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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
21./25. September 1896

Der Kongreß und die Generalversammlung des Vereins der Schuhmacher in Kassel protestiert gegen die unmenschlichen Arbeitsbedingungen der Schuhmacher, vor allem in der Heimarbeit, und fordert von der Reichskommission für Arbeiterstatistik, Erhebungen über die Lohn- und Arbeitsbedingungen in der Schuhmacherei zu veranstalten.
Die Gewerkschaftsmitglieder werden aufgefordert, sich für die neunstündige Arbeitszeit in den Schuhfabriken und die zehnstündige im Kleingewerbe einzusetzen. Die Arbeitsmaterialien und Zubehörartikel sind von den Unternehmern, den Schuhmachern unentgeltlich zur Verfügung zu stellen.
Die in Heimarbeit tätigen Schuhmacher müssen in die Arbeitsschutzgesetze und die Gewerbeordnung mit einbezogen werden.
"In der Erwägung, daß die Arbeitslosenunterstützung die Mitglieder fest und dauernd an die Organisation kettet; in der weiteren Erwägung, daß die Einführung der Arbeitslosenunterstützung der Organisation als Kampfesorganisation keinen Abbruch thut, in der fernern Erwägung, daß die Unterstützung der Arbeitslosen ein Gebot der Humanität und Brüderlichkeit ist", sollen Erhebungen über die Einführung einer Arbeitslosenunterstützung seitens des Vorstands durchgeführt werden. Den Zahlstellen wird empfohlen, die Arbeitslosenunterstützung lokal einzuführen.
Nach kurzer Debatte beschließt die Generalversammlung mit großer Mehrheit, keine Beiträge mehr an die Generalkommission zu zahlen, obwohl es nach Auffassung des Vertreters der Generalkommission gerade die Schuhmacher dringend nötig haben, sowohl bei der Agitation wie bei Streiks die Unterstützung anderer Gewerkschaften in Anspruch zu nehmen.
Die von der Generalkommission fortgesetzt betriebene Agitation käme auch den Schuhmachern zu Gute und die verhältnismäßig geringe Summe, welche als Beitrag gezahlt wird, käme vielfältig durch die Solidaritätsbezeugung anderer Gewerkschaften wieder ein. Die Gegner der Generalkommission behaupten jedoch, daß diese für die Organisation der Schuhmacher keinen Zweck habe. Für größere Bezirke sollen Agitationskommissionen eingesetzt werden.



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net edition fes-library | 1999