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Hartwich, Albert (1875 - 1918)

Geboren am 14. Februar 1873 in Cottbus als Sohn eines Invaliden, katholisch, verheiratet. Erlernte nach der Volksschule den Beruf eines Appreteurs. Verzog in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre nach Berlin und übernahm nach verschiedenen Hilfsarbeitertätigkeiten im Hause Henkel in der Leipziger Straße eine Portierstellung, die er über 12 Jahre innehatte. Wurde im Jahr 1906 Mitglied des im gleichen Jahr von Ludwig Dengler gegründeten "Vereins der Portiers, Fahrstuhlführer und Heizer Groß-Berlins, Fortschritt", der sich 1908 als "Deutscher Portier-Verband. Zentral-Verband für die Interessen der Portiers, Fahrstuhlführer, Maschinisten, Heizer, Hausreiniger und Wächter Deutschlands" reichsweit ausdehnte, ohne allerdings über den Großraum Berlin hinaus nennenswerte Fortschritte erzielen zu können. Um 1908 zum 2. Vorsitzenden der Organisation gewählt, die ab 1909 mit dem "Deutschen Transportarbeiter-Verband" um das gleiche Mitgliederklientel konkurrierte. Nach dem Rücktritt Denglers auf der Generalversammlung am 17. Juni 1913 zum Vorsitzenden gewählt.

Ab 1. Januar 1914 verantwortlicher Redakteur der "Deutschen Portier-Zeitung". Hartwich gelang es, vor dem I. Weltkrieg die Organisation, die nur in Berlin beheimatet war, auf Dresden auszudehnen. Zusammenbruch der sächsischen Organisation während des Weltkrieges. Nach 1914 glückte indes eine dauernde Verankerung des "Deutschen-Portier-Verbandes" in Hamburg. Hartwichs Verdienst bestand darin, die eher berufsständische Organisation auf den "Boden der modernen Arbeiterbewegung" geführt zu haben. Mit der "Berliner Geschäftsdiener- und Packervereinigung" schloß er als Vorsitzender einen Kartellvertrag ab, der gegenseitige Unterstützung bei Aussperrungen und Streiks vorsah. Eine Ausdehnung auf andere Verbände mißlang. Erhebliche Anstrengungen investierte Hartwich in Petitionen an den Reichstag, die Krankenversicherungspflicht auf alle in den Haushaltungen beschäftigten Personen auszudehnen (erfolgte ab 1. Januar 1914). Hartwich konnte zu Beginn des Kriegsausbruchs 3.607 Mitglieder (darunter 394 Frauen) mustern, mußte allerdings gleich zu Beginn des Krieges erleben, daß etwa 2.500 Kollegen eingezogen oder später durch das Hilfsdienstgesetz verpflichtet wurden. Die Schwäche der Organisation brachte es mit sich, daß Hartwich erste Kontakte zum "Deutschen Transportarbeiter-Verband" knüpfte. Im Sommer 1916 eingezogen, kam er zunächst nach Frankreich, später nach Rußland. Zog sich in der Ukraine ein schweres Leiden zu. Albert Hartwich starb im September 1918 in einem Lazarett.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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