Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung


Online-Edition wichtiger Beiträge Eugen Pragers in der sozialdemokratischen Presse.

    Dokument:

    Verein Arbeiterpresse : Geschäftsbericht des Vorstandes für die Jahre 1932/32 / Eugen Prager - [Electronic ed.], 1933 - 8 KB, Text
    In: Mitteilungen des Vereins Arbeiterpresse. - 33 (1. Februar. 1933), 334, S. 2-3
    Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2006


Der Redakteur der "Mitteilungen" des Vereins Arbeiterpresse darf dem Bericht des Vorstandes noch folgendes hinzusetzen:

Unsere "Mitteilungen" sind das Bindeglied zwischen Mitgliedern und Vorstand, sowie zwischen den einzelnen Mitgliedern. Sie sollen über unsere Arbeit berichten, aber auch die Vorgänge im Beruf darstellen. Daraus ergibt sich die Aufgabe für den Redakteur. Soweit es sich nicht um die Schilderung von Ereignissen, Registrierung von Tatsachen und Berichterstattung über Veranstaltungen handelt, wird er seine Meinung nur als Person äußern und mit seinem Namen reden. Darüber hinaus muß er der Meinungsäußerung seiner Mitarbeiter einen möglichst weiten Spielraum gewähren. Ausgeschlossen von den Veröffentlichungen müssen alle Diskussionen über grundsätzliche oder taktische Fragen in der Arbeiterbewegung bleiben. Das gleiche gilt für alle Aeußerungen, die wichtige Interessen der Partei oder anderer Arbeiterorganisationen gefährden könnten. Schließlich ist noch Zurückhaltung geboten, sobald eine geschäftliche Schädigung unserer Unternehmungen befürchtet werden könnte.

Erfreulich ist es, daß eine wachsende Zahl von Kollegen aus dem Reich sich an der Mitarbeit an unserem Organ beteiligten. Es waren aber zumeist Redakteure und Journalisten, es fehlen noch immer die anderen Mitglieder unserer Vereinigung, vor allem die Parteisekretäre und die Geschäftsführer, die sicherlich manches über ihre Arbeit zu sagen hätten, was allgemeinere Bedeutung hat. Es wäre, um nur ein Beispiel zu nennen, die Einbeziehung der Symbolpropaganda in unsere Werbetätigkeit gewiß ein Anlaß gewesen, um darüber theoretische Erörterungen anzustellen und praktische Erfahrungen mitzuteilen. Dieser Mangel dürfte sich vor allem daraus erklären, daß unsere nicht redaktionell tätigen Genossen an einer Unterschätzung ihrer schriftstellerischen Fähigkeiten leiden. Der Redakteur der "Mitteilungen" teilt diese Unterschätzung nicht und die Parteisekretäre, Geschäftsführer und alle anderen in unseren Organisationen werden hiermit ausdrücklich zur Mitarbeit an unserem Vereinsorgan eingeladen.

Die "Mitteilungen" sind in der Regel acht Seiten stark herausgekommen. einige Male wurde der Umfang auf zwölf Seiten erhöht. Es kamen verschiedene Anregungen über Umgestaltung und Erweiterung unseres Vereinsblatts. In technischer Beziehung wurde der Uebergang zur Antiqua, die Modernisierung des Satzbildes, die Vergrößerung des Formats gewünscht. Für den Inhalt lauten die Anregungen auf Einbeziehung der zeitungswissenschaftlichen Gebiete, der Zeitungs- und Buchdrucktechnik. Der Redakteur stimmt diesen Wünschen und Anregungen zu und auch der Vorstand des Vereins Arbeiterpresse hat sich mit ihnen prinzipiell einverstanden erklärt. Das wichtigste Bedenken dagegen, diese Umgestaltung und Erweiterung jetzt schon vorzunehmen, ist durch die allgemeine wirtschaftliche Lage begründet. Der Reichsverband der Deutschen Presse hat sein Organ im Umfang einschränken, das Erscheinen auf zweimal im Jahr herabsetzen müssen. Es wäre gewiß ein Zeichen von Stärke unserer Bewegung, wenn wir den umgekehrten Weg gehen könnten. Vorläufig aber sind die Aussichten auf eine wirtschaftliche Besserung doch noch höchst ungewiß und auch die politische Lage ist so unklar, daß der Zeitpunkt für eine Vergrößerung und Ausgestaltung unseres Organs noch nicht gekommen ist.

Zum Schluß mag noch festgestellt werden, daß die in beiden Spalten geübte Kritik niemals als persönliche Kränkung empfunden worden ist, sondern als ein Teil jener Bestrebungen, die unserer Presse und unseren Organisationen den höchstmöglichen Wirkungsgrad geben wollen.

Eugen Prager

Mitteilungen des Vereins Arbeiterpresse, Nr. 334, Berlin, 01. Februar 1933, XXXIII. Jahrgang