Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
2. Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 3., unveränd. Aufl. 1980.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag: 15./18. Juni 1925

2. Kongreß des AfA-Bundes in München. 87 Delegierte vertreten rd. 540 000 Mitglieder. Tagesordnung: Handelspolitik und Angestellte (R. Hilferding); Fortführung der Rätegesetzgebung (O. Schweitzer); Kampf um den Achtstundentag (F. Schröder); Gewerkschaften und Steuerpolitik (K. Heinig); Bedeutung der demokratischen Republik für den sozialen Gedanken (H. Preuß.) Der Kongreß fordert die umgehende Einbringung eines Arbeitslosenversicherungsgesetzes. Er protestiert gegen die Absichten der Reichsregierung, dieses Gesetz nur auf einen Teil der Arbeitnehmer zu erstrecken und durch Festsetzung der Krankenversicherungsgrenze als Höchstgrenze für die Arbeitslosenversicherung breite Kreise der Angestellten außerhalb der Versicherung zu lassen. Für den geplanten Gesetzentwurf über den endgültigen Reichswirtschaftsrat verlangt der AfA-Bund eine wirklich paritätische Zusammensetzung und die ungeschmälerte Aufrechterhaltung der dem Reichswirtschaftsrat nach Art. 165 der Reichsverfassung zugesprochenen Befugnisse.
Der Kongreß protestiert gegen den geplanten neuen Zolltarif, da damit neue Preissteigerungen verbunden sind und verlangt die gesetzliche Wiedereinführung des Achtstundentages. K. Heinig kennzeichnet den derzeitig geltenden Grundsatz der Reichssteuergesetzgebung als Schutz, Unterstützung und Förderung der Großkapitalbildung. Die Gewerkschaften haben die Aufgabe, der unehrlichen Staatsfinanz- und Wirtschaftstheorie der Reichsregierung entgegenzutreten und sie zu zwingen, den Weg zur gemeinnützigen Wirtschaftsführung zu beschreiten. Die Masse des Volkes sei nicht nur Steuerträger, sie sei in Wirklichkeit das lebende Fundament der Wirtschaft.
Zu Vorsitzenden des AfA-Bundes werden S. Aufhäuser, W. Stähr und O. Urban wiedergewählt.