Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den
Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger
Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der
Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999
Die Generalversammlung des Verbandes der Lederarbeiter in Magdeburg beschließt die Einführung der Arbeitslosenunterstützung. Sie erblickt im Abschluß "tariflicher Vereinbarungen mit Vertretungen oder Organisationen der Unternehmer in prinzipieller Hinsicht eine Anerkennung der Gewerkschaft als berechtigte Vertretung der Arbeiter und ihrer Gleichberechtigung mit der Organisation der Unternehmer bei der Festsetzung der Lohn- und Arbeitsbedingungen, die auch materiell den Abschluß der einzelnen Arbeitsverträge günstig beeinflussen kann, insoweit der Tarifvertrag bindende Verpflichtungen der Unternehmer enthält. Es muß die wichtigste Aufgabe der Vertreter der Arbeiter bei Lohnbewegungen sein, diese Arbeitsbedingungen für die Arbeiter so günstig wie irgend möglich zu gestalten und bei der Dauer der Vereinbarungen zu berücksichtigen, daß die Tariferneuerung nicht in eine Zeit des wirthschaftlichen Niederganges und der geschwächten Aktionsfähigkeit der Gewerkschaft fällt. Wie es aber schon zur Herbeiführung eines für die Arbeiter günstigen Tarifvertrages einer starken Organisation der Arbeiter bedarf, so hängt auch die Durchführung der Aufrechterhaltung des Vereinbarten in erster Linie von der Schutzwehr einer jederzeit schlagfertigen Gewerkschaft ab. Außerdem bedarf die Durchführung tariflicher Arbeitsbedingungen der unverbrüchlichen Vertragstreue beider Tarifparteien, für welche die beiderseitigen Organisationen volle Gewähr bieten müssen."
Stichtag:
31. März / 4. April 1902
Der Vorsitzende hält die Einführung eines einheitlichen Tarifs für die Weißgerber für möglich, empfiehlt aber die größte Vorsicht hinsichtlich der Kündigungsfrist.
Auch der Lederabeiterverband führt eine Hinterbliebenenunterstützung ein. Bei der nächsten Verbandsstatistik sollen auch die Anzahl der Blut- und Milzbrandvergiftungen unter den Lederarbeitern festgestellt und dieses Material dem Reichstag übermittelt werden.
Einige Delegierte klagen über die Agitationsweise des Fabrik-, Land- und Hülfsarbeiterverbandes und hoffen auf eine Klärung auf dem kommenden Gewerkschaftskongreß.
Zum Vorsitzenden wird Heinrich Mahler gewählt.