Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
3. Nach dem Zweiten Weltkrieg. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1978.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag: 19./20. Febr. 1954

Parteivorstand, Parteiausschuß und Kontrollkommission der SPD bedauern in Übereinstimmung mit der großen Mehrheit des deutschen Volkes, daß die Außenminister der vier Besatzungsmächte auf ihrer Berliner Konferenz noch keine Übereinstimmung zur Wiederherstellung der Einheit Deutschlands in Freiheit erzielt hätten. Die Tatsache, daß die Außenminister noch keine Einigung erzielen konnten, dürfe keinen Teil Deutschlands dazu veranlassen, an Stelle der Politik der Wiedervereinigung in Freiheit eine Politik der einseitigen militärischen oder staatlichen Bindung an Paktsysteme einer oder mehrerer Siegermächte zu setzen. Eine solche Politik würde die Fortdauer der Spaltung Deutschlands bedeuten und den Keim zu fortgesetzten Konflikten und zu neuen Verschärfungen der internationalen Beziehungen in sich tragen. Die Sozialdemokratie erwartet, daß die Hohen Kommissare der Besatzungsmächte schon in nächster Zeit geeignete Maßnahmen beraten, die dazu dienen können, zunächst wenigstens die Auswirkungen der Spaltung Deutschlands zu mildern. Es ist dringend notwendig, alle erdenklichen Erleichterungen im Personen- und Güterverkehr, den Abbau der Zonengrenzsperren und weitere Lockerungen zu erreichen, um die Beziehungen der deutschen Bevölkerung untereinander soweit wie möglich zu normalisieren. Die Bundesregierung muß alles tun, um durch wirksame Hilfe die politische, wirtschaftliche und soziale Sicherheit Berlins zu gewährleisten.