Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. -
[Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
In Berlin treten 319 Betriebe mit 300 000 Arbeitern in den Streik gegen die mangelhafte Lebensmittelversorgung und aus Protest gegen die Verhaftung des Leiters der Dreherbranche im Metallarbeiterverband, R. Müller. Der Streik wird von den revolutionären Obleuten, oppositionellen Gewerkschaftsfunktionären, deren Kern die Metallarbeiter bilden, gegen den Willen der Gewerkschaften organisiert. Bereits am zweiten Tag beschließt die Vertreterkonferenz der Gewerkschaften, die Arbeit wieder aufzunehmen, nachdem die Regierungs- und Militärbehörden zusätzliche Lebensmittelrationen versprochen und die Zusage gegeben haben, daß niemand wegen der Teilnahme am Streik zum Militärdienst eingezogen werde. Ein Teil der Betriebe streikt weiter und wird daraufhin unter militärische Leitung gestellt. Ende März hatten bereits in Kiel 26 000 Arbeiter einen zweitägigen Proteststreik durchgeführt. Mitte April kommt es auch in Leipzig zu einem Streik, an dem mehr als 30000 Arbeiter beteiligt sind, die zahlreiche politische Forderungen, darunter die Bildung eines Arbeiterrates, erheben. Der Streik wird von den Gewerkschaften nicht unterstützt.
1. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1975.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001
Stichtag:
16./23. April 1917