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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
28. Januar 1918

Die Haltung der deutschen Vertreter bei den Verhandlungen von Brest-Litowsk löst eine große Unruhe bei der Arbeiterschaft aus. In den Rüstungsbetrieben Berlins und Umgebung bricht ein Streik aus, an dem sich bereits am ersten Tag 100.000 Arbeiter beteiligen. Die Zahl steigt weiter an und erreicht nach Aussage des Innenministers 180.000, nach der der Streikleitung 300.000. Der Streik hat von Beginn an politischen Charakter. Ein Arbeiterrat aus 250 Vertrauensleuten wählt zur Leitung der Streikbewegung einen Aktionsausschuß, dem im Laufe des Tages W. Dittmann, H. Haase, G. Ledebour von der USPD und O. Braun, F. Ebert sowie Ph. Scheidemann seitens der SPD beitreten. Doch vor dem Beitritt der letzten beiden werden von der Streikleitung folgende Forderungen erhoben: Rasche Herbeiführung des Friedens ohne Annexionen; Zuziehung von Arbeitervertretern aller Länder zu den Friedensverhandlungen; ausgiebigere Lebensmittelversorgung; Aufhebung des Belagerungszustandes sowie aller Ausnahmebestimmungen, der Zensur und der Militarisierung der Betriebe; Freilassung aller wegen politischer Vergehen Inhaftierter und Verurteilter und durchgreifende Demokratisierung der gesamten Staatseinrichtungen, zunächst aber die Einführung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts für alle Männer und Frauen vom 20. Lebensjahr ab für den preußischen Landtag. Die Beteiligung der Generalkommission wird von der USPD strikt abgelehnt.
Auch in anderen Städten kommt es unter dem Eindruck der Berliner Vorgänge zu Streiks, so in Hamburg, Kiel, Bremen, Danzig und Leipzig. In München fordern Streikende nach einer Rede von K. Eisner die sofortige Beendigung des Krieges. K. Eisner wird verhaftet und wegen Landesverrats angeklagt.



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