Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Die Generalversammlung des Vereins der Cigarrensortierer in Leipzig ändert den Vereinsnamen in "Verband der Cigarrensortierer und Kistenkleber Deutschlands".
Stichtag:
22./27. April 1905
Sie hält ein allgemeines Verbot der Haus- und Sonntagsarbeit für die Mitglieder der Organisation durch die Gewerkschaft zur Zeit noch nicht für durchführbar; dieselbe erwartet jedoch von den Kollegen, daß sie aus eigenem Antrieb im Interesse der Arbeitslosen Haus- und Sonntagsarbeit möglichst vermeiden.
"Die Generalversammlung erkennt als erstrebenswertes Ziel der Tabakarbeiterbewegung die Vereinigung sämmtlicher Gruppen der Tabakindustrie in einem die berechtigten Interessen aller wahrenden Industrieverbande. Die Generalversammlung ist jedoch der Ansicht, daß die Vorbedingungen zur Zeit noch nicht gegeben sind, eine solche Vereinigung ohne Schädigung des Organisationsverhältnisses der Sortierer herbeizuführen. Sie gibt der Hoffnung Raum, daß die jetzt auch im Tabakarbeiterverband eingeführte Arbeitslosenunterstützung sich bewähren und derselbe im stande sein wird, auf der jetzigen Basis zum weiteren Ausbau seiner Verbandseinrichtungen zu schreiten und infolgedessen die zur Zeit noch zu großen Unterschiede zwischen beiden Organisationen mehr und mehr ausgeglichen werden.
Die Generalversammlung beauftragt den Vorstand, zur Herbeiführung eines wirksamen Zusammenarbeitens beider Organisationen mit dem Vorstande des Tabakarbeiterverbandes in Verhandlungen zu treten.
Die Generalversammlung erhebt energischen Protest gegen jede Mehrbelastung der Tabakindustrie durch Steuern und Zölle, weil die Wirkung derselben auf die im Gewerbe beschäftigte große Zahl von Arbeitern und Arbeiterinnen eine weitere Verschlechterung ihrer ohnehin schon recht traurigen Lohn- und Arbeitsverhältnisse bringen würde; namentlich im Interesse ihrer im Gewerbe tätigen alten Kollegen, die bei einer durch die Mehrbelastung des Tabaks eintretenden Geschäftskrisis in erster Linie durch Arbeitslosigkeit betroffen und infolge ihrer geschwächten Gesundheit in keinem anderen Berufe sich ernähren könnten."
A. v. Elm wird wieder zum Vorsitzenden gewählt.