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TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
Online-Suppl. Erweiterung des Berichtszeitraums von Mitte 1977 bis zur Jetztzeit / Autor: Dieter Schuster.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2003 ff

Stichtag:
1. Febr. 1979

Auf dem SPD-Forum „Arbeit und Technik„ in Essen sagt H, Schmidt : „Das Ruhrgebiet muss moderner und attraktiver werden. Es kann sich jedoch nicht darauf verlassen, dass der Staat neue Industrien ,erfindet’. Der Anstoß zur Modernisierung und zur Auflösung der Monostruktur an Ruhr und Emscher muss von den Unternehmen selbst ausgehen.„ Er wendet sich gegen „reine„ Erhaltungssubventionen„. Natürlich werde der Staat auch Hilfen geben; wichtiger sei jedoch die Verbreiterung der Produktionspalette aus eigenem Antrieb.

H. Schmidt lässt durchblicken, dass die Bemühungen um eine Modernisierung des Ruhrgebiets von allen Beteiligten nicht immer mit dem nötigen Nachdruck verfolgt worden sind. „Macht euch frei von dem Gedanken, dass der Staat alles leisten kann„, ruft er seinen Partei- und Gewerkschaftsfreunden zu. Für den Staat sei es viel schwerer, vorauszusehen, welche Produkte sich in Zukunft absetzen ließen, als „für die, die im Betrieb stehen.„

Der Bundeskanzler äußert sich sehr zuversichtlich über die Bewältigung der Zukunftsaufgaben in der Bundesrepublik. Dabei setze er sein Vertrauen vor allem in die Gewerkschaften, von denen er hoffe, dass sie auch in Zukunft die Kuh, die die Milch gebe, nicht schlachten würden. Zum eigentlichen Thema des Forums meint H. Schmidt , zwar könnten die Folgen des technischen Fortschritts für den Einzelnen schlimm sein, doch gebe es keinen Grund, den Wegfall von Arbeitsplätzen zu „Horrorzahlen„ zu nutzen. „Lasst es nicht zu, dass den Menschen die Zukunft schwarz in schwarz gemalt wird,„ sagt H. Schmidt . Bisher sei es weitgehend gelungen, das ,Vernichtungspotential’, das auch im technischen Fortschritt stecke, unter Kontrolle zu halten. Zweifel äußert H. Schmidt , ob - was die Arbeitslosenzahlen betreffe - alle Möglichkeiten zur Umschulung genützt würden. Es gebe da wohl auch Bequemlichkeiten und Faulheit, meint er. Mann solle sich die Gastarbeiter zum Beispiel nehmen, die mit unzureichenden Sprachkenntnissen und ohne Vorbildung vielfach Facharbeiterqualität erreichten.

Der DGB-Vorsitzende H. O. Vetter versichert, dass Maschinenstürmerei nie Politik der deutschen Gewerkschaften sein werde. Ebenso sicher sei aber, dass technischer Fortschritt ohne sozialen Fortschritt überhaupt kein Fortschritt sei. Für den Bundesverband der Deutschen Industrie betont dessen Präsident R. Rodenstock , bei ausreichendem Wirtschaftswachstum und genügend großer Mobilität der Arbeitnehmer sei die Wahrscheinlichkeit gering, dass Rationalisierungsinvestitionen aufs Ganze gesehen negative Beschäftigungsauswirkungen hätten.

R. Rodenstock ist der Auffassung, dass nur durch Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt die Arbeitsplätze im Lande gesichert werden könnten. Mit Recht habe deshalb die Bundesregierung bei ihrer Forschungs- und Technologiepolitik dem Energiebereich besonderen Vorrang eingeräumt. Eine solche Politik stoße jedoch ins Leere, wenn wesentliche gesellschaftliche Gruppen aus einer Haltung der Technikfeindlichkeit heraus der Weiterentwicklung der Kerntechnik immer neue Hürden in den Weg stellten. Wörtlich sagt R. Rodenstock: „Industrielle Aktivitäten auf der Grundlage moderner Technologien sind immer mit Umweltrisiken verbunden. Sie müssen als Nebenwirkung der Technik prinzipiell in Kauf genommen werden, wobei selbstverständlich alle Anstrengungen zur Minderung der Gefahren unternommen werden müssen„.


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