Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
3. Nach dem Zweiten Weltkrieg. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1978.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag: 29. Jan. 1976

Die Bundesregierung beschließt zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit ein Sofortprogramm. Mit 300 Millionen DM sollen zusätzliche arbeitsmarkt- und bildungspolitische Maßnahmen gefördert werden.

Bundeskanzler H. Schmidt bestreitet in seinem Bericht zur Lage der Nation im Bundestag, daß die weltweite Entspannungspolitik sich ihrem Ende nähere und speziell die deutsche Politik gescheitert sei. H. Schmidt registriert zwar Rückschläge, bezeichnet aber die Verkehrsvereinbarungen, die auch die Position Berlins stärken, mit der DDR als positive Entwicklung. Viele Menschen - jedenfalls die Menschen in der DDR - setzen ihre Hoffnungen auf die Verwirklichung dessen, was z.B. in der Schlußakte von Helsinki geschrieben wurde. Sie wollen, daß die Bundesregierung damit fortfährt, mit der DDR Einigungen herbeizuführen, die zwar gewiß nichts von der Härte der ideologischen Gegensätze wegnehmen können, die aber das Leben der Menschen im geteilten Deutschland erleichtern werden.
Das Bewußtsein der nationalen Zusammengehörigkeit ist etwas geschichtlich Gewachsenes. Deshalb unterliegt es den Einflüssen der Zeiten und der Umstände. Wir wären leichtfertig, wenn wir dieses nicht auch sähen. Politisch heißt das: Eine Nation hat so lange Anspruch auf Selbstbestimmung, wie sie Nation sein will.