbeitung einer Unterstützungsvorlage; setzte im Auftrag der Hamburger Schauerleute die Einsetzung einer Preßkommission gegen den Willen des Verbandsvorstandes durch. Jünger wurde bei den Vorstandswahlen zum 1. Vorsitzenden vorgeschlagen, stellte sich allerdings nicht zur Wahl. Im Anschluß an den Kongreß (neuer Verbandsname: "Verband der Hafenarbeiter und verwandter Berufsgenossen") von der Hamburg-Altonaer Mitgliedschaft in die Preßkommission gewählt.

Jünger mußte sich 1901 erheblicher Angriffe der Altonaer Schauerleute erwehren, die ihm mangelnde Aktivitäten und zuviel "Bürotätigkeiten" vorwarfen. Er erhielt indes ein klares Vertrauensvotum der Hamburger Schauerleute, wurde allerdings zu stärkerer Rechenschaftslegung verpflichtet. Zusammen mit dem Verbandsvorsitzenden Johann Döring vertrat Jünger im April 1901 in der Frage eines möglichen Streiks extrem defensive Positionen und orientierte die Schauerleute auf eine Verständigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern unter Vermittlung des Gewerbegerichts als Einigungsamt. Referat über die "Nacht- und Sonntagsarbeit" auf der 7. ordentlichen Generalversammlung vom 26. bis 31. Januar 1902 in Hamburg, ebnete mit seinem Plädoyer für ein vierzehntägiges Erscheinen des "Hafenarbeiters" den Weg für eine bessere Ausgestaltung des Verbandsorgans. Wiederwahl in die Preßkommission auf der gemeinsamen Hamburg-Altonaer Mitgliederversammlung am 20. Februar 1902. Die 7. ordentliche Generalversammlung gab gleichzeitig grünes Licht für die Anstellung eines hauptamtlichen Redakteurs. Jünger, der sich erfolgreich beworben hatte, trat sein neues Amt zum 1. Juni 1902 an. Zeitgleich gab er sein Amt in der Preßkommission und das Vorstandsamt der Hamburger Schauerleute ab. Wegen Unterschlagung von Geldern des Hafenarbeiterverbandes am 30. Oktober 1902 verhaftet. Nach Abbüßung einer Gefängnisstrafe fuhr Jünger erneut zur See. Desertierte am 29. September 1903 von seinem Schiff im New Yorker Hafen. Lebte 1910 in den Vereinigten Staaten von Amerika.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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