Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
Der stellvertretende Vorsitzende der SPD, H. Schmidt, stellt in einer »Zwischenbilanz« fest: Jede Reformabsicht trifft auf organisierte Interessen- oder Meinungsgruppen, die den bisherigen Zustand erhalten wollen, weil er ihnen Vorteile bot oder zu bieten schien.
3. Nach dem Zweiten Weltkrieg. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1978.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001
Stichtag:
15. Juli 1971
Wir haben uns insgesamt auf dem Felde der inneren Reformen sehr viel vorgenommen und vieles angekündigt. Ich glaube heute noch, daß das Regierungsprogramm der Bundesregierung Brandt/Scheel bis 1973 verwirklicht werden kann, wenn wir die Kraft zur Finanzierung aufbringen und wenn wir auf zusätzliche Belastungen der öffentlichen Haushalte verzichten. Gleichwohl müssen wir feststellen, daß die Vielzahl der Reform-Ankündigungen bei einigen eine Reform-Hochstimmung und Erwartungen erzeugt hat, die mindestens hinsichtlich des notwendigen Zeitablaufs unrealistisch waren. Allzuvieles, das jahrelang liegengeblieben oder vernachlässigt worden war, sollte auf einmal und zugleich nachgeholt werden. Daß dies nicht möglich war, ist inzwischen vielen klar geworden, dadurch ist aber bei einigen an die Stelle der Reform-Euphorie eine Reform-Resignation getreten. Beides tut uns Abbruch.