Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung


Online-Edition wichtiger Beiträge Eugen Pragers in der sozialdemokratischen Presse.

    Dokument:

    Anmerkung [zum Artikel "Zu wahr, um schön zu sein. Oder: Die Kehrseite der Medaille"] / E.P. - [Electronic ed.], 1932 - 6 KB, Text
    In: Mitteilungen des Vereins Arbeiterpresse. - 32 (1. Februar 1932), 322, S. 3-4
    Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2006


Eugen Prager: Anmerkung [zu: Leo Liebschütz: Zu wahr, um schön zu sein ]

Anmerkung.

Genosse Liebschütz ist nicht der einzige Kollege, der seit dem Erscheinen der vorigen Nummer einen Groll auf mich hat. Man hat mir zum Vorwurf gemacht, daß ich den Geist der Kameradschaft vermissen lasse, und daß außerdem die von mir erwähnten Dinge aus der Unzulänglichkeit der Verhältnisse, nicht aber aus der Mangelhaftigkeit der Redaktionsarbeit zu erklären seien. Ich habe aber auch Zustimmungen in nicht geringer Zahl erhalten.

Zur Sache selbst: Vor dem Kriege haben die Verleger noch weniger Geld herausgerückt als heute. Die Redaktionen waren auch kaum stärker besetzt. In der Aufmachung sind wir heute gewiß weiter: aber auch in der Vielgestaltigkeit der Parteipresse? Die der Modernität beschuldigten Kollegen, zu denen auch ich mich rechne, verlangen durchaus nicht, daß die Parteipolitik unter allen Umständen hinter die anderen Angelegenheiten des öffentlichen Lebens zurückgedrängt werden (!). Sondern wir wünschen, daß alles das an den guten Stellen der Zeitung untergebracht werde, was am Tage der Veröffentlichung als das Wichtigste erscheint. Und wer wollte bestreiten, daß neben den politischen auch die parteipolitischen, die wirtschaftlichen und sozialen Ereignisse in unseren Tagen sehr oft den Vorzug vor allen anderen Vorgängen haben müssen? Das bezieht sich auf die Aufrufe des Parteivorstandes und ebenso auf die Parole vom "zweiten Mann", die doch gerade durch ihre ständige Wiederholung während des ganzen Jahres sich auswirken sollte.

Und was schließlich die von mir erwähnten Beispiele anlangt, so waren sie nur zur Illustration bestimmt. Die Verhältnisse in Mainz und Worms sind mir bekannt. Aber warum soll der Kanton Hessen den Kanton Baden in bestimmten Fällen nicht um Mithilfe anrufen, wenn dort die größere Kasse und die stärkere Redaktion zu finden ist, und was Boxheim anlangt, Ressort Mainz etwa 75 Kilometer, Ressort Mannheim dagegen nur 15 Kilometer vom Tatort entfernt liegen?

E. P.