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Heß, Peter (1878 - 1958)

Geboren am 27. Juli 1878 in Marienfeld/Sieg als Sohn eines Gastwirts, katholisch. Nach der Volksschule bis zur Militärzeit Mitarbeit in der elterlichen Landwirtschaft. [1901] bis 1902 Militärdienst. Am 4. März 1903 Eintritt in den Dienst der städtischen Bahnen Kölns als Straßenbahnfahrer. Am 2. Mai 1905 Mitbegründer der Ortsgruppe Kölner Straßenbahner innerhalb des "Zentralverbandes der Hilfs- und Transportarbeiter, -Arbeiterinnen und verschiedener Berufe Deutschlands", der sich zunächst 90% des Fahrpersonals der Kölner Straßenbahnen anschlossen. 1905 Wahl in den Vorstand der Betriebskassen der städtischen Straßenbahnen, in denen die christlichen Gewerkschaften bis zum Weltkrieg eine Mehrheit behaupteten. [1906] Mitglied der Deutschen Zentrumspartei. 30. Mai 1907 Prüfung als Schaffner bei den Straßenbahnen, 8. März 1910 Schaffnerprüfung bei den Vorortbahnen. Heß drängte innerhalb der heterogenen, christlichen Gewerkschaftsorganisation massiv auf eine bessere Repräsentation der Straßenbahner, erteilte allerdings allen Versuchen einer Sonderorganisation von Splittergruppen eine energische Absage. 1905 Vorsitzender des Arbeiterausschusses der städtischen Bahnen Kölns.

Nach der Trennung des "Zentralverbandes der Gemeindearbeiter und Straßenbahner" vom "Zentralverband der Staats-, Gemeinde-, Verkehrs-, Hilfs- und sonstiger Industriearbeiter Deutschlands" wurde Heß auf der Gründungskonferenz des Verbandes am 1. Dezember 1912 in Frankfurt am Main einmütig zum ehrenamtlichen 2. Vorsitzenden gewählt. Wiederwahl in dieses Amt auf allen Verbandstagen: 1919 in Köln, 1922 in Würzburg, 1925 in Münster, 1928 in Leipzig und 1932 in Karlsruhe. 1918 nach der Novemberrevolution als Vorsitzender des Arbeiterausschusses abgewählt. Von 1919 bis 1924 für die Deutsche Zentrumspartei Mitglied der Kölner Stadtverordnetenversammlung, engagierte Mitarbeit im sozialpolitischen Ausschuß. Bei der Stadtverordnetenwahl am 4. Mai 1924 nicht direkt gewählt, sondern erst am 10. Juni 1925 nachgerückt. Von 1919 bis 1933 Bezirksvorsteher der Deutschen Zentrumspartei in Köln-Dellbrück. Heß war Delegierter auf allen vier Kongressen des "Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften Deutschlands" von 1926 bis 1932 (1920 Essen, 1926 Dortmund, 1929 Frankfurt am Main, 1932 Düsseldorf). 1924 Bahnhofsvorsteher des Bahnhofs Thielenbruch, 1926 Beförderung zum Oberbahnhofsvorsteher. Seit 1921 vereidigter Bahnpolizeibeamter. Heß war im katholischen Kölner Milieu fest verankert. Mitglied des Bürgervereins, des Arbeiter- und Beamtenvereins, Mitglied des Kirchenchors sowie des Gesellen- und Jünglingsvereins seines Stadtteils, Gründer der "Kameradschaftlichen Vereinigung der Pensionäre der Kölner Verkehrs-Betriebe". In den letzten drei Jahren der Weimarer Republik aktives Engagement gegen die Nationalsozialisten in Versammlungen der Deutschen Zentrumspartei. Am 7. April 1933 Kündigung als Straßenbahner, da er sich weigerte, bei der NSDAP in der Stadtverordnetenfraktion zu hospitieren. Mit 68% seines Gehaltes in den Ruhestand versetzt. Rücktritt vom Stadtverordnetenmandat am 23. Mai 1933; während des Nationalsozialismus mehrfach von Verhaftungen bedroht. Im Frühjahr 1943 enge Kontakte zum Widerstandskreis um Carl Friedrich Goerdeler. Im gleichen Jahr aus Sicherheitsgründen nach Müllerhof, später Strunkhausen (jetzt: Gemeinde Much) verzogen. Am 31. Mai 1945 traten die neugewählten Bauernräte der Gemeinde Much an den Landrat mit der Bitte heran, Peter Heß die Bürgermeisterstelle in Much zu übertragen, weil "seine weltanschauliche Einstellung der christlichen Haltung fast der gesamten Bevölkerung der Gemeinde Much entspricht". Stattdessen berief der Landrat - in Übereinstimmung mit den britischen Militärbehörden - Peter Heß am 16. Juni 1945 zum Bürgermeister des Amtes Lohmar und der Gemeinde Wahlscheid. Heß lehnte dieses Amt allerdings ab. Der christliche Gewerkschafter, der in enger Verbindung zu Konrad Adenauer stand, propagierte gegen die Anhänger der alten "Deutschen Zentrumspartei" die Neugründung einer interkonfessionellen christlichen Sammlungspartei. Im Juli 1946 Mitbegründer der CDU-Ortsgruppe Marienfeld. Wahl zum 1. Vorsitzenden. Am 15. August 1946 Versammlungsleiter bei der Gründung der Mucher CDU. Verzichtete allerdings auf alle angebotenen Ämter mit Rücksicht auf seine kommende berufliche Stellung. Im gleichen Jahr Rückkehr nach Köln, Wiedereintritt bei den Kölner Straßenbahnen als Betriebsleiter. 1948 Pensionierung. Verfasser einer autobiographisch gefärbten Geschichte der Kölner Straßenbahnen: "45 Jahre Kölner Straßenbahnen. Lebenserinnerung aus Betrieb und Gewerkschaft". Köln 1949. Peter Heß starb am 22. Februar 1958 in Köln-Ehrenfeld.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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