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Heidmann, Paul (1862 - 1930)

Geboren am 7. Juli 1862 in Zielenzig (Preußen), verheiratet, protestantisch. Erlernte nach der Volksschule den Beruf eines Friseurs und Perückenmachers. Arbeitete zu Beginn der achtziger Jahre als Geselle in Berlin. [1885] Umzug nach Frankfurt am Main. Als Vierundzwanzigjähriger Vorsitzender einer lokalen Gehilfenorganisation ("Verein der Barbier- und Friseurgehilfen"). Verfasser eines Manifestes an die Berufskollegen Deutschlands, eine nationale Gehilfenorganisation zu gründen. [1887] Umsiedlung nach Altona, 1888 zog Heidmann nach Hamburg um, wo er seßhaft wurde. Mitglied des Hamburger Lokalvereins der Barbier- und Friseurgehilfen. Mitverfasser eines Aufrufs zur Gründung eines Zentralverbandes im August 1889 in Hannover. Einer der drei Hamburger Delegierten, die die Einweihung der Fahne der hannoverschen Gehilfenschaft vom 26. bis 27. August 1889 zum Anlaß nahmen, den "Verband der Barbier-, Friseur- und Perückenmachergehilfen Deutschlands" ins Leben zu rufen. Heidmann war der Motor und antreibende Kraft bei den Zentralisationsbestrebungen eines wenig geachteten Berufszweiges. Leitete die Gründungsversammlung, lehnte allerdings die Wahl zum 1. Vorsitzenden ab. Übernahm stattdessen die Redaktion des Verbandsorgans "Der Kundschafter. Illustrirte Fachzeitschrift. Organ des Verbandes deutscher Barbier-, Friseur- und Perückenmachergehilfen", die am 15. September 1889 in Hamburg mit der ersten Nummer erschien. Machte das Blatt zum Sprachrohr gegen patriarchalische Arbeitsverhältnisse, den Kost- und Logiszwang und die ausgeklügelten Kontrollsyteme der Friseurinnung.

Auf einer Versammlung am 19. März 1891 in Hamburg in eine dreiköpfige "Kommission zur Herbeiführung der Sonntagsruhe" gewählt. Teilnehmer als Redakteur auf dem 2. Verbandskongreß im Juli 1891 und dem 3. Kongreß vom 2. bis 3. Mai 1892 in Köln, auf dem Kölner Kongreß in die Kommission zur Gründung eines "Diskutier-Klubs" gewählt. Heidmann arbeitete seit 1891 selbständig und hielt losen Kontakt zur "Freien Vereinigung selbständiger Barbiere, Friseure und Perückenmacher in Hamburg". Erwarb im Juli 1892 das Verbandsorgan als Eigentum und konnte die Auflage von Mai 1893 (750 Exemplare) bis Dezember 1893 (1.200 Exemplare) deutlich steigern. Seit Juni 1892 organisierte er gleichzeitig den lokalen Arbeitsnachweis der Hamburger Gehilfen, im Juli 1893 Wahl zum Hamburger Kartelldelegierten. Nach dem Rücktritt Hermann Mertzigs im Sommer 1893 übernahm Paul Heidmann auch den Vorsitz seiner Gewerkschaft, die sich zwischenzeitlich der Generalkommission der Gewerkschaften angeschlossen hatte. (Seit 1892 neuer Verbandsname: "Verband deutscher Barbiere, Friseure und Perückenmacher".) Auf dem 4. Kongreß vom 28. bis 30. Mai 1894 in Berlin konnte Heidmann ca. 800 Mitglieder in 27 Zweigvereine mustern. Trat aus "finanziellen und wirtschaftlichen Gründen" von allen Ämtern zurück, ließ sich allerdings in eine Kommission zur Ausarbeitung einer Denkschrift an die Reichsregierung zur Verkürzung der Arbeitszeit im Friseurgewerbe wählen. Nahm bis 1897 an den innergewerkschaftlichen Diskussionen des Hamburger Zweigvereins teil. Seit 1892 Hauptkassierer der Kranken- und Sterbekasse "Treue und Einigkeit", die Heidmann einen Teil seines Lebensunterhaltes sicherte.

Nach beträchtlichen Unterschlagungen, die Heidmann durch den Rückgang seines Friseurgeschäftes und Krankheit seiner Familie entschuldigte, verurteilte ihn das Landgericht im Dezember 1899 zu zweieinhalb Jahren Gefängnis. Nach der Haftentlassung erneut Tätigkeit als selbständiger Friseur. Delegierter auf dem Verbandstag der "Freien Vereinigung selbständiger Barbiere und Fiseure" vom 20. bis 22. Juni 1910 in Bremen, bemühte sich um einen Ausgleich zwischen Selbständigen und den Gehilfen. 1912 erwarb er das Hamburger Bürgerrecht. Nach der Novemberrevolution ehrenamtliche Vorstandstätigkeit in der Hamburger Friseurinnung, Mitarbeit am Innungsblatt "Deutscher Friseur". Trennte sich deutlich von seinen frühen Gewerkschaftsvorstellungen. Paul Heidmann starb - von seiner ehemaligen Gewerkschaft als Verbandsgründer hoch geachtet - am 29. Januar 1930 nach einer schweren Operation in Hamburg.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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