Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
In Berlin findet eine Konferenz des Kriegsausschusses für Konsumenteninteressen statt. Diesem Ausschuß gehören 60 zentrale Organisationen an.
Stichtag:
16. Mai 1915
Der Ausschuß bezeichnet die bald nach der Aufnahme seiner Tätigkeit erfolgte Brotgetreidebeschlagnahme als seinen ersten großen Erfolg. Mit gleicher Entschiedenheit, aber mit wechselndem Glück, wurde die Agrarpreispolitik der Regierung bei den Kartoffeln und beim Fleisch bekämpft. Auch in der Frage einer stärkeren Verwendung von Magermilch und Zucker, eines Verbots der Schnapsbrennerei, der Besserung der Rechtslage der Kriegerfamilien beim Mietsvertrage, der Abwehr einer Kürzung von Gehältern und Löhnen usw. wurde zugunsten der Verbraucher mit Nachdruck gewirkt.
Die Konferenz verlangt für die kommende Zeit u.a.: Sicherstellung auskömmlicher Menschenernährung (vor dem Vieh) zu erträglichen Preisen; Beschlagnahme hinreichender Mengen von Getreide, Hülsenfrüchten sowie Kartoffeln; öffentliche Enteignungs- und Sicherungsbefugnisse für andere elementare Massenbedarfsartikel; Fortführung und gegebenenfalls Weiterbildung des gemeinwirtschaftlichen Verteilungsverfahrens nach Kopfmengen für Brot usw.; systematische Durchbildung der Höchstpreisfestsetzung für Produzenten und Händler; Anwendung des Strafgesetzes gegen wucherische Ausbeutung der Notlage des Reiches und seiner Bürger; Errichtung einer Reichsernährungsbehörde.