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TEILDOKUMENT:
Hoffmann, Johannes Hausdiener in Berlin. Mitglied des im Januar 1892 begründeten "Verbandes der Geschäftsdiener, Packer und Berufsgenossen", einem Zusammenschluß zweier Berliner Lokalorganisationen zu einem Verband mit freigewerkschaftlichem Anspruch. Am 2. Februar 1892 von seinen Berufskollegen in die Preßkommission der "Einigkeit. Organ für die Gesamtinteressen der Haus- und Geschäftsdiener, Portiers sowie deren Berufsgenossen" entsandt. Ein Blatt, das von 1889 bis September 1892 mit wechselnden Untertiteln den gewerkschaftlich orientierten Handelshilfsarbeitern eine Stimme gab. Am 4. Oktober 1892 zum Schriftführer des "Verbandes der Geschäftsdiener, Packer und Berufsgenossen" gewählt. Wiederwahl in das gleiche Amt am 8. Januar 1894. Erhielt aus Görlitz ein Mandat für den zu Pfingsten 1894 in Halle an der Saale geplanten Kongreß aller im Handelsgewerbe beschäftigten Geschäfts-, Haus- und Komptordiener, Markthelfer, Packer, Ausläufer, Speicher-, Speditions- und Verkehrsarbeiter, Geschäftskutscher und verwandter Berufsgenossen. Der Kongreß vom 13. bis 15. Mai 1894 hielt die Zeit für den Aufbau einer gewerkschaftlichen Zentralorganisation noch nicht für gekommen und plädierte für die Beibehaltung der Lokalorganisation ("lose Zentralisation durch Vertrauensmännersystem"). Die versammelten Delegierten wählten Hoffmann in eine dreiköpfige Agitationskommission, die den Auftrag erhielt, "Deutschland in verschiedene Agitationsbezirke einzuteilen" und in ihnen Bezirksleitern die Agitation zu übertragen. Unternahm nach 1894 selbst zwei Agitationstouren nach Görlitz. Am 19. Juni 1894 in Berlin in eine zwölfköpfige Kommission zur Überwachung der Sonntagsruhe gewählt. Initiierte ferner im April 1894 in der Berliner Lokalorganisation eine Statistik über Lohn- und Arbeitsverhältnisse im Berliner Speditionsgewerbe. Um die Ausdehnung des Verbandes auf andere Berufsschichten zu dokumentieren, beschloß die Generalversammlung am 15. Oktober 1894 die Umwandlung in "Verband aller im Handels- und Transportgewerbe beschäftigten Hilfsarbeiter für Berlin und Umgebung". Wiederwahl auf der Generalversammlung zum Schriftführer am 13. Januar 1895. Bei der Wahl zum Kassierer auf der Berliner Generalversammlung am 7. Mai 1895 bekam Oswald Schumann nach heftigen innerverbandlichen Auseinandersetzungen nicht genügend Stimmen. Hoffmann - ein enger Gesinnungsfreund Schumanns - verzichtete deshalb auf die Wiederwahl zum Schriftführer und stellte sich auf die Seite der "Fraktion Schumann". Auf der gleichen Versammlung jedoch zum Vertrauensmann aller Handelshilfsarbeiter für Berlin gewählt (als Nachfolger Oswald Schumanns). Nahm als Mitglied der Agitationskommission am 2. Kongreß aller im Handels- und Transportgewerbe beschäftigten Hilfsarbeiter Deutschlands vom 24. bis 26. Mai 1896 in Halberstadt teil. Gab den Rechenschaftsbericht der Agitationskommission. Fungierte auf dem Kongreß, der das "Rekrutierungsgebiet auf alle nächstverwandten Branchen des Berufs" ausdehnte zugleich als Schriftführer. Hoffmann zählte zur Kongreßminderheit, die den Weg lokalorganisierter Gewerkschaften der Handels- und Transportarbeiter verlassen wollte, um für ganz Deutschland eine Zentralorganisation zu errichten. Unterstützte den Antrag der alten Agitationskommission, künftig nur noch einen Vertrauensmann für ganz Deutschland zu wählen. Johannes Hoffmann unterzeichnete den Aufruf gegen die Politik des gewählten Vertrauensmann für ganz Deutschland, Carl Alboldt, und für die Einberufung eines außerordentlichen Kongresses zu Weihnachten 1896 in Altenburg. Bekam als Berliner Vertrauensmann und Anhänger einer Zentralorganisation auf einer Versammlung der Hausdiener, Packer und Kutscher am 5. November 1896 für seine Pläne ein deutliches Mißtrauensvotum ausgesprochen. Einer von 18 Delegierten auf dem Altenburger Kongreß vom 25. bis 27. Dezember 1896. Zum Mitglied des dreiköpfigen provisorischen Vorstandes des "Zentralverbandes der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter Deutschlands" gewählt. Am 7. Januar 1897 konstituierte sich in Berlin der erste Zentralvorstand mit Johannes Hoffmann als Schriftführer. (Bestätigung durch Urwahl am 1. Juli 1897.) Unterlag am 10. Januar 1897 mit seinen Vorstandskollegen auf der Berliner Generalversammlung mit dem Vorschlag, das Verbandsorgan "Handels-Hilfsarbeiter" zusammen mit der Berliner Mitgliedschaft in den Zentralverband zu überführen. Neukonstituierung der unterlegenen Minderheit als Mitgliedschaft des Zentralverbandes noch am gleichen Tage. Hoffmanns dominierende Rolle in der Frühphase der gewerkschaftlichen Zentralisierung der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter Deutschlands verdeutlichte die 1. Generalversammlung des Zentralverbandes vom 25. bis 28. Dezember 1898 in Kassel: unangefochtene Wiederwahl in den Verbandsvorstand als Schriftführer. Zeigte sich in Kassel in organisatorischen Dingen kompromißbereit, um eine Annäherung an die "Lokalisten" nicht zu verstellen. Teilnehmer einer Konferenz der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands im November 1898, die für Ostern 1899 eine "Einigungskonferenz" in Leipzig verabredete. Schriftführer auf dem Kongreß der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter Deutschlands vom 2. bis 5. April 1899 in der sächsischen Metropole. Plädierte vehement für den Ausbau der Arbeitslosenunterstützung. ("Die Arbeitslosenunterstützung ist das Fundament unseres Verbandes".) Hoffmann war für die kommende "vereinigte" Organisation als Sekretär vorgesehen, ehe die Konferenz letztlich an Nebensächlichkeiten scheiterte. Nach dem Anschluß der Lokalisten zum 1. Juli 1900 an den Zentralverband ordnete am 17. Juni 1900 die Berliner Mitgliedschaft ihre Führungsgremien neu; Hoffmann trat aus dem Zentralvorstand zurück und übernahm das besoldete Amt eines 1. Bevollmächtigten der Berliner Organisation. Mit 11 Streiks bei den Straßenbahnern, Kutschern, Kohlearbeitern und Speicherarbeitern leitete Hoffmann die erste große Streikwelle (9.632 Beteiligte) des Verbandes in Berlin während des Jahres 1900. (Rückgang der Mitgliederzahlen nach den schweren Streikkämpfen von 8.610 auf 6.001 von 1900 auf 1901.) Die Gründung einer neuen Berliner Lokalorganisation konnte er Mitte 1900 verhindern. Wiederwahl zum 1. Bevollmächtigten Berlins am 11. Februar 1901. Delegierter auf der 2. Generalversammlung des "Zentralverbandes der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter Deutschlands"vom 6. bis 10. April 1901 in Nürnberg. Dem 4. Berufskongreß der Branche - einen Tag später an gleicher Stelle - stand er als Vorsitzender vor. Hoffmann zog sich in der 2. Hälfte des Jahres 1901 von der Organisation zurück, ohne daß dieser Rückzug ein publizistisches Echo fand. Die Jubiläumsausgabe des "Deutschen Verkehrsbundes" vom 1. Januar 1927 zählte ihn zu den verstorbenen Mitgliedern des Gründungskongresses von Altenburg. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998 |