FES HOME MAIL SEARCH HELP NEW
[DIGITALE BIBLIOTHEK DER FES]
TITELINFO / UEBERSICHT



TEILDOKUMENT:




Grollmus, Erich (1885 - 1973)

Geboren am 24. Juni 1885 in Eberswalde. Erlernte nach der Volksschule den Beruf eines Malers. Später Berufsfeuerwehrmann in Charlottenburg. Mitglied des 1908 in Dortmund ins Leben gerufenen "Verbandes Deutscher Berufsfeuerwehrmänner", Mitglied der SPD. Auf dem 6. Verbandstag im August 1919 in Hannover, der die berufsständische Organisation freigewerkschaftlich ausrichtete, in die neugewählte Preßkommission gewählt. Verlegung des Verbandssitzes nach Berlin. Grollmus zählte zu den entschiedenen Fürsprechern einer engen Anlehnung an die Arbeitergewerkschaften. Wahl zum Kassierer seiner Organisation auf dem 7. Verbandstag vom 15. bis 17. August 1920 in Kassel.

Stimmte auf der Vorstandssitzung am 12. Dezember 1920 für den Anschluß an die "Freigewerkschaftliche Arbeitsgemeinschaft kommunaler Arbeitnehmer" (Faka). Verteidigte in der Verbandspresse vehement den umstrittenen Beschluß, der langfristig die Auflösung des Zweckbündnisses der Freien Gewerkschaftsbewegung mit dem Deutschen Beamtenbund einleitete. Vertrat den zurückgetretenen Verbandssekretär Max Laaser in der Zeit von Februar bis März 1921, ließ sich in dieser Zeit beurlauben. Grollmus stand als Vertreter einer verbeamteten Berufsgruppe im großstädtischen Milieu, die nach dem nachrevolutionären Fall der Koalitionsbeschränkungen eine gemeinsame Interessenvertretung von Arbeitern, unteren Beamten und Angestellten ansteuerte. Wiederwahl zum Kassierer auf dem 8. außerordentlichen Verbandstag vom 3. bis 4. August 1921 in Magdeburg, auf dem der Anschluß an den Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund vollzogen wurde. [1922] Beförderung zum Oberfeuerwehrmann. Delegierter auf dem Gründungskongreß des freigewerkschaftlichen "Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes" (ADB) am 18. Juni 1922 in Leipzig. Für 74% der organisierten Feuerwehrleute war künftig der ADB als Spitzenorganisation zuständig. Grollmus unterstützte im Verbandsvorstand die Fraktion, die Anschluß an den "Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter" suchte, nachdem 1924 der Deutsche Städtetag die Verlängerung der Wachdienstzeit einleitete und die organisierten Feuerwehrleute die Verschlechterung der Dienstverhältnisse nicht hatten verhindern können. Verteidigte den 1924 abgeschlossenen Gegenseitigkeitsvertrag mit den organisierten Gemeindearbeitern als Vorstufe der organisatorischen Einheit. Der Charlottenburger mußte sich indes im August 1925 der Mehrheit des Reichsvertretertages beugen. Das höchste Gremium zwischen den Verbandstagen hatte Kurs auf einen "Einheitsverband Deutscher Kommunalbeamten" genommen, der wegen der scharf ablehnenden Haltung des "Verbandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter" keinerlei Realisierungschancen besaß.

Im Konflikt zwischen Anschlußgegnern und Anschlußbefürwortern einerseits, in der Dauerfehde zwischen der Berliner innerverbandlichen Opposition (einem lockeren Bündnis zwischen Kommunisten und Deutschnationalen) und dem engeren Verbandsvorstand andererseits, nahm Grollmus eine vermittelnde Stellung ein. 1926 Wahl zum stellvertretenden Mitglied im Preußischen Feuerwehrbeirat. Auf dem 11. ordentlichen Verbandstag vom 8. bis 11. Juni 1926 "profitierte" Grollmus von den unüberbrückbaren Gegensätzen zwischen dem 2. Vorsitzenden Hugo Müller (Vertreter der Berliner Opposition) und dem 1. Vorsitzenden Hans Weilmaier. Zur eigenen Überraschung nach heftigen Diskussionen als Kompromißkandidat zum ehrenamtlichen Vorsitzenden gewählt, nachdem er ursprünglich auf beiden konkurrierenden Vorschlagslisten als Kassierer vorgesehen war. Grollmus sah sich als Anhänger gewerkschaftlicher Großorganisationen in die schwierige Situation versetzt, anderslautende Verbandsbeschlüsse realisieren zu müssen, die den Verband 1927 deutlich isolierten. Zum 1. Januar 1927 kündigte der "Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter das bestehende Kartellverhältnis mit den Berufsfeuerwehrmännern, zeitgleich mußte der Verband satzungsgemäß das internationale Berufssekretariat verlassen (zugelassen war eine Organisation pro Land). Im gleichen Jahr stieg die 1922 begründete "Reichsgewerkschaft deutscher Kommunalbeamter", Verbandsgruppe 1 aus der bestehenden Arbeitsgemeinschaft aus, die von den kleinen Beamtengewerkschaften als Kern einer kommenden kommunalen Beamtengewerkschaft gedacht war. Die von Grollmus favorisierte Arbeitsgemeinschaft aller Kommunalbeamtengewerkschaften innerhalb des ADB bot für die organisatorischen Rückschläge keinen hinreichenden Ersatz.

1926 in den Aufsichtsrat der "Wirtschafts- und Wohlfahrtseinrichtungen des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes (Wi-Wo)" gewählt. Versuchte als Mitglied im Bundesausschuß des ADGB die Beamtenschaft in das kommende Arbeitsschutzgesetz einzubeziehen. 1928 Vollmitglied im Preußischen Feuerwehrbeirat. Delegierter auf dem 3. Bundestag des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes vom 3. bis 7. September 1928 in Hamburg und dem 3. Bundeskongreß des "Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes" vom 28. bis 30. September 1930 in München (auf dem Kongreß Mitglied der Satzungs- und Wahlkommission). Grollmus mußte 1928 nach erbitterten Auseinandersetzungen um Beitragsfragen den Austritt hunderter oppositioneller Berliner Feuerwehrleute hinnehmen. Über die freigewerkschaftliche "Reichsgewerkschaft deutscher Kommunalbeamter" schwenkte die von zwei Kommunisten geführte Gruppe ins Lager des Deutschen Beamtenbundes ab. Wiederwahl zum Vorsitzenden auf dem Jubiläumsverbandstag vom 2. bis 5. Oktober 1928 in Dortmund. Zur Organisation zählten nunmehr 5.602 Mitglieder, d.h. 64% der Berufskollegen hielten der freien Gewerkschaftsbewegung die Treue.

In Dortmund leitete Grollmus eine vorsichtige Kurskorrektur seiner Gewerkschaft ein. Signalisierte während des Jahres 1929 mehrfach seine Bereitschaft, der neuen gewerkschaftlichen Großorganisation im öffentlichen Dienst beizutreten. Verbandsausschuß und Verbandsvorstand gaben am 8. Oktober 1929 ein deutliches Votum für ein Zusammengehen mit dem "Gesamtverband der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs" ab. Der außerordentliche Verbandstag am 13. und 14. Dezember 1929 bestimmte den 1. Januar 1930 als Anschlußtermin. In vielen Städten stieß dieser Schritt allerdings auf Widerstand und hatte Mitgliederverluste zur Folge, vor allem in Hamburg mobilisierten KPD-Mitglieder gegen einen Anschluß an den Gesamtverband und traten zum Deutschen Beamtenbund über. Zum ehrenamtlichen Vorstandsmitglied im Gesamtverband kooptiert, gleichzeitig zum Vorstandsmitglied der Reichsabteilung "A" (Gemeindebetriebe und -verwaltungen) gewählt. Auf der Tagung der Reichsfachgruppe Berufsfeuerwehr im Gesamtverband vom 17. bis 20. Juni 1930 als 1. Reichsfachgruppenleiter bestätigt, ebenfalls auf der 1. Sitzung des neugeschaffenen Beamtenbeirats am 7. April 1930 einstimmig in den Geschäftsausschuß des Beirats gewählt. [1930] Beförderung in Berlin zum Brandmeister. Anfang 1932 stieß der langjährige Bündnispartner, die "Reichsgewerkschaft deutscher Kommunalbeamter" zum Gesamtverband; die neu etablierte Organisation "Reichsgewerkschaft Deutscher Kommunalbeamter und Angestellte" (sie löste den "Reichsbund der Beamten und Angestellten in den öffentlichen Betrieben und Verwaltungen" ab) veranstaltete am 25. März 1932 ihre 1. Reichstagung und betraute Grollmus mit dem Amt eines stellvertretenden Vorsitzenden.

Referat "Die Arbeits- und Organisationsverhältnisse der Feuerwehr" auf dem 8. Kongreß der "Internationalen Föderation der Arbeiter öffentlicher Dienste und Betriebe" vom 26. bis 28. Mai 1932 in London. Die 5. Tagung des Verbandsbeirates (18. bis 20. November 1932) verkleinerte den Verbandsvorstand. Grollmus verlor sein Vorstandsamt. Auf der letzten Beiratssitzung des Gesamtverbandes am 8. und 9. April 1933 in Berlin lehnte er jeden Anpassungskurs an die nationalsozialistischen Machthaber ab. [Im Frühjahr] 1933 Zwangspensionierung. Mußte 1933 seine Wohnung in einer gemeinnützigen Genossenschaftssiedlung in Berlin-Charlottenburg räumen und verzog aus der Reichshauptstadt. Arbeitete in der Sowjetischen Besatzungszone als "Brandingenieur". Verzog im August 1950 nach Neubrandenburg. Verstarb am 17. Juni 1973 in seiner neuen Heimatstadt.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

Previous Page TOC Next Page