DIGITALE BIBLIOTHEK DER FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG

DEKORATION DIGITALE BIBLIOTHEK DER FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG DEKORATION


TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
1913

Sechs Konzerne: Gelsenkirchener Bergwerks AG, Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten-AG, Phönix AG für Bergbau- und Hüttenbetrieb, Krupp, Thyssen und Vereinigte Burbach kontrollieren 45 Prozent der schweren Stahlwerksproduktion im Stahlwerksverband, 25 Prozent der Produktion im Roheisensyndikat und 22 Prozent der Gesamtquote des Rheinisch-westfälischen Kohlensyndikats.

Seit 1890 steigen die durchschnittlichen Löhne der Arbeitnehmer in Industrie, Handel und Verkehr um rund ein Drittel.
Doch es gibt noch erhebliche Differenzen in den einzelnen Industriebereichen, so z.B. zwischen der Druck- und der Textilindustrie.

Für 40,7% der tarifgebundenen Arbeiter gilt eine Arbeitszeit von 54 und weniger Stunden. Während die Industrien der Steine und Erden, der Bauwirtschaft und die Verkehrsgewerbe noch Arbeitszeiten von über 58 Stunden haben, fallen sie in der Maschinen-, Leder- und Holzindustrie und in den Graphischen Gewerben kaum mehr ins Gewicht. Die absolut längsten Arbeitszeiten sind im Verkehrsgewerbe festzustellen - für 76,5% der tarifgebundenen Personen mehr als 58 Stunden, dabei für 21,1% sogar mehr als 64 Stunden -, die kürzesten in der Leder- und Holzindustrie - für 28,8% bzw. 37,4% 52 Stunden und darunter - und im Baugewerbe für 78% unter 48 Stunden. Arbeitszeiten von 48 Stunden gelten erst für 2-3% aller tarifgebundenen Personen. Nur im Handelsgewerbe für 10,6% und für das Baugewerbe im Winter 87,9% gilt der Achtstundentag.
Ansonsten bewegen sich die üblichen Arbeitszeiten zwischen 8,5 und 10 Stunden.
In der Metall-, Papier-, Leder- und Holzindustrie und in den Graphischen Gewerben gilt für einen Großteil der tarifgebundenen Arbeiter eine tarifliche Arbeitszeit von 8,5 - 9 Stunden, während in der Textil- und der Nahrungs- und Genußmittelindustrie, dem Bekleidung- und Reinigungsgewerbe und der Bauwirtschaft (im Sommer) gewöhnlich Arbeitszeiten zwischen 9 und 10 Stunden vereinbart sind.
Der Prozeß der Arbeitszeitverkürzung verläuft von Branche zu Branche, von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich. Neben der Steigerung der Produktivität haben die Kämpfe der Gewerkschaften zu dieser Entwicklung wesentlich beigetragen. Allerdings ist nicht zu übersehen, daß diese Erfolge von einer fortschreitenden Intensivierung bzw. Verdichtung der Arbeit begleitet werden.

Zwischen 1892 und diesem Jahr treten 2,1 Millionen Arbeiter dem Metallarbeiterverband bei, im gleichen Zeitraum verlassen 1,6 Millionen einmal oder mehrfach den Verband. Die Quote der Mitglieder, die den Verband noch im Jahr ihres Eintritts wieder verlassen, schwankt zwischen 1904 und 1913 zwischen 27% und 35%.
Somit verbleibt dem Verband ein Mitgliederzuwachs von rund 530.000.
Über die Hälfte der Verbandsangehörigen gehören der Metallgewerkschaft länger als drei Jahre an.
Bei ein- bis zweijähriger Mitgliedschaft liegen die Austritte bei weit über 50%. Eine Stabilität setzt erst bei einer Mitgliedschaft von mehr als drei Jahren ein. Hier gibt es sicher eine Verbindung zwischen Mitgliedsbeiträgen und Organisationsleistungen. Seit 1903 setzt erst nach einjähriger Mitgliedschaft die Unterstützungsberechtigung für die Reise- und Arbeitslosenunterstützung ein. Die Höhe der Unterstützung ist zudem nach Dauer der Mitgliedschaft gestaffelt.

Die Fluktuation der Gewerkschaftsmitglieder liegt in den Verbänden noch zwischen 40 und 70%.
Für alle Verbände kann man jedoch feststellen, daß Jahre guter Konjunktur zugleich Jahre hoher Fluktuation sind. In den Jahren der konjunkturellen Stockung schwächen sich die Mitgliederbewegungen in den Verbänden merklich ab. Auch verbandsinterne Maßnahmen, wie z.B. Beitragserhöhungen, Änderungen bei den Unterstützungsleistungen, Streichung aus den Mitgliederlisten wegen "Beitragsabstinenz", wirken sich auf die Mitgliederbewegung aus.
Die Verbände mit einem hohen Anteil ungelernter Arbeiter haben immer noch größere Probleme mit der Fluktuation als die traditionsreichen Berufsverbände.
Die Austritte oder auch Anschlüsse treten nach nur ein- und zweijähriger Mitgliedschaft wesentlich häufiger auf als bei längerer.



Vorhergehender StichtagInhaltsverzeichnisFolgender Stichtag


net edition fes-library | 1999