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Holm, Hermann (1871 - 1950 ?)

Geboren am 3. Juli 1871 in Hamburg, verheiratet. Erlernte nach der Volksschule den Gärtnerberuf. Nach beendeter Lehrzeit Wanderung in Deutschland und im Ausland. [1889] Rückkehr nach Wandsbek. Mitglied der SPD. Trat dem 1889 gegründeten freigewerkschaftlichen "Zentralverein der Gärtner" bei, für den er bereits Ende 1889 in Wandsbek zielstrebig für den kommenden Frühjahrsstreik agitierte.

Seine Gewerkschaft mußte allerdings nach dem verlorenen April- und Maistreik des Jahres 1890 beträchtliche Mitgliederverluste hinnehmen (1892: 986 Mitglieder, 1893: 732 Mitglieder, 1894: ca. 400 Mitglieder.) Vom 1. Juni bis Oktober 1891 unternahm der Gärtnergeselle zu Fuß und auf eigene Kosten eine Agitationstour durch Norddeutschland, die ihn über Elmshorn, Kiel, Lübeck und Bremen führte, wobei er seinen Lebensunterhalt durch Gelegenheitsarbeiten finanzierte.

Im Februar 1892 zum Hamburger Kartelldelegierten gewählt; im Mai 1892 Wahl in den Hauptvorstand des "Zentralvereins der Gärtner". Im März 1893 Wahl zum Beisitzer der Zahlstelle Hamburg (verantwortlich für die Reiseunterstützungskasse). Delegierter auf der außerordentlichen Generalversammlung vom 6. bis 7. August 1893 in Magdeburg, auf der nur mühsam der Zerfall der Organisation in Lokalvereine verhindert werden konnte. Die freigewerkschaftliche Gärtnerbewegung, die nach dem Tode Paul Isings ihre charismatische Führungspersönlichkeit verlor, schien im Juni 1894 endgültig vor dem organisatorischen Untergang zu stehen. Das Gewerkschaftsblatt "Gärtner-Zeitung" hatte im Mai 1894 einem unscheinbaren vierseitigen "Korrespondenzblatt des Zentralvereins der Gärtner" weichen müssen. Die Organisation beschränkte sich im Sommer 1894 schließlich auf Hamburg und das engere Umland. Holm übernahm im Juni 1894 kurzfristig das vakante Vorstandsamt des "Zentralvereins der Gärtner", gab es aber am 8. August 1894 ab, um die Geschäftsführung seiner Gewerkschaft zu übernehmen. Der Hamburger hatte künftig die eigentliche Leitung der Organisation inne und wurde oft als der "1. Vorsitzende" bezeichnet. Engagierte sich gleichermaßen in der "Herbergskommission" wie in der "Bibliothekskommission". Am 1. Januar 1896 übertrug ihm die Mitgliedschaft zusätzlich die Redaktion des Verbandsblattes unter dem alten Namen "Gärtner-Zeitung"; im März 1896 als Hauptkassierer in den Hauptvorstand gewählt.

Holm beschäftigte sich als Gärtner intensiv mit wissenschaftlicher Botanik und veröffentlichte im "Hamburger Echo" zahlreiche populärwissenschaftliche Beiträge. Mitarbeiter am sozialdemokratischen Theorieorgan "Die Neue Zeit". Die günstige Konjunktur des Jahres 1896 bescherte auch der Gärtnerbewegung einen Aufschwung. Der Redakteur erweiterte im Mai 1896 seine Zeitung von 4 auf 8 Seiten, ab Oktober 1896 erschien sie vierzehntägig. Gegen den Willen des Hauptvorstandes gestaltete Holm das Blatt ab 1. Januar 1897 zu einem gärtnerischen Fachorgan um, wobei er sich auf ein Vertrauensvotum der Mehrheit der Zahlstellen stützen konnte. Delegierter auf dem 2. Kongreß der Gewerkschaften Deutschlands vom 4. bis 8. Mai 1896 in Berlin (vertrat nominell 350 Mitglieder). Holm warb im "Hamburger Echo" für die gewerkschaftliche Organisation von Frauen, ohne bei der Mitgliederrekrutierung der weiblichen Hilfskräfte in Gärtnereien nennenswerte Erfolge erzielen zu können. Veröffentlichte gleichzeitig umfassende statistische Untersuchungen über die Frauenarbeit im Gartenbau in der sozialdemokratischen Frauenzeitschrift "Die Gleichheit" (Pseudonym "Hermann"). Übernahm am 4. März 1896 zusätzlich das Amt des Hauptkassierers. Mitinitiator des 1. Allgemeinen deutschen Gärtnertages in Erfurt vom 1. bis 2. August 1896, der der gewerkschaftlichen Zersplitterung der Gärtner Einhalt gebieten sollte. 40 Delegierte vertraten die beiden größten Organisationen, den neutralen "Allgemeinen Deutschen Gärtner-Verein" und den freigewerkschaftlichen "Zentralverein der Gärtner" sowie weitere Lokalorganisationen. Holm brachte die Vereinigungsresolution ein, die die Basis der künftigen gemeinsamen Organisation ("Deutsche Gärtnervereinigung") abgeben sollte. Die Erfurter Beschlüsse verwarf allerdings später eine Delegiertenversammlung des "Allgemeinen Deutschen Gärtner-Vereins", die keine Ungelernten in die Organisation aufnehmen wollte. Die 2. ordentliche Generalversammlung des "Zentralvereins der Gärtner" vom 28. Februar bis 1. März 1897 billigte den Namen "Deutsche Gärtnervereinigung" als neue Organisationsbezeichnung, ohne die organisatorische Agonie zu überwinden. Wiederwahl Holms zum Geschäftsführer, der ca. 500 zahlende Mitglieder präsentieren konnte. Vom 26.November 1897 bis 10. Dezember 1897 Vorsitzender der Zahlstelle Hamburgs. Holm arbeitete seit 1897 am Berliner Fachblatt "Die Gartenwelt" mit und steuerte zusätzlich Fachartikel für "Die Bindekunst. Erste Fachzeitschrift für Blumenbindereien, Blumen und Pflanzenschmuck" bei, die seit dem 1. April 1897 in Erfurt erschien.

Zum 1. Januar 1898 legte Holm alle Gewerkschaftsämter nieder (Nachfolger als Redakteur und Geschäftsführer: August Müller), kündigte seine Stellung bei der renommierten Hamburger Gärtnerei John Nicolay und trat zum 1. April 1898 in die Redaktion der "Bindekunst" in Erfurt ein. 1908 Prokurist im Verlag der "Bindekunst" J. Olbertz. Während des I. Weltkrieges als Soldat eingezogen. Seit 1903 leitete der ehemalige Gewerkschaftsfunktionär die gärtnerische Fachklasse an der Kunst- und Handwerksschule in Erfurt; nach Integration der Fachklasse in die Berufsschule bis 1927 Fachlehrer. Von der Industrie- und Handelskammer 1927 wegen seiner Verdienste um die Berufsbildung mit dem silbernen Ehrenzeichen belobigt. Schied [1943] als Schriftleiter der "Bindekunst" aus. Lebte 1950 als Rentner in Erfurt.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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