DIGITALE BIBLIOTHEK DER FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG

DEKORATION DIGITALE BIBLIOTHEK DER FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG DEKORATION


TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
Online-Suppl. Erweiterung des Berichtszeitraums von Mitte 1977 bis zur Jetztzeit / Autor: Dieter Schuster.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2003 ff

Stichtag:
25. Febr. 1978

Der Bundesgeschäftsführer der SPD, E. Bahr , schreibt in der „Nordsee-Zeitung„: „Verrechnet hat sich in diesen Tagen einmal mehr, wer auf den Bruch der sozial-liberalen Koalition gesetzt hatte. Die Spekulationen sind verebbt. Einmal mehr wird deutlich, dass die Übereinstimmung in der Sache der entscheidende Garant für den Bestand des sozial-liberalen Bündnisses ist. Die wirtschaftspolitische Debatte, die der Bundestag in dieser Woche führte, hat die Gemeinsamkeiten zwischen SPD und FDP ebenso unterstrichen wie die Diskussion um die Neutronenwaffe. Gemeinsam durchgesetzt haben SPD und FDP auch die Entscheidung über unsere Renten. Mit dem jetzt beschlossenen Maßnahmenkatalog haben wir eine der schwierigsten und sicher auch undankbarsten Aufgaben angepackt, die der Koalition in dieser Legislaturperiode aufgegeben sind. Die ungünstige Wirtschaftsentwicklung, mit der die Bundesrepublik weit besser fertig geworden ist als alle anderen großen Industrienationen, hatte sich auch auf unsere Rentenversicherung ausgewirkt. Die von niemandem vorhersehbaren niedrigen Wachstumsraten haben in der Rentenversicherung eine Deckungslücke entstehen lassen. Sie würde sich bis 1981 auf 32 Milliarden DM belaufen, wenn wir jetzt nicht eine deutliche Kurskorrektur vorgenommen hätten. Die große Frage, vor der die Bundesregierung stand, lautete also: Wie werden wir der neuen, immer schwerer vorhersagbaren wirtschaftlichen Entwicklung gerecht und wie schaffen wir eine Lösung, die gerecht und sozial ausgewogen ist?

Jeder wird einsehen, dass in Zeiten niedrigen Wirtschaftswachstums auch die Renten weniger stark steigen als in den früheren Jahren. Mit den für die kommenden drei Jahre festgelegten Anpassungsraten sollen die Renten neben der Lohnentwicklung auch an der wirtschaftlichen Entwicklung orientiert sein. Verständlich muss auch sein, dass die Erwerbstätigen, die durch hohe Beitragszahlungen die Renten-steigerungen der vergangenen Jahre erst ermöglicht haben, nicht unbegrenzt belastbar sind. Der Generationen-Vertrag - die Jüngeren bringen die Renten der Älteren auf und erwerben sich dadurch ihren eigenen Rentenanspruch - wird nur dann Bestand haben, wenn die Leistungskraft der Erwerbstätigen nicht überschritten wird.„


Vorhergehender StichtagInhaltsverzeichnisFolgender Stichtag


net edition fes-library | 2003