Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung


Online-Edition wichtiger Beiträge Eugen Pragers in der sozialdemokratischen Presse.

    Dokument:

    Einige "zusätzliche" Bemerkungen / E.P. - [Electronic ed.], 1926 - 6 KB, Text
    In: Mitteilungen des Vereins Arbeiterpresse. - 26 (1. September 1926), 257, S. 3
    Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2006


Einige "zusätzliche Bemerkungen".

Als "derzeitiger" Schriftleiter (nicht Redakteur) der "Mitteilungen" darf ich mir wohl einige Ergänzungen zu Trimborns Aufsatz erlauben? Da habe ich in jüngster Zeit die Parteipresse etwas aufmerksamer als sonst durchgesehen und bin dabei auf einige neue "Sprachdummheiten" gestoßen. Hier eine kleine Auslese:

Das "zusätzliche" Bauprogramm. Wenn ich mir meinen Kaffee koche, so nehme ich erst eine gehörige Portion richtiger Bohnen und füge dann "zusätzlich" jenes Erzeugnis aus der Magdeburger Gegend bei, das aus der Zichorie gewonnen und Kaffee-Zusatz genannt wird. Das Getränk bekommt dadurch zwar eine schöne braune Farbe, hat sich aber durch das "zusätzliche" Verfahren seine Menge oder sein Wert erhöht? In der Inflationszeit sprachen wir von "zusätzlich" erzeugter Kaufkraft; sie wurde dadurch geschaffen, daß man zum Beispiel für ein Brot, das ehedem 50 Pf. kostete, erst 1 Mk., etwas später 100 Mk., und dann in immer schnellerer Steigerung Millionen, Milliarden und Billionen bezahlen mußte. Ist durch die uns in den Schoß gefallene "zusätzliche" Kaufkraft das Brot größer oder besser geworden? Jetzt aber sollen wir daran glauben, daß ein "zusätzliches" Bauprogramm die Schaffung von 20 000 oder 30 000 neuer Wohnungen bedeute: Ich würde es eher glauben, wenn man mir ein vergrößertes oder erweitertes Bauprogramm vorlegte. (Auch durch diese "zusätzlichen" Bemerkungen sind die Ausführungen Trimborns in ihrem Werte wohl nicht erhöht worden.)

Da wird in einer sonst vorzüglich geleiteten Kulturzeitschrift unserer Partei von "Bebilderung" der Hefte gesprochen. In dem Aufsatz eines sehr verdienstvollen Mitarbeiters der Sängerbewegung lese ich von der "Textierung" eines Liedes. Ein Mann der Wissenschaft erfindet den schönen Ausdruck "Wertigkeit". Mehrere französische Ministerpräsidenten sind nach den Berichten in unserer Presse über den "Experten"-Bericht gestolpert. (Wie viele unserer Leser wissen wohl, was ein Experte ist?) Irgendwo las ich von der "Beheimatung", an anderer Stelle von einer "Erkräftigung". Und der schönen "Verreichlichung" sollen nach der Eisenbahn jetzt auch die Wasserstraßen zum Opfer fallen. Dazu kommt noch die Fülle der alten Bekannten, die noch immer in den Spalten unserer Zeitungen anzutreffen sind: Arbeitgeber und Arbeitnehmer, letzten Endes, seitens, jugendliche Arbeiter, wenn es sich um junge Arbeiter handelt, und was dieser Dinge mehr sind.

Was zu alledem zu sagen ist, findet man im letzten Abschnitt des Trimbornschen Aufsatzes.

E. P.