Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
Online-Suppl. Erweiterung des Berichtszeitraums von Mitte 1977 bis zur Jetztzeit / Autor: Dieter Schuster.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2003 ff

Stichtag: 6./7. Okt. 1979

Die saarländischen Sozialdemokraten bestätigen O. Lafontaine mit großer Mehrheit als SPD-Landesvorsitzenden. Auf dem SPD-Landesparteitag in Neunkirchen erhält O. Lafontaine bei einer Enthaltung 344 von 353 abgegebenen Stimmen. Am 4. Oktober wird O. Lafontaine mit 388 von 346 Stimmen als Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten bei der nächsten Landtagswahl am 27. April 1980 gewählt.

In der Auseinandersetzung um das Für und Wider über Kernkraftwerke soll sich die SPD nach Ansicht ihres saarländischen Landesverbandes die Möglichkeit offenhalten, in Zukunft sowohl auf Kernenergie zurückgreifen als auch auf sie verzichten zu können. Auf ihrem Landesparteitag lehnen die Delegierten der Saar-SPD nach mehrstündiger Diskussion mit 223 gegen 83 Stimmen einen strikten Verzicht auf die Kernenergie ab und verabschieden stattdessen einen Antrag, wonach bestehende Kernkraftwerke solange in Betrieb bleiben sollen, „wie es aus Gründen der Versorgungssicherheit erforderlich ist„. Neue Bau- und Betriebsgenehmigungen für Kernkraftwerke sollen jedoch nur erteilt werden können, „wenn die Frage der Endlagerung (des Atommülls) geklärt„ ist.

In Bonn findet eine Tagung des Arbeitskreises ehemaliger sozialdemokratischer Häftlinge der DDR statt. W. Brandt übermittelt dem Arbeitskreis ein Grußwort, in dem es u. a. heißt: „Die Vergewisserung über die eigene Geschichte ist für unsere politische Gemeinschaft unerlässlich, sowohl für unser Selbstverständnis wie auch für unsere Standortbestimmung. Für unsere Partei kommt es dabei gerade auch auf die Erfahrungen an, die diejenigen sammelten, denen stellvertretend für uns andere eine schwere Last aufgebürdet wurde.„