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TEILDOKUMENT:
1900 1900 / 1914 In dieser Zeit werden immer mehr Fabrikausschüsse trotz des Widerstandes der Unternehmer errichtet. Die Ausschüsse erhalten für die Gewerkschaften großen Wert als Instrumente und Kontrollorgane der Tarifpolitik. Das Bestreben der Gewerkschaften zielt nun auf die Beeinflussung und Durchsetzung der Ausschüsse mit den gewerkschaftlichen Vertrauensleuten ab. Umgekehrt brauchen die Fabrikausschüsse den gewerkschaftlichen Rückhalt. 1900 In den Jahren vor und nach der Jahrhundertwende vollzieht sich in Deutschland endgültig die Wende vom Agrarstaat mit starker Industrie zu einem Industriestaat mit starker agrarischer Basis. 1882 lebten noch rund 40% der deutschen Bevölkerung vom agrarischen Erwerb, 1907 sind es noch 28%
Bis zu diesem Zeitpunkt gibt es ca. 70-80 Firmen - zum überwiegenden Teil des polygraphischen Gewerbes - bei denen auch die Arbeiter Urlaub erhalten.
Der "Kaufmännische und gewerbliche Hilfsverein für weibliche Angestellte" hat sich mehr zu einer kaufmännischen Vereinigung entwickelt und nennt sich um in "Kaufmännischer Hilfsverein für weibliche Angestellte". Der "Verband der Gold- und Silberarbeiter" schließt sich dem "Deutschen Metallarbeiterverband" an. Vertreter der christlichen Textilarbeitergewerkschaften aus Belgien, den Niederlanden und Deutschland vereinbaren in Aachen, sich jährlich zu treffen. Die Generalkommission unterstützt die Aufklärung der Arbeiter über die Bedeutung der staatlichen Arbeiterversicherung mit der Herausgabe der Broschüre "Die Vertreter in der Arbeiterversicherung". Die Aufgaben der Gewerkschaftskartelle liegen u.a. in der "Förderung der Agitation zur Aufklärung über die wirtschaftliche Klassenlage; der Unterstützung und Regelung der wirtschaftlichen Kämpfe der Arbeiter, der Erzielung möglichst günstiger Durchführungen der für die Arbeiterklasse durch Reichsgesetz getroffenen Einrichtungen. Dies soll erreicht werden mittels der Durchführung der Arbeiterschutzgesetze, der Vorbereitung der Vertreterwahlen in das Gewerbegericht, zur Ortskrankenkasse und zum Schiedsgericht der Unfallkasse, die Unterhaltung eines Auskunftsbüros für gewerbliche und Unfallstreitigkeiten; Förderung des gewerkschaftlichen Bibliothekswesens und die Wahrung des Koalitions- und Versammlungsrechts bei Benutzung öffentlicher Lokale." O. Hue, Redakteur der "Deutschen Bergarbeiterzeitung" erhebt in seiner Broschüre "Neutrale oder parteiische Gewerkschaften" die Forderung nach parteipolitischer Neutralität der Gewerkschaften: "Wohin die gewerkschaftliche Neutralität die Arbeiter politisch führt, das kann und muß dem Gewerkschaftsführer gleichgültig sein!"
Sozialdemokratische Journalisten gründen den Verein "Arbeiterpresse", die Interessenvertretung aller Journalisten der Arbeiterpresse. Die deutschen Arbeiter haben im letzte Jahrzehnt gewisse Verbesserungen ihrer sozialen Lage erkämpft. Die Reallöhne in Industrie und Landwirtschaft sind gestiegen. Die Arbeitszeit beträgt im allgemeinen 11 Stunden, in einzelnen Industriezweigen 10 bzw. 9 Stunden. Der "Kaufmännische und gewerbliche Hilfsverein für weibliche Angestellte" nennt sich nun "Kaufmännischer Hilfsverein für weibliche Angestellte". 1. Januar 1900 Ein "Setzmaschinentarif" der Buchdrucker tritt in Kraft, nach dem nur gelernte Buchdrucker an Setzmaschinen beschäftigt werden dürfen. Die Arbeitszeit ist auf acht Stunden zu begrenzen. Die Entlohnung erfolgt 25 Prozent über dem Tariflohn. Das ist der erste Tarifvertrag über Lohn- und Arbeitsbedingungen an Maschinen. Der "Christlich-soziale Verband der Tabak- und Zigarrenarbeiter" wird gegründet. In Preußen gibt es 199 kommunale Arbeitsnachweise. 1899 wurden mehr als 160.000 Stellen vermittelt. Das bürgerliche Gesetzbuch tritt in Kraft, mit dem auch die Dienstverträge der Angestellten eine gesetzliche Basis erhalten.
6. Januar 1900 In einer Betrachtung "An der Jahrhundertwende" in der "Metallarbeiterzeitung über die gewerbestrukturellen Veränderungen in der Metallbranche" kommt der Verfasser zu dem Ergebnis, daß die Berufe der Schmiede, Schlosser, Klempner, Feilenhauer, Sensen- und Messerschmiede, Gürtler, Nagelschmiede, Nadler, Zinngießer und Büchsenmacher "völlig revolutioniert" worden seien. Einzelne der angeführten Berufe wie Nadelschmiede, Nadler und Zinngießer, habe die Fabrikindustrie "ausgerottet" oder sie stünden "auf dem Aussterbeetat", in anderen Berufen übernehme die Maschine die Handarbeit.
28./29. Januar 1900 Die Generalversammlung der Gärtnerversammlung in Hamburg faßt keinen Beschluß, sich dem Allgemeinen Gärtner-Verein anzuschließen. 4./6. Februar 1900 Der Verbandstag des Verbandes der Steinsetzer in Hamburg erklärt, daß tarifliche Vereinbarungen zwischen Arbeitgebern und Arbeiterorganisationen zur Regelung und Festlegung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse auf bestimmte Dauer und für den Wirkungskreis der beiderseitigen Organisationen im Allgemeinen nicht als ein Verstoß gegen das Prinzip der gewerkschaftlichen Organisation und gegen das Mitbestimmungsrecht des Arbeiters bei der Festsetzung des Arbeitsvertrages zu betrachten sind. Im Gegentheil ist der Verbandstag der Überzeugung, daß durch den Abschluß derartiger Tarifvereinbarungen die Organisation als die rechtliche Vertretung der Arbeiterschaft anerkannt und der korporative Arbeitsvertrag an die Stelle des individuellen Arbeitsvertrages bei dessen Abschluß der Arbeiter stets der wirthschaftlich schwächere Theil ist, gesetzt wird.
März / April 1900 In Tuttlingen werden während eines Arbeitskampfes 2.000 Schuhmacher ausgesperrt. Der Arbeitskampf endet mit einem Vergleich. 6./9. März 1900 Der erste Fachkongreß aller Gastwirtsgehilfen in Berlin stellt die große Zersplitterung unter den Kellnervereinen fest. In Deutschland bestehen ca. 1.000 Kellnervereine, die sich hauptsächlich um die Arbeitsvermittlung bemühen. Nur der "Verband der Gastwirthsgehülfe" bemüht sich um bessere Arbeitsbedingungen. Nach dem "Deutschen Kellnerbund" (ca. 2.000 Mitglieder), dem "Genfer Verband" (ca. 1.500 Mitglieder) steht er mit 1.400 Mitgliedern an dritter Stelle.
10./12. März 1900 Der erste Verbandstag der Gastwirtsgehilfen in Berlin beschließt ein Streikreglement. In allen Orten ist ein den jeweiligen Verhältnissen entsprechender Mindestlohnsatz festzusetzen. 1. April 1900 Die Firma Karl Zeiß in Jena führt den Achtstundentag ein. In Berlin werden die ersten Büroräume im Gewerkschaftshaus bezogen. Das Haus hat ein Restaurant und eine Herberge, bei der bis Ende 1900 über 38.700 Übernachtungen bei 8.670 "Durchreisenden" gezählt werden. 2. April 1900 Das "Correspondenzblatt" erscheint auf Grund des Kongreßbeschlusses von 1899 in erweitertem Umfang.
6. April 1900 Der Hamburger Verband der Eisenindustriellen teilt mit, er habe beschlossen, daß er am 1. Mai feiernde Arbeiter erst nach "Ablauf von 10 Tagen wieder einstellen" wird.
8. April 1900 Auf einer von der Generalkommission einberufenen Konferenz diskutieren Vertreter von 13 Verbandsvorständen über die Abgrenzung von Organisationsbereichen, ohne einen bindenden Beschluß zu fassen. 13. April 1900 Der Metallarbeiterverband und der Zentralverein der Former beschließen eine engere Zusammenarbeit vor allem bei Arbeitskämpfen. 14./16. April 1900 Die Generalversammlung des Verbandes der Berg- und Hüttenarbeiter in Altenburg stellt fest, daß der Verband zu den Arbeiterorganisationen, die sich auf einen speziellen "christlichen" Standpunkt stellen, in keinem feindlichen Gegensatz steht. Nach dem Beispiel der Ruhrbergleute ist überall dort, wo sich "Christliche Gewerkvereine" der Berg- und Hüttenarbeiter bilden oder sich schon gebildet haben, ein Zusammengehen mit diesen Berufsgenossen in wirtschaftlichen Fragen anzustreben. Dasselbe gilt für Hirsch-Dunckersche Gewerkvereine in diesem Beruf.
Die Generalversammlung des Textilarbeiter- und Arbeiterinnen-Verbandes in Gößnitz beschließt, Wöchnerinnenunterstützung nach der Dauer der Mitgliedschaft für vier Wochen zu zahlen.
14./17. April 1900 Der Verbandstag der in Buchbindereien beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen in Berlin beschließt, daß sich die Gewerkschaft künftig "Deutscher Buchbinderverband" nennt. Mitglied können alle in Buchbindereien, Contobuchfabriken, Linieranstalten sowie in der Portefeuille-, Album-, Etuis-, Cartonnagen-, Papier- und Ledergalanterie-Industrie beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen werden.
15./16. April 1900 Die Generalversammlung des Verbandes der Maschinisten und Heizer in Nürnberg beschließt, sich der Generalkommission anzuschließen.
15./17. April 1900 Eine Konferenz der lokalorganisierten Handelshülfsarbeiter in Braunschweig wählt eine Kommission, die die Einigungsverhandlungen mit dem Zentralverband führen soll. In der Folgezeit schließt sich die Mehrheit der Lokalorganisationen dem bestehenden Zentralverband an. 16. April 1900 Die Generalversammlung des Lagerhalter-Verbandes in Magdeburg lehnt die Gehaltszahlung nach Prozenten des Umsatzes ab. Der Verband nennt sich um in "Verband der Lagerhalter und -Halterinnen Deutschlands". 16./17. April 1900 Der Kongreß der Textilarbeiter und -Arbeiterinnen in Gößnitz fordert den Zehnstundentag "als das Mindeste dessen, was die Arbeiterschaft an gesetzlichem Schutz gegen vorzeitige Verwüstung ihrer Arbeitskraft zu beanspruchen berechtigt ist".
Die erste Generalversammlung des "Verbandes der in Gemeindebetrieben beschäftigten Arbeiter und Unterangestellten" in Berlin fordert die Einführung des Wochenlohnes statt des Tagelohnes, die neunstündige Arbeitszeit und einen wöchentlichen Ruhetag von 36 Stunden.
16./18. April 1900 Die Generalversammlung des Verbandes der Vergolder in Brandenburg lehnt den Anschluß an den Holzarbeiterverband ab.
Die Generalversammlung der Sattler in Berlin streicht das Wort "Tapezierer" und beschließt als neuen Verband einen "Verband der Sattler".
16./21. April 1900 Der Verbandstag des Holzarbeiterverbandes in Nürnberg schließt sich in seinem Urteil über die Tarifgemeinschaft dem Beschluß des Frankfurter Kongresses an. Er sieht in dem Abschluß solcher Verträge keine Preisgabe eines gewerkschaftlichen Prinzips, sondern die Anerkennung eines starken Einflusses der gewerkschaftlichen Organisation, da ohne die Organisation solche Vereinbarungen keinen Rückhalt haben.
18./19. April 1900 Der Gesamtverband der evangelischen Arbeitervereine behandelt auf seiner Generalversammlung in Dresden die Gewerkschaftsfrage, ohne sich auf eine Stellungnahme zu einigen. Der Verband zählt ca. 65.000 Mitglieder, davon sind ca. 140.000 Lohnarbeiter. 18./20. April 1900 Auf der Hauptversammlung der Kirchlich-sozialen Konferenz in Erfurt wird in den Leitsätzen festgestellt: "Wir sehen es als Aufgabe der Kirche an, dahin zu wirken, daß auch in den Gewerkschaften christlicher Geist vertreten werden kann. Die Konferenz hält für das Ziel die Bildung interkonfessioneller, unparteiischer, rechtsfähiger, einheitlicher Gewerkschaften; sie betrachtet es als eine Frage der Praxis, ob in einzelnen Fällen die Bildung eigener christlicher Gewerkschaften erforderlich ist und hält es für die Aufgabe christlicher Persönlichkeiten, durch Mitarbeit in der Gewerkschaftsbewegung mehr als bisher der Arbeiterklasse zu dienen." 18./21. April 1900 Auf der Generalversammlung der Schuhmacher in Magdeburg wird Josef Simon zum Vorsitzenden gewählt. Er übt diese Funktion bis 1933 aus.
9./12. Mai 1900 Auf dem Verbandstag des Zentralverbandes der Brauer und Berufsgenossen in Dresden wird über Probleme der Tarifgemeinschaft referiert, aber kein Beschluß gefaßt.
19./21. Mai 1900 Berliner Straßenbahnangestellte streiken für den Zehnstundenarbeitstag und eine Lohnerhöhung. Die 5.000 Streikenden erringen einen Teilerfolg. 23. Mai 1900 Der Reichstag verabschiedet in 3. Lesung eine Novelle zur Gewerbeordnung, die vor allem den Schutz der Angestellten in offenen Ladengeschäften regelt. Danach ist den Angestellten nach Beendigung der Arbeitszeit eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens 10, in Orten über 20.000 Einwohnern von mindestens 11 Stunden und während der Arbeitszeit eine angemessene Mittagspause zu gewähren.
24./26. Mai 1900 Der Kongreß der "lokalorganisierten, durch Vertrauensmänner zentralisierten Gewerkschaften Deutschlands" in Pankow b. Berlin beschließt, an allen Orten, wo "Organisationen unserer Richtung" vorhanden sind, zu passender Zeit Gewerkschaftsversammlungen einzuberufen, um auch dort jene Berufe, die der Organisation angeschlossen sind, für dieselbe zu gewinnen. Juni 1900 Der "Evangelisch-soziale Kongreß" spricht sich auf seinem Kongreß für eine gesetzliche Regelung der Wohnungsnot und eine Bekämpfung der Bodenspekulation aus. 3. Juni 1900 Die Generalversammlung des Zentralverbandes der Handlungsgehülfen und -gehülfinnen in Dresden verlangt einen ausgedehnten Arbeitsschutz für alle Zweige des Handelsgewerbes, vor allem die Ausdehnung der Gewerbeordnung auf das gesamte Handelsgeschäft. Sie bedauert die Beschränkung der Bestimmungen auf die offenen Verkaufsstellen. Die Delegierten protestieren, daß noch keine gesetzliche Regelung für kaufmännische Schiedsgerichte bestehen. 3./4. Juni 1900 Auf dem 2. Kongreß der christlichen Gewerkschaften in Frankfurt a. Main vertreten 65 Delegierte Zentral- wie Lokalorganisationen, Gewerkschaftskommissionen und Arbeiterschutz-Vereine.
Der Verbandstag des Zentralverbandes der Glaser in Stuttgart lehnt einen Anschluß an den Holzarbeiterverband ab. 4./9. Juni 1900 Die Generalversammlung des Zentralverbandes der Former und Berufsgenossen in Hamburg beschließt, daß vom Hauptvorstand nicht genehmigte Streiks nicht unterstützt werden dürfen. Unterstützung wird nach sieben Tagen gezahlt, Anspruch haben nur Mitglieder, die bereits 52 Wochen dem Verband angehören.
4./10. Juni 1900 Der Kongreß der Steinarbeiter in Gotha lehnt die Errichtung eines Zentralverbandes ab, befürwortet aber den Abschluß von Tarifverträgen, wenn auch nur mit kurzer Laufzeit. Sommer 1900 / 1903 Eine Weltwirtschaftkrise führt auch in Deutschland zu Produktionseinschränkungen, Rückgang des Handels und großer Arbeitslosigkeit.
25./29. Juni 1900 Der internationale Bergarbeiter-Kongreß in Paris fordert erneut den gesetzlichen Achtstundentag für alle Bergleute, gleichviel ob unter oder über Tage und einen Minimallohn. 27./29. Juni 1900 Die erste Generalversammlung des Verbandes der Tapezierer und verwandter Berufsgenossen in Nürnberg beschließt, zur besseren Agitation sechs Bezirke zu schaffen. Eine Arbeitslosenunterstützung wird abgelehnt, dafür aber eine Krankengeld- und Sterbegeldunterstützung eingeführt. 30. Juni 1900 Mit der Novellierung des Unfallversicherungsgesetzes wird der Kreis der Versicherten erweitert und zwar auf kleine gewerbliche Brauereien, auf die Werkstätten der Schlosser und Schmiede, die Fensterputzer, auf die Lagereibetriebe sowie auf die mit einem Handelsgewerbe verbundenen Fuhrwerks-, Lagerungs- oder Holzfällbetriebe, sofern der Inhaber ins Handelsregister eingetragen ist. Ausgedehnt wird die Versicherung auch auf Betriebsbeamte, kleinere Unternehmer, Hausarbeiter und kleine Seefischereibetriebe. Die Novelle bezieht auch häusliche und andere Dienste ein, zu denen versicherte Personen neben ihrer Beschäftigung in Betrieben von ihren Arbeitgebern herangezogen werden.
Juli 1900 Der "Zentralverband christlicher Maurer und verwandter Berufe Deutschlands" vereinigt sich mit dem "Berufsverein christlicher Bauhandwerker und verwandter Berufe", der 1899 in Köln gegründet wurde. Der Zentralverband organisiert auch Bauhilfsarbeiter, Dachdecker, Zimmerer und Stukkateure.
1. Juli 1900 In Berlin wird der "Zentralverband der Fleischer" gegründet. Die Organisation der durch Vertrauensmänner zentralisierten Handelshülfsarbeiter tritt dem "Verband der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter" bei.
16./20. Juli 1900 Der internationale Textilarbeiterkongreß in Berlin fordert wegen der oft geradezu unerträglichen Zustände in der Textilindustrie einen wirksamen Ausbau der Arbeitsschutzgesetzgebung, insbesondere ihre Ausdehnung auf die Hausindustrie.
22./26. Juli 1900 Die Generalversammlung des Verbandes der Hafenarbeiter in Hamburg ändert den Namen der Gewerkschaft in "Verband der Hafenarbeiter und verwandter Berufsgenossen". Bei außerordentlichen Anforderungen an den Vorstand ist der Vorstand berechtigt, eine obligatorische Streiksteuer einzuführen. Unterstützungsberechtigt sind nur Mitglieder, die mindestens drei Monate Mitglied sind. 26./29. Juli 1900 In Paris wird auf einem internationalen Arbeiterschutzkongreß durch Privatinitiative die "Internationale Vereinigung für gesetzlichen Arbeitsschutz" gegründet.
1. Juli 1900 Der seit Dezember 1898 bestehende Lokalverband der Fleischer in Berlin wandelt sich in einen Zentralverband um, nachdem mehrere lokale Gründungen in den neunziger Jahren nicht lange tätig waren.
Juli / 21. September 1900 In Hamburg streiken Werftarbeiter, 6.000 werden ausgesperrt, für eine Anerkennung der gewerkschaftlichen Organisationen und eine Lohnerhöhung. Der Streik endet mit einem Teilerfolg für die Arbeiter. Sie erreichen die Anerkennung ihrer Gewerkschaftsorganisationen.
1. August 1900 Der "Verband christlicher Schneider und Schneiderinnen und verwandter Berufsgenossen Deutschlands", der während des christlichen Gewerkschaftskongresses gegründet worden war, beginnt seine Tätigkeit. Sitz des Verbandes ist bis September 1906 Münden, dann Köln.
3. August 1900 Der preußische Kriegsminister H. von Goßler erläßt einen Befehl, nach dem es Unteroffizieren und Mannschaften verboten ist, sozialdemokratische Schriften zu halten oder zu verbreiten und sozialdemokratische Gesinnung gegenüber Dritten erkennen zu lassen; jede Beteiligung an Vereinigungen, Versammlungen bedarf besonderer dienstlicher Erlaubnis. Diese Bestimmungen gelten auch für zu Übungen eingezogene Soldaten. 5./10. August 1900 Der Verbandstag des Verbandes der Fabrik-, Land- und Hülfsarbeiter und Arbeiterinnen in Halberstadt betont, daß die übrigen Verbände der ungelernten Arbeiter kein Recht zur Klage über den Verband hätten. Deren Beschuldigungen, daß mit unlauteren Mitteln gearbeitet worden sei, ist unbegründet. Die in den letzten Jahren erfolgten Neugründungen von Verbänden ungelernter Arbeiter seien völlig überflüssig gewesen, nachdem im Fabrikarbeiterverband den ungelernten Arbeitern gleich welcher Kategorie, Gelegenheit geboten sei, sich zu organisieren.
16./19. August 1900 Der internationale Kongreß für Lithographen, Chemigraphen und Steindrucker in Paris beschließt, daß das Internationale Sekretariat freiwillige Sammlungen vornehmen soll, wenn die Landesorganisationen die Streikkosten nicht allein aufbringen können.
20./22. August 1900 Der Schneider- und Schneiderinnenkongreß in Halle/Saale behandelt ausführlich die schlechten sozialen Verhältnisse in der Konfektionsindustrie und verabschiedet dazu eine umfangreiche Resolution, in der u.a. die uneingeschränkte Koalitionsfreiheit und eine Erweiterung der Arbeitsschutzbestimmung sowie die Errichtung von Betriebswerkstätten gefordert werden.
22. August 1900 Nach der Diskussion auf dem Frankfurter Kongreß der christlichen Gewerkschaften über Einheitsgewerkschaften weist die Konferenz der preußischen Bischöfe in Fulda die Geistlichen an, dem Irrtum entgegenzutreten, als dürfe ein Arbeiter im wirtschaftlichen Leben die Lehren des Christentums außer acht lassen. 22./25. August 1900 Am Verbandstag des Verbandes der Schneider und Schneiderinnen und verwandter Berufsgenossen in Halle/Saale nimmt zum ersten Mal eine weibliche Delegierte - bei insgesamt 51 Delegierten - teil.
August / 24. September 1900 Bei Lohnkämpfen der Buchbinder in Berlin, Leipzig und Stuttgart werden in den drei Städten Anfang September rund 4.500 Gehilfen ausgesperrt, nachdem Verhandlungen gescheitert waren. Die Tarifverhandlungen vom 3. September in Leipzig scheitern. Am 9. September werden Buchbinder ausgesperrt. Die Lohnkämpfe werden mit einem dreijährigen Tarifvertrag beendet. September 1900 Als erstes Organ der deutschen Arbeiterbewegung erreicht die "Deutsche Metallarbeiterzeitung" eine Auflage von 100.000 Exemplaren. Die Generalversammlung des Senefelder-Bundes in Köln lehnt eine Verschmelzung mit dem Verein der Lithographen und Steindrucker mit knapper Mehrheit ab. 1. September 1900 Auf der Generalversammlung des "Deutschen Arbeitgeberbundes für das Baugewerbe" in Dresden wird zur Frage, ob mit den Gewerkschaften verhandelt werden soll, erklärt: "Von den 284.000 Maurern in Deutschland sind 90.000 organisiert. Wenn man bedenkt, daß ein beträchtlicher Teil der Maurer sich auf dem platten Lande befindet, muß anerkannt werden, daß die Arbeitnehmerorganisation von Bedeutung und Einfluß sein muß ... Eine große Anzahl Streiks ist entstanden. Man mag doch ehrlich sein, wären wir Arbeiter, würden wir ebenfalls das Bedürfnis nach Organisation haben, deshalb ist es falsch, sich auf den Standpunkt zu stellen, mit Vertretern der Organisation nicht zu verhandeln." 2./5. September 1900 Die Generalversammlung des christlichen Metallarbeiterverbandes in Köln erklärt, daß der Verband obwohl er bei der Gründung auf dem Boden einer energischen sozialen Reform gestellt worden ist, die Generalversammlung für notwendig hält, daß auch künftig die christlichen Grundsätze und Prinzipien als Richtschnur und Leitmotiv innerhalb des Verbandes anerkannt werden. 8. September 1900 Der "Christlich-soziale Verband nichtgewerblicher Arbeiter und Arbeiterinnen" wird in München gegründet. 15./16. September 1900 Die erste Konferenz der sozialdemokratischen Frauen Deutschlands tagt in Mainz. 20 Frauen nehmen daran teil.
17./21. September 1900 Der SPD-Parteitag in Mainz verpflichtet die Parteimitglieder in den deutschen Staaten, in denen das Dreiklassenwahlrecht besteht, sich mit eigenen Wahlmännern an den Wahlen zu beteiligen. Für die Landtagswahlen in Preußen bildet der Parteivorstand das Zentral-Wahlkomitee.
18. September 1900 Nach Streiks, Aussperrungen und der Vermittlung des Tarifamtes der Buchdrucker vereinbaren die Buchbinder einen einheitlichen Tarifvertrag für Berlin, Leipzig und Stuttgart, den "Dreistädtetarif", in dem zum ersten Mal auch Mindestlöhne für Arbeiterinnen festgeschrieben werden. Die Arbeitszeit beträgt 9 Stunden plus 1,5 Stunden Pausen. 19./21. September 1900 Auf dem ersten internationalen Kongreß der Transportarbeiter in Paris sind 47 Delegierte aus 10 Ländern anwesend.
19./22. September 1900 Der internationale Formerkongreß in Paris beschließt ein internationales Sekretariat mit Sitz in Paris. 20./22. September 1900 Der internationale Schneiderkongreß in Paris verlangt die Errichtung von Betriebswerkstätten anstelle der Hausindustrie. Solange diese aber noch besteht, müssen die Schneiderorganisationen für feste Stücklohntarife eintreten. Der Kongreß erklärt, die Arbeiter in Gefängnissen und Kasernen hat vor allem nur für den eigenen Bedarf zu geschehen. Für Gefängnisarbeit ist der gleiche Lohn zu zahlen. Diese in Gefängnissen hergestellten Waren müssen besonders gekennzeichnet sein.
20./23. September 1900 Der internationale Hutmacher-Kongreß in Paris lehnt eine internationale Streikkasse ab. Der internationale Sekretär soll aber bei größeren Streiks Sammlungen veranlassen. 21./22. September 1900 Der internationale Metallarbeiterkongreß in Paris wünscht, daß das internationale Informationsbüro versuchen soll, den Zuzug von Streikbrechern fernzuhalten und die Anfertigung von Streikarbeit zu verhindern. 23./27. September 1900 Der 5. Internationale Sozialistenkongreß in Paris beschließt, ein Internationales Sozialistisches Büro (ISB) zu schaffen. Das Büro und sein Sekretariat sollen die Beschlüsse der Kongresse veröffentlichen, die Berichte der nationalen Organisationen sammeln, Rechenschaftsberichte über die Tätigkeit der Internationale abfassen, die laufenden Kongresse vorbereiten und Manifeste zu wichtigen Fragen herausgeben. Sitz des Büros wird Brüssel
23./29. September 1900 Die Generalversammlung des Tabakarbeiter-Verbandes in Mainz lehnt ab, die Entscheidung über Streiks dem Vorstand einzuräumen und die Streiks nur dann anzuerkennen, wenn mindestens die Hälfte der am Ort befindlichen Tabakarbeiter organisiert sind. Mit 47 gegen 17 Stimmen wird die Arbeitslosenunterstützung erneut abgelehnt. 29. September / 1. Oktober 1900 Die internationale Handschuhmacherkonferenz in Paris beschließt, daß der einknöpfige Herrenhandschuh hinsichtlich des Schnittpreises dem dreiknöpfigen Damenhandschuh gleichzustellen ist und diese Forderung bei jeder Lohnbewegung in allen Ländern zu vertreten sei. 1. Oktober 1900 Der "Verband christlicher Schuh- und Lederarbeiter Deutschlands" mit Sitz in München wird gegründet. Dieser Verband wird von den Gewerkschaften der Generalkommission heftig bekämpft. Trotzdem werden zahlreiche Lohnbewegungen gemeinsam geführt. Mit dem Christlichen Holzarbeiterverband gibt es Streit wegen der Zugehörigkeit der Sattler. Er muß wie alle anderen damaligen Gewerkschaften gegen die Gegnerschaft der Arbeitgeber ankämpfen. Vor allem am Niederrhein widersetzen sich die Fabrikanten den Forderungen der jungen Gewerkschaft. Deshalb wird 1901 in Goch eine Genossenschaftsschuhfabrik des Verbandes gegründet, um den gemaßregelten Mitgliedern wieder Arbeit zu verschaffen. Diese Genossenschaft kann sich indessen nur einige Zeit halten. 2. Oktober 1900 Der christliche "Gewerkverein der Heimarbeiterinnen Deutschlands" wird gegründet.
7. Oktober 1900 Der "Gewerkverein der Heimarbeiterinnen Deutschlands" wird gegründet. 11. Oktober 1900 Der Freiburger Erzbischof erklärt, daß die christlichen Gewerkschaften auf ihrem Frankfurter Kongresse die Vereinigung mit der Sozialdemokratie als Ziel ins Auge gefaßt und damit bewiesen hätten, daß das Wort "christlich" nur ein leerer Schall und ein bloßes Aushängeschild sei, daß vielmehr die Bewegung mit unausbleiblicher Konsequenz nur der Sozialdemokratie zugute kommen könne. 14. Oktober / 28. Oktober 1900 Die christlichen Verbände der Bergarbeiter und der Textilarbeiter betonen, daß die gewerkschaftliche Vereinigung aller Arbeiter eines Berufes das erstrebenswerte Ziel sei.
18. Oktober 1900 B. Graf (ab 1905 Fürst) v. Bülow wird Reichskanzler. November 1900 Der erste deutsche Handwerks-und Gewerbekammertag in Berlin spricht sich für einen ausgedehnten Fach- und Fortbildungs-Schulunterricht neben der Werkstattlehre aus, der bis zum 18. Lebensjahr verbindlich sein soll. 8. November 1900 In Köln konstituiert sich der "Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften" und verabschiedet sein Statut. Als vornehmste Aufgabe betrachtet es die "Vertretung der wirthschaftlichen Interessen der arbeitenden Stände durch die gewerkschaftliche Organisation und die Herbeiführung eines friedlichen Ausgleichs der Gegensätze zwischen Arbeiter und Arbeitgeber unter Anerkennung der selbständigen Mitwirkung der organisierten Arbeiterschaft bei Festsetzung der Lohn- und Arbeitsbedingungen". Weiter soll der Verband die "Verbindung und Fühlung der einzelnen Gewerkschaftsverbände untereinander vermitteln zwecks gemeinsamen Handelns bei besonderen, die allgemeinen gewerkschaftlichen Interessen betreffenden Fragen".
Der Ausschuß des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften protestiert energisch gegen ein Hirtenwort des preußischen Episkopats, daß den christlichen Gewerkschaften das Wort "christlich" nur leerer Schall und ein Aushängeschild sei und daß "sie nur für die Sozialdemokratie jene Kreise organisierten, die einstweilen noch auf dem Boden der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung bleiben wollten".
20./23. November 1900 Die Generalversammlung der Vereinigung der Maler, Lackierer, Anstreicher, Tüncher und Weißbinder in Würzburg beschließt den Beitrag zu erhöhen. Er ist nun in 30 Sommerwochen mehr als doppelt so hoch als in den 22 Winterwochen. Dafür fallen die lokalen Streikfondsbeiträge weg. Die lokalen Streikfonds werden der Zentralkasse zugeführt. Der Vorstand und der Ausschuß erhalten das Recht, Extrasteuern auszuschreiben.
22. November 1900 Die SPD-Reichstagsfraktion stellt einen Antrag auf Vorlage eine Gesetzentwurfes zur Regelung des Wohnungwesens. Winter 1900 / 1901 In Leipzig kommt es bei einem Arbeitskampf in der Druckerei der sozialdemokratischen "Leipziger Volkszeitung" zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Buchdruckerverband und den "lokalistischen" Buchdruckern; nach einer Verhandlung zwischen Generalkommission und Parteivorstand wird das Verhalten der Lokalisten vom Parteivorstand scharf verurteilt. Ende 1900 Der Generalkommission sind 58 Zentralorganisationen mit rund 680.430 Mitgliedern, davon 22.840 weiblichen, angeschlossen.
Die Generalkommission hat 90 Ortskartelle und örtliche Verbindungen von mindestens 2 Gewerkschaften. Berlin weist 69 Gewerkschaftsfilialen auf, Stuttgart 58, Hamburg 56, Breslau 51 und Dresden 50. Sekretariate bestehen in 13 Kartellen. Kartell- und Zentralbibliotheken sind in 28 Orten vorhanden. In Bremen unterhält das Kartell eine Wärmehalle für Arbeitslose, eine öffentliche Lesehalle, in Dresden eine öffentliche Wärmehalle für Arbeitslose. Acht Orte haben inzwischen ein eigenes Gewerkschaftshaus. Außer den in diesen Häusern vorhandenen Herbergen, sind in 26 Orten Zentralherbergen vorhanden. Die Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine haben rund 92.000 Mitglieder in 20 Verbänden. Die größten Gewerkvereine sind die Maschinen- und Metallarbeiter mit 35.620, die Fabrik- und Handarbeiter mit 18.150 und die Tischler mit 6.700 Mitgliedern.
Die Generalkommission berichtet, daß im Jahr 1900 852 Streiks in 45 Berufszweigen mit ca. 115.700 Beteiligten stattgefunden haben. Von den Streiks waren 514 Angriffsstreiks, von denen 237 erfolgreich, 161 teilweise erfolgreich, 97 erfolglos und von 15 ist das Ergebnis nicht bekannt.
Die Industriegewerkschaften der Metall-, der Holz- und der Textilarbeiter stellen bereits 30,7% der Gesamtmitgliedschaft der Freien Gewerkschaften.
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