Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Der SPD-Parteivorstand und die Generalkommission rufen die deutsche Arbeiterschaft nach den Moabiter Ereignissen zu Massenversammlungen auf. "Statt eines freien Wahlrechtes in Preußen - Streik- und Zuchthausgesetze gegen die Arbeiter! Das droht für die nächste Zukunft! Arbeiter! Diese nichtswürdigen Pläne müssen vereitelt werden!
Stichtag:
8. Oktober 1910
Es ist Protest dagegen zu erheben, daß die Polizei bei jedem Streik für die Unternehmer eintritt und durch Massenaufgebot von Polizeiorganen, das angeblich dem Schutz der Streikbrecher dienen soll, die Streikenden hindert, ihre gesetzlichen Rechte auszuüben!
Es ist Protest dagegen zu erheben, daß die Streikbrecher, die vielfach vorbestrafte gewalttätige Elemente sind, mit Waffen ausgerüstet werden, mit denen sie die Streikenden und die öffentliche Sicherheit gefährden.
Es ist Protest dagegen zu erheben, daß Vorgänge, wie in Moabit, deren Ursachen in dem Verhalten der Polizei bei Streiks zu suchen sind, dazu herhalten sollen, die Notwendigkeit von Ausnahmegesetzen gegen Streikende, d.h. gegen die Gewerkschaften zu begründen.
Nur eine Änderung des Verhaltens der Polizei bei Streiks wird Krawalle wie in Moabit verhindern. Nicht gegen die gewerkschaftlich organisierte Arbeiterschaft, sondern gegen die Übergriffe der Polizei sind Gesetze notwendig!
Arbeiter! Wir rechnen auf Euch! Tut Eure Schuldigkeit! Der neue Anschlag der Reaktion muß mit aller Wucht abgeschlagen werden!"