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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
5. Oktober 1918

Das "Correspondenzblatt" schreibt über "Die politische Lage":
"Der Kaiser will also eine wirksamere Mitarbeit des Volkes an der Bestimmung der Geschicke des Vaterlands, was nur durch die Berufung solcher Männer in die Regierung, die das Vertrauen des Volkes besitzen, möglich ist. Das ist der Uebergang zum parlamentarischen Regierungssystem...
Indem der Kaiser diese Sachlage anerkennt ..., hilft er ... mit, die Kluft zwischen dem alten und dem neuen Deutschland schneller zu überwinden und dem Vaterlande die Bahn zu einer neuen Zukunft zu ebnen.
Freilich stehen wir erst am Anfange, und niemand täuscht sich über die Schwierigkeiten, die uns bevorstehen. Der Widerstand im Innern muß schleunigst gebrochen und die noch vorhandenen Zöpfe müssen abgeschnitten werden. Auch ist es ein Gebot dringender Notwendigkeit, die neuen Grundsätze in der Verfassung sicherzustellen, um sie gegen spätere Angriffe zu schützen. Die Reform in Preußen gehört zu den ersten Aufgaben der neuen Regierung. ...
Neben den großen Aufgaben auf dem Gebiete der inneren Politik sind die noch größeren auswärtigen Probleme zu lösen. Die nationale Verteidigung muß mit größter Kraft durchgeführt und den neuen Anstürmen der Feinde Halt geboten werden. Es darf auch im Auslande kein Zweifel darüber aufkommen, daß das deutsche Volk keine Sekunde daran denkt, sich von den Feinden überwinden zu lassen. Mit der Uebernahme der Regierung auf die Mehrheitsparteien des Reichstags und der damit verbundenen schnellen Durchführung der inneren Reformen hoffen wir einen so erheblichen Kraftzuwachs zu gewinnen, daß der feindliche Uebermut sich legen muß. ...
Neben der Landesverteidigung ist der baldige Friedensschluß vorzubereiten und zu fördern. ...
Und daher gilt es für uns alle, neben der Durchführung der Demokratie im Reiche und in Preußen auch den Kopf kühl zu halten und ruhige Nerven zu bewahren, um die feindlichen Anstürme abzuwehren. Wir wollen den Frieden der Verständigung, aber nicht den Frieden um jeden Preis. Die Demokratisierung wird uns helfen, einen Frieden zu erringen, der die Entwicklung unserer Wirtschaft und unseres Volkes sicherstellt, ohne die anderer Völker zu beeinträchtigen."



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